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Mit Darmsaiten vor einem Steinway

STIFTUNG / KAMMERKONZERT

09/04/14 Drei musikalische Gestalter, ein gemeinsamer Atem, eine Klangvorstellung, ein Spannungsverständnis: Ein leidenschaftliches ansteckendes Bekenntnis zur Kraft der Musik offenbarten am Dienstag (8.4.) im Großen Saal des Mozarteums Joshua Bell (Violine), Steven Isserlis (Cello) und Dénes Várjon (Klavier).

Von Christiane Keckeis

Schon in den ersten Tönen von Schumanns Phantasiestücken für Klavier, Violine und Violoncello op. 88 wird klar: Die drei schwingen miteinander. Die Romanze, nicht kitschig, innig, die Tonvorstellung abgeglichen – die Musiker spüren einander gut. Zwischen energischem Strich, barocker Fragilität, beweglicher Leichtigkeit wird die Humoreske ausgeleuchtet, im Duett begegnen sich Violine und Cello, schlicht und innig, in einem fahlen Piano endend.

Chopins Sonate g-moll für Klavier und Violincello fordert beide Instrumentalisten gleichermaßen, klanglich ineinander verwoben, miteinander dialogisierend, wie auch ineinander verschwimmend. Eher fein und differenziert als satt und klangvoll tut sich Isserlis Stradivari-Violoncello mit Darmsaiten etwas schwer gegen das – trotz Várjons feinfühligem Spiel – übermächtige Klavier. Die Balance ist gestört, was schade ist, denn facettenreich und mit Leidenschaft gestalten die Musiker auch hier. Da ist der Zuhörer dann schon ein wenig dankbar, wenn das Cello im Largo seinen großen singenden Auftritt hat und das Klavier den begleitenden Part erfüllt. Schlicht und empfunden gestaltet Isserlis die Melodielinien mit gut dosiertem Vibratoeinsatz. Überhaupt, immer wenn es ins Piano geht, entstehen berückend schöne Momente, wogegen da, wo Brillanz und Blühen wünschenswert wären, die Grenzen der Besaitung deutlich werden. Das geht zu Lasten der intensiven leidenschaftlichen Emotion, die sich dann teilweise leider nur über die wilde Bewegung von Isserlis herrlichen Locken vermittelt. So ist die Frage unvermeidlich: Chopin mit Darmsaiten vor einem Steinway, muss das sein?

Als facettenreicher Erzähler beginnt Joshua Bell Schumanns Sonate Nr. 1 für Violine und Klavier, ganz nah am emotionalen Atem, mit wundervoll variablem Ton. Er nimmt die Zuhörenden mit auf eine Reise durch Schumanns Welt zwischen Leidenschaft, Elegie, Lieblichem und purer Energie und hält die Spannung bis zum hochdramatischen Schluss.

Mendelssohn Bartholdys Trio Nr. 1 d-moll gerät schließlich zum laut bejubelten Höhepunkt des Abends. Da passt einfach alles: das Spiel zwischen Spannung und Entspannung, das Ineinandergreifen, Farbenwechseln, alles ist spürbar hinterfragt und empfunden. Was für ein Scherzo! Kobolde werden vor dem inneren Auge sichtbar, die in einer Lebendigkeit sich necken, dann wieder kurz ernst werden, um gleich wieder ins übermütige Spiel zu kippen. Die Musiker spielen mit blitzenden Augen und vollem Körpereinsatz, ansteckend bis ins leidenschaftliche fulminante Finale, wo die drei die Tempospannungen ausreizen bis ins letzte, wundervoll, spannend, atemberaubend.

 

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