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Mozartkugeln für alle Wesen

REPORTAGE / BUDDHISMUS IN SALZBURG 1

22/09/11 Das katholische Salzburg unten in der Altstadt feiert das Fest des Landesheiligen vorab mit Kettenkarussell, Autodrom und Zuckerwatte. Derweil sich das buddhistische Salzburg auf oben auf dem Mönchsberg auf die Einweihung einer „Stupa“ vorbereitet.

Von Heidemarie Klabacher

altHolzmeisterstiege hinauf. Dr.-Herbert-Klein-Weg. Oskar-Kokoschka-Weg. Buffet „Richterhöhe“ rechts. Da steht also, was der gelernte Salzburger als Bausünde - nicht als Symbol - schon un’gschauter halb abzulehnen gesonnen war. Ein wenig gedrungen steht sie da, die Stupa. Fest gemauert in der Erden. Über quadratischem Sockel und einem erntekrone-artigen Element aus Granit strahlt eine goldene Spitze.

„Das tut nicht weh. Echt nicht.“ Nach solch spontanem Erstbefund also Lokalaugenschein. DrehPunktKultur war am Mittwoch (21.9.) Nachmittag auf dem Mönchsberg. Da wurde, beinahe benediktinisch, gearbeitet (aufgeräumt) und gebetet.

altDrei Buddhistische Mönche, ein älterer und zwei jüngere, knien an einer Seite der Stupa, die Festung im Rücken. Was sie von querformatigen Blättern ablesen und halblaut rezitieren, klingt rhythmisch markanter, aber doch entfernt wie Rosenkranz. Westliche „Assistenz“ reicht Räucherstäbchen, Teetassen, Schalen mit Rosenblütenblättern. Trommel und Schellen erklingen. Bewegung entsteht. Die Mönche erheben sich. Kniekissen, Lesepulte (simple Plastikkisten) samt Kultgegenständen drauf, werden an die nächste Seite der Stupa getragen. Über dem ältesten Mönch wird der schützende Sonnenschirm neu positioniert.

altWas rezitieren die Mönche? „Es sind vor allem Gebete an die Buddhas. Bitten, dass die Stupa wirken, den Menschen Glück bringen und sie zu sich selber kommen lassen soll“, erklärt später am Telefon Werner Purkhart, der Obmann und Pressesprecher des „Buddhistischen Zentrums Salzburg-Linzer Gasse für Diamantweg-Buddhismus“.

altVor allem seien es Wünsche für alle Wesen hier am Ort. „Man schaut im Buddhismus, dass man die Natur-Energien besänftigt, wenn der Mensch in die Natur eingreift. Wie man sich auch bei dem Tier bedankt, das man isst.“

altDas gehe auf einen schamanistischen Hintergrund des Buddhismus zurück: „Wenn man die Erde aufreißt, auch wenn man eine Stupa darauf baut, muss man danken.“ Manche Natur-Energien können „lästig werden, wenn sie sich gestört fühlen“.

Noch ist alles friedlich auf dem Mönchsberg. Holzpaletten über dem weichen Erdboden, darauf gar nicht wenige buddhistische Gläubige im Lotossitz. In den zwei Türkenzelten im Hintergrund sind die westlichen Sessel teils besetzt. Vor dem Technik-Zelt ein Schild „Betreten verboten". Touristen und Spaziergänger mit oder ohne Hund kommen vorbei, fast alle bleiben ein Weilchen stehen. Das Bild ist aber auch exotisch: die rot-gelben Gewänder der Mönche, der blaue Himmel, die goldene Spitze, die weiße Festung…

„Er spricht diese Gebete jetzt an allen vier Seiten der Stupa, in alle vier Himmelsrichtungen“, erklärt eine freundliche Dame, die mir einen Platz auf der Matte anbietet. Die Glasschalen auf den Stufen der Stupa seien nicht, wie vermutet, mit Öl oder Honig gefüllt, sondern mit Safran-Wasser.

alt„Das sind Kuchen. Ein Geschenk für die Wesen des Ortes“, erklärt besagte Dame die kleinen Blumen auf dem Mittel-Sockel der Stupa. „Normalerweise“ würden diese Blumen aus Haferflocken und Butter geformt. Diese hier bestünden - aus Haltbarkeitsgründen - aus Fimo-Modelliermasse.

Wieder kommt Bewegung in die Zeremonie. Schnell fotografiert. Goldblumen. Blumenkuchen. Erst das Kamera-Auge erkennt die drei Mozartkugeln auf einem Schälchen voll mit buntem Reis. Auch für die Wesen des Ortes? Von genus loci zu genus loci? Auf jeden Fall das Beste vom Besten: Mozartkugeln vom „Fürst“.

altAuf einem Baumstumpf sitzt ein junger Mann im Lotossitz, Bauhelm auf dem Kopf (er gehört zur Hilfstruppe und hat zuvor noch Bretter verräumt), Gebetsschnur in Händen. Gebetsschnüre, braun oder schwarz, länger, kürzer, sieht man da dort (Welcher Katholik ließe sich mit Rosenkranz in der Öffentlichkeit erwischen?) - aber immer in Burschenhand. Zufall?

Die auffallend frischen Baumstümpfe entlang des Weges haben jedenfalls nur indirekt mit der Stupa zu tun, erklärt der Obmann der „Errichtergruppe“: Das Stadtgarten-Amt habe die Bäume untersucht, als morsch und daher als gefährlich erkannt - und fällen lassen. Da „Natur-Energien“ (und Salzburger) durch sinnloses Bäumefällen auf jeden Fall „lästig“ würden, wollen wir das so akzeptieren. Steigen ab Richtung Rupertikirtag. Überlegend, wie was wohl wäre, wenn Muslime ein Minarett auf dem Mönchsberg errichten wollten. (Wird fortgesetzt)

Am Freitag (23.9.) ist um 16 Uhr die öffentliche Einweihung der Stupa - www.stupa-salzburg.at
Bilder: dpk-klaba
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