High Noon für die Kammermusik
UNIVERSITÄT MOZARTEUM / HERBSTTÖNE 2013
20/11/13 Eine Intention des kleinen Festivals „HerbstTöne“ der Universität Mozarteum ist es, die kammermusikalische Kompetenz vieler Lehrernder so richtig herauszustellen. Eine andere zielt in die Richtung, Publikum (und vielleicht sogar Studierende) für die Kammermusik zu gewinnen.
Von Reinhard Kriechbaum
Alle zwei Jahre gibt es die „HerbstTöne“, zum vierten Mal finden sie also statt: von 22. bis 24. November. Acht Konzerte gibt es an diesen drei Tagen. Dass der Gäste-Anteil gering ist, man auch Hochkarätiges gleichsam „hausintern“ zuwege bringt, darauf ist Lukas Hagen, der das Festival leitet, stolz. Zu zwei Terminen hat man Helmut Lohner als Lesenden eingeladen, zwei Mal ist Robert Meyer auf dem Podium. Letzterer hat tatsächlich mit der Universität Mozarteum zu tun – der Schauspieler und Volksopern-Direktor ist Mitglied des Universitätsrates.
Meyer schlüpft in die Rolle von Bach und Eike Gramms, eigentlich Leiter einer Opernklasse, in jene von Händel: „Mögliche Begegnung von Bach und Händel“ heißt die Komödie von Paul Barz (22.11.). Götz Teutsch, ehemals Solocellist der Berliner Philharmoniker, stellt bei den HerbstTönen ein Liszt-Programm vor, das er für den „Philharmonischen Salon“ konzipiert hat, diese seit 13 Jahren bestehende Kammermusik-Erfolgsreihe in Berlin, für die sich Teutsch stets personen- oder themenzentrierte Themen ausdenkt. „Der Künstler steht allein“ heißt es diesmal. Es geht um den alten Liszt, der sich aus allem ausgeklinkt hat, in Rom lebt, und dessen Musik immer außergewöhnlicher, leiser und tonartlich entgrenzter wird. Die Arrangements aller Werke zu diesem Programm stammen übrigens von Liszt selbst. Helmut Lohner wird lesen (23.11.).
Lehrende und Studierende eröffnen die HerbstTöne mit einer Bläserserenade und schließen sie mit Notturni ab. Sehr deutlich wird bei dem Festival, dass die Originaltöner unterdessen nicht nur geduldet sind, sondern eine gewichtige Stellung einnehmen. Ein Duell – Cello gegen Gambe – werden Enrico Bronzi (Violoncello) und Vittorio Ghielmi (Viola da Gamba) austragen, dazu liest Robert Meyer aus der Barock-Schrift „La défense de la basse de viole“ von Le Blanc (23.11.). Am Sonntagvormittag (24.11.) gibt es barocke Triosonaten in unterschiedlichster und auch prominenter Besetzung. Eine Kammermusik-Exegese wohl der besonderen Art: Mozarts Es-Dur-Divertimento KV 563, mit Esther Hoppe (Violine), Veronika Hagen (Bratsche) und Clemens Hagen (Violoncello) am 24. November um 18 Uhr.
Das Besondere und Vielversprechende an den HerbstTönen ist aber gewiss die Abwechslung, die Überfülle an Musik, der man eben nicht im Konzertalltag begegnet. Literarisches sei verstärkt im Spiel, bestätigt Lukas Hagen. So etwa im Programm „Kreutzersonate“. Da sind das Streichquartett von Janácek zu hören und der Text von Tolstoi, gelesen von Helmut Lohner (23.11.).