Weltmusikalische Freuden
PHILHARMONIE SALZBURG / KLEZMER
21/11/13 Dass Symphonie und Klezmer-Musik zusammen kommen können, bewies das zweite Abo-Konzert der Philharmonie Salzburg am Mittwoch (22.11.) im Großen Saal des Mozarteums - vor allem, wenn phantasievoller Komponisten an der Arbeit gewesen sind.
Von Gottfried Franz Kasparek
Theodor Burkalis „Klezmorim“, ein Auftragswerk der damals noch Jungen Philharmonie aus dem Jahr 2006, hat mittlerweile auch schon im Großen Festspielhaus reüssiert – und hat dort erst eigentlich eine angemessene Akustik gefunden. Dass Elisabeth Fuchs mit der ihr eigenen Verve damit ihr neues „Symphonic Klezmer“- Programm eröffnete, war dennoch sinnvoll. Zumal das mitreißende Stück von der nicht besonders alt gewordenen und an vielen Pulten sichtlich wieder verjüngten Philharmonie mit der nötigen Mischung aus Ernst, Leidenschaft und Tanzlaune herzerfrischend musiziert wurde.
Burkali schert sich ja wenig um die Vorgaben der „Neuen Musik“ und erzielt seinen Klangzauber mit einer effektvollen Mischung aus traditionell symphonischer Struktur, echten Rhythmen und Melodien der jüdischen Musik und einem schlüssigen Programm. Die bei der Einreise ins gelobte Land Amerika kaputt gegangene Klarinette entsteht glanzvoll wieder – und damit beginnt ja erst der Siegeszug des Klezmer.
Auf diesen fulminanten Anfang folgte ein Reigen von Nummern, in denen das famose „David Orlowsky Trio“ teilweise allein, teilweise mit den Streichern des Orchesters unverwechselbaren Klezmer-Zauber und mehr verbreitete. Denn der alle Farben auskostende Klarinettist und geistvolle Moderator, der übrigens auch in der Klassik meisterhafte David Orlowsky, der sein Streich- als wundersames Zupfinstrument perfekt nützende Jazz-Kontrabassist Florian Fuhrmann und der oft wohlig sanfte Klanggründe legende Gitarrist Jens-Uwe Popp unternehmen in ihren der Folklore nachempfundenen Stücken immer wieder Ausflüge in „weltmusikalische“ Gefilde zwischen Irland und Istanbul. Drei tolle Musikanten sind das jedenfalls und gleichzeitig glühende musikalische Gestalter, präzise und dennoch oft wie improvisierend wirkend.
Bestand in langsamen Nummern mitunter ein wenig die Gefahr allzu weichen, freilich auch genussvollen Streichersounds, so verbanden sich Trio, Dirigentin und Orchester in schnelleren, akzentuierten Stücken zu einer spontanen Gemeinschaft, merkbar animiert aufeinander reagierend. Besonders überzeugend gelang dies in den das Genre der symphonischen Dichtung streifenden Stücken, die von Thorsten Rasch instrumentiert sind. Von diesem Dresdener Komponisten, der zwischen Kreuzchor und „Rammstein“, Film und Oper pendelt, würde man gerne mehr hören.
Ein Geist und Seele erfreuender Abend jenseits von „E“ und „U“ – einfach gute Musik. Die Standing Ovations am Ende brachten natürlich eine ganze Reihe von Zugaben. Um Wiederholung wird gebeten.