asdf
 

Teuflisch gut

CAMERATA SALZBURG / BENJAMIN SCHMID

03/01/14 „Von teuflischen Engeln und himmlischen Teufeln“: ein Titel wie geschaffen für Benjamin Schmid, der mit Salzburgs Parade-Kammerorchester zu Silvester und am Neujahrstag im Großen Saal des Mozarteums begeisterte.

Von Horst Reischenböck

064Es war beileibe kein musikalisches Fegefeuer, sondern eine so überlegte wie abwechslungsreiche Folge klingender Leckerbissen, gespickt mit Raritäten. Im Haus des Teufels ging es los, und es endete mit dem Anklopfen an der Himmelpforte.

Eine kleine Verbeugung vor Christoph Willibald Gluck als einem der Jahresregenten: gleich zum Auftakt: das leidenschaftliche Finale von Luigi Boccherinis d-Moll-Sinfonie op. 12/4 bzw. G. 506 „La casa del diavolo“, in dem er zum Hauptthema dieses Sonatenhauptsatzes den Furientanz der französischen Version von dessen „Orfeo ed Euridice“ variierte. Oder, nach der Pause, in Fritz Kreislers überirdisch verströmender Reverenz-„Melodie“, die auf dem „Reigen der seligen Geister“ basiert. Adaptiert durch den Camerata-Cellisten Shane Woodborne.

Den ersten Programmteil bestimmte Italien. Istrien-Besucher freilich wissen, dass dort, im Hafen des heute slowenischen Piran, die Statue von Giuseppe Tartini steht. Dort wurde der ob seiner „Teufels-Triller“-Sonate nach wie vor in Virtuosenkreisen berühmt-berüchtigte Komponist geboren. Klar, dass sich Benjamin Schmid, schwarz gekleidet und mit rotem Stecktuch, in einer „höllisch“ ausgerichteten Programmfolge diesem Stück nicht versagen mochte. Bearbeitet hat es der bei uns so gut wie unbekannte Verismo-Komponist Riccardo Zandonai (er hat u. a. die Episode von „Francesca da Rimini“ aus Dante Alighieris 5. Gesang des Inferno in seiner „La divina Commedia“ durchaus effektvoll und bühnenwirksam veropert). Die ohnedies hohen technischen Anforderungen hat Benjamin Schmid dann noch mit einer ausgedehnten Kadenz von Fritz Kreisler getoppt.

Nach dem Ruhepunkt von Giacomo Puccinis „Crisantemi“-Elegie, in deren Orchesterfassung die Camerata-Streicher ihre Meriten subtil als groß besetztes Quartett einbrachten, konnte Schmid natürlich am „Teufelsgeiger“ Niccolo Paganini nicht vorbei. Verschiedentlich schon engagierte er sich für den Kopfsatz aus dem Violinkonzert Nr. 1 in D-Dur op. 6 in der Kreisler-Version, diesmal für die weiteren beiden Teile im Original: voll ausdrucksvoll dramatischer Hingabe die opernhafte Gesangsszene des Adagios auskostend und danach als bestechender Hexenmeister aller im Rondo aufgetürmten virtuosen Klippen.

Nach der Pause ging es leichter geschürzt in Jacques Offenbachs immer wieder zündende Ouvertüre zu „Orphée aux Enfers“: ausgezeichnetes Futter für die durch Schmid als Primus inter pares animierte und blendend disponierte Instrumenten-Crew auf dem Podium. In „Mephistos Höllenrufe“, den Walzer op. 101, mischte Johann Strauß Sohn durchaus satanisch anmutende Klänge, genauso in seine schwungvolle „Lucifer-Polka“ op. 266. Joseph Lanners „Die Abendsterne“ op. 180 galt dann ganze zärtliche Hingabe, und das bedeutete die Grenzüberschreitung in himmlische Gefilde: Herb Berger arrangierte sowohl Irvin Berlins „Cheek to cheek“ wie „Knockin’ on Heaven’s Door“ von Bob Dylan, in denen sich Burgi Pichler, Kontrabassistin der Camerata, als veritable Jazzsängerin präsentierte. Und für Schmid, nun im weißen Dinerjackett, modelte er noch Paganinis 24. Solo-Caprice zum Bossa nova. Anhaltender Jubel.

Bild: www.benjaminschmid.com

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014