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Ein ansehnliches Bruttovokalgewicht

JUBILÄUMSKONZERT / VOICES UNLIMITED

03/12/13 Es ist einem Ensemble zu gratulieren, das in corpore für Aufbruch in der Salzburger Ensembleszene steht und trotz seiner internationalen Erfolge weiterhin über Potential zum weiteren Ausreizen verfügt. Dazu über eine Fan-Gemeinde, die diesen Weg mit Liebe und Enthusiasmus begleiten will.

Von Erhard Petzel

111Zehn Jahre Hochkonjunktur für Voices Unlimited. Das Jubiläumskonzert am Samstag (30.11.) war Tage zuvor schon ausverkauft. Ein solcher Anlass ist ein guter Grund, ordentlich auf den Putz zu hauen mit dem Bruttovokalgewicht. Da stellt ein Podium nicht mehr zufrieden, da muss für einen geistlichen ersten Teil die monumentale Kollegienkirche her, worauf man nach der Pause stilsicher die Massen sich in die Aula wuzeln lässt. Aber auch diese Räume werden noch extra ausgelotet auf der Suche nach dem ultimativen Konzertereignis.

Der Kirchenraum wird quasi choreografisch bespielt. Von der Empore bewegt sich das Ensemble in zwei Partien zum Zentrum unter der Kuppel, in dem ein Notenständerkranz wartet. Vorerst aber geht man Stück für Stück den Rand des Rundes aus, schließt es schließlich, um die in der Draufgabe thematisierten 10.000 Meilen hinter dem Ständerwall auf kleinstem Raum dem Publikum von Angesicht zu Angesicht zu präsentieren.

Der riesige, stark gegliederte Bau hat freilich seine akustischen Tücken. So leidet die Polyphonie von Giovanni Matteo Asolas „Quem vidistis pastores“ von der Höhe des Balkons am Hall, während sich die Organa und Josquin Desprez in Fischer von Erlachs Lichtskulptur mit einem Gefühl der Helle organisch entfalten können. Die zeitgenössischen Werke, darunter das von Andreas Gassner für das Ensemble komponierte „Splendor paterne gloriae“, schweben innig im Raum, jugendlich resch dirigiert von Georg Dürnberger und Thomas Schneider.

112Die Aula wird dann dominiert von einer riesigen Discokugel, die das Publikum pixelt und später den Raum mit hübschen Lichtmustern ziert. Leider wird sie aber auch mitten in die projizierten Bilder hängen. Partytime ist angesagt mit einem bunten und organischen, weil nicht sortenreinen Mix aus Neuer Deutscher Welle, Austropop, Ameri- und Afrikanischem. Alles in ausgesuchten Arrangements mit viel Lust und virtuoser Leichtigkeit vorgetragen und gewürzt mit einer Show, die geschickt die Fallen groben Outrierens umgeht, wenn auch die breite Palette an Geschmäckern bedient wird.

Das afrikanische Repertoire wird inzwischen mit Moritz Guttmann identifiziert: Während sich „In the Jungle“ durch seine schräge Harmonik und raffinierte Polyphonie vom rein afrikanischen Idiom entfernt, mit Lauten und Gesten stark parodistisch motiviert ist mit aktionistischem Charakter, bleibt „Homeless“ trotz aller gegrunzten, geschnalzten und sonst gelauteten Einwürfe zurückhaltend und kontrolliert.

Der Schulhintergrund wird in projizierten Bildern aus der zehnjährigen Geschichte gegenwärtig, zu dem des Goiserers „Heast es net, wia die Zeit vageht“ zu Klangehren kommt. Danach eine Filmsequenz als Visualisierung von „Major Tom“, die zeigt, in welcher Richtung weiteres Potential ausgelotet werden kann. Die schwebenden Bilder erhöhen die Suggestionskraft der Bewegungen der jungen Männer und umgekehrt. Vielleicht ein neues Feld für künstlerische Investition.

www.voices-unlimited.at
Bilder: Voices unlimited

 

 

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