Auch Schumanns Musik macht Mut
REPORTAGE / MOZARTEUMORCHESTER / JUGEND
10/04/14 Wenn es ums Tanzen geht, dann sind die Mädchen vorne: „Die Umfrage in der Klasse ‚Was ist Mut für dich?‘ hat ergeben, dass es für die Mädels mutig ist, mit den Burschen zu arbeiten, zu singen und erst recht: zu tanzen. Die Burschen dagegen nahmen alles eher sehr gelassen…“ So eine Notiz zu einem der vielen kreativen Beiträge, die morgen Freitag (11.4.) zur Mittagsstunde im Orchesterhaus zu erwarten sind.
Den dritten Satz von Robert Schumanns Vierter Symphonie wird die 2b-Klasse der Neuen Musik-Mittelschule Maxglan II also in Bewegung umsetzen. Mädchen gemeinsam mit Buben, wohlgemerkt. Es ist das Abschlusskonzert des aktuellen Schulpatenschaftsprojekts zwischen Mozarteumorchester und dieser Schule. Kai Röhrig wird die Symphonie dirigieren – aber das wirklich Wesentliche in dieser Veranstaltung sind natürlich die Beiträge, die sich die jungen Leute selbst zur Musik ausgedacht haben. Da wird einer aus der Klasse 4b, ein Bursche mit Migrationshintergrund, ein Stück auf der Darabuka solo hören lassen. Das ist eine Trommel mit unten verjüngtem Schaft. Die 4a-Klasse hat sich von einem tristen Abschnitt in der Biographie von Robert Schumann (er endete in der psychiatrischen Anstalt) zu eine Klangcollage inspirieren lassen. „ Dieser Lebensabschnitt war geprägt von Einsamkeit, quälenden Geräuschen und Stimmen im Kopf, Erinnerungen an seine geliebte Clara, Depression, Wut, Verfall und letztendlich dem Tod des großen Musikers. Einzig die Besuche durch seinen Freund Johannes Brahms, hier dargestellt durch ein Brahms-Zitat auf der Geige, haben vielleicht vorübergehend Linderung gebracht“, schreiben die jungen Leute im Programmheft.
„OrchesterlabOHR“ heißt das Jugendprogramm des Mozarteumorchesters. Das Partnerschaftsprojekt mit der Neuen Musik-Mittelschule Maxglan II stand unter dem Motto „Hast du Mut…?“ Jede Klasse habe das, was morgen gezeigt wird, in nur zwei Doppelstunden hochkonzentriert erarbeitet, erklärt Projektleiterin Monika Sigl-Radauer. Musikerinnen und Musiker des Orchesters haben sich in Workshops eingebracht: Lauro Comploi (Violine), Ursi Eger (Violoncello), Reinhard Gutschy (Klarinette), Ingrid Hasse (Flöte), Michael Mitterlehner-Romm (Schlagwerk), Doris Rehm (Harfe), Toshie Sugibayashi (Viola) und Katharina Teufel-Lieli (Harfe).
Ganz unterschiedliche Dinge sind herausgekommen: Eine Klangcollage „Robert und Clara“ kommt zum Beispiel von der Klasse 1b: „Die Entwicklung mit einem musikalischen Clara- und einem Robert-Motiv zeigt den Weg: ‚Verliebt-Mut-Glück-Wahnsinn‘.“ Das klingt fast ein wenig altklug. Während das Orchester Einleitung und Exposition des ersten Symphoniesatzes spielt, wird man Bilder zum Thema „Mut“ der Klassen 1a und 1b sehen. Die Durchführung des Symphoniesatzes? Dem Wort hat die 4b-Klasse ein Rufzeichen drangesetzt. Die Musik regte die Schüler zu graphischer Notation an, aus der Bewegungsqualitäten wie „schlagend“ oder „schwingend“ abgeleitet wurden. „Diese Elemente wiederum lieferten die Assoziationen zum Alltag zweier scheinbar rivalisierender Cliquen, aus denen die Schüler eine eigene Choreografie entwarfen.“ Das klingt ja fast ein wenig nach West Side Story in Maxglan – oder Freitag eben im sonst eher friedlichen Nonntal.
Zum (langsamen) Symphoniesatz ist den jungen Leuten eine „Mutige Romanze“ eingefallen. Im Rahmen eines Projekts „Die Kammer - Verführung pur und obskur“ bei der Stiftung Mozarteum haben sie einen Film gedreht. Der wird nun gezeigt, während man die Musik anhört.
Wer sich so produziert, braucht Ohren, Erfindungsgabe – und natürlich Mut. Eine Stimme aus der 3b-Klasse: Für jede und jeden von ihnen sei es mutig, „alleine über eine große Bühne zu gehen, 400 Augen sind auf mich gerichtet … aber die Musik Robert Schumanns unterstützt mich“. (MOS/dpk-krie)