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Kein Aprilscherz: Nitsch im Sauna-Ruheraum

REISEKULTUR / LEOGANG / KRALLERHOF

01/04/11 Es wird schnell klar, dass im Krallerhof ein Hotelier das Sagen hat, der sich etwas macht aus Kunst. Gerhard Altenberger ist auch bereit, dafür Geld in die Hand zu nehmen. Wieviel er jüngst für sieben riesenformatige Arbeiten von Hermann Nitsch ausgegeben hat, verrät er freilich nicht.

Von Reinhard Kriechbaum

altAber immerhin sagt er recht frech: „Bei unserem Schuldenstand fällt das nicht so ins Gewicht.“ Das glaubt man dem Leoganger Hotelier aufs Wort. Der Krallerhof in Leogang, ein Viersterne-Hotel von gewaltigen Dimensionen, war vor vier Jahrzehnten noch Bauernhof mit ein paar Privatzimmern. Jetzt ist es einer der touristischen Leitbetriebe im Bundesland.

Der erste Eindruck: ein etwas ins Kraut geschossenes Riesenhotel. Haus an Haus ist gebaut und mit den Nachbargebäuden verbunden worden. 124 Zimmer, über 250 Betten. Ob man sich da wohlfühlen wird, denkt man unwillkürlich beim Einchecken. Aber schon der zweite und dritte Blick machen staunen, vor allem wenn man auf die Details achtet.

altEin tollkühnes, aber gediegen arrangiertes Sammelsurium an Antiquitäten und – auch – an moderner Kunst. „Ich kaufe gerne im Dorotheum ein“, sagt Hotelier Gerhard Altenberger. Er geht aber auch in so mancher Galerie ein und aus.

Mit dem Kauf von sieben Nitsch-Arbeiten und deren Hängung im Wellnessbereich hat Altenberger wohl einen kunst-touristischen Knalleffekt gesetzt. Dass der riesige Ruheraum gleich sechs der immerhin fünf bis acht Quadratmeter großen Schüttbilder verträgt, darf einen nicht wundern: Die Architektur ist für diese Bilder geschaffen, der Raum also um die Kunstwerke herum gebaut worden. So geht kein anderer Hotelier mit Kunst um. „Man hofft natürlich, dass neue Leute kommen, die das sehen wollen – wir sind ja auch Geschäftsleute.“

altIn den Zimmern und Suiten überrascht so manches Bild, manche Wand-Installation. Übrigens hat auch schon der Seniorchef Kunstwerke gekauft. So kommt man im Krallerhof gleich zu 21 Werken der Keramikerin Gudrun Baudisch. Vater Altenberger war aber vor allem Schifahrer und Begründer der örtlichen Schischule. Seine österreichische Schilehrer-Lizenz hat die Nummer eins!

altAm bemerkenswertesten im Krallerhof ist der „Farbsuitentrakt“. Kunst und Antiquitäten zuhauf findet man in den 24 großzügigen Suiten auf jeweils etwa siebzig Quadratmetern: Da liegen alte Nomadenteppiche auf edlen Holzböden. In die Architektur integriert sind Versatzstücke aus dem Antiquitätenhandel.Die Minibars verstecken sich hinter Fensterläden aus spanischen Fincas oder griechischen Bauernhäusern. Keine Suite gleicht in der künstlerische Ausstattung der anderen.

Man muss natürlich auch der touristischen Erwartungshaltung entgegen kommen und pflegt das, was viele Kunden unter „urig-rustikal“ erwarten. Aber daneben auch jener Hang zum Extravaganten, zur zeitgenössischen Kunst. Vieles ist mit gutem Händchen ausgewählt: „Uns verbindet eine langjährige Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem Künstler Tony Waltinger, der Knst und Natur, Westliches und Exotisches harmonisch zu verbinden versteht“, so Altenberger über seinen Wiener Künstler-Freund.

altTony Waltinger übernimmt also die künstlerische Feinabstimmung, seine Handschrift kann man immer wieder gut herauslesen. Auch im Wellnessbereich hat Tony Waltinger Hand angelegt und zum Beispiel das Tepidarium in Indigo- und Ultramarin-Farbtönen gestaltet - mit teils hundert Jahre alten Farbpigmenten.

altFreilich, ein solches touristisches Großunternehmen mit eigenen Kunst-Vorstellungen in Einklang zu bringen, ist eine Gratwanderung. Ohne Kompromisse kommt man nicht aus. Aber der Hotelier und Kunst-Liebhaber Gerhard Altenberger und seine Familie verstehen es, auch dort eine individuelle Note einzubringen, wo sich Ballermann-Image und Schipiste kreuzen.

Die Kraller-Alm, ein auf alte Almhütte getrimmtes Lokal gleich nebendem Hotel, ist Disco und Volkskundemuseum zugleich. „Spinnen und Weben“ ist hier das Thema und es stehen allerlei Gerätschaften herum. Die Wellness-Landschaft sucht ihresgleichen, architektonisch, und auch in der künstlerischen Ausstattung. Und das Neueste in Sachen Wohlfühlen: Es gibt 17 Power-Sleeping-Räume. Zirbenholz sei einem geruhsamen Schlaf besonders zuträglich heißt es, Schafschurwolle ebenfalls. Und die Betten sind geerdet, hängen quasi am Nullleiter.

Bilder: dpk-klaba
Wellnesshotel Der Krallerhof
Rain 6 
5771 Leogang
0 6583 / 8246 ; Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! ; www.krallerhof.com
Zum Porträt Hermann Nitsch {ln:„Ich bin gerne berauscht, aber kein Alkoholiker“}

 

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