Wie es Euch gefällt…
HINTERGRUND / CAMERATA
05/11/13 Bei einer Fernseh-Show würde wahrscheinlich ein Insert mit einer bezahlpflichtigen Telefonnummer eingeblendet, auf dass das werte Publikum für einen Kandidaten votiere. Im nächsten Camerata-Abokonzert geht es direkt und ohne versteckte Kosten: Viel Applaus reicht – und schon kann es los gehen mit einem bestimmten Stück…
Das Abonnementpublikum der Camerata Salzburg kann also diesmal mitbestimmen, was gespielt wird. Nicht alle Programmpunkte stehen zu Disposition, logisch: Am Anfang wird Alfred Schnittkes unterhaltsamer Postmoderne-Verschnitt „MOZ-ART à la Haydn“ stehen, und fürs Ende hat der neue Konzertmeister der Camerata, Gregory Ahss, Tschaikowskys Streicherserenade ausersehen. Nicht zufällig hat er für das Doppelkonzert (am 8. und 10.11.), das er vom Ersten Geigenpult aus leiten wird, diese beiden Stücke gewählt: Der Geiger hat russische Wurzeln und er bekam seine erste musikalische Ausbildung in Moskau. Später setzte er seine Ausbildung am israelischen Konservatorium, an der Akademie für Musik in Tel Aviv und am New England Conservatory of Music in Boston fort.
Doch zurück zum neuen Konzertformat, bei dem das Publikum die Wahl hat, die hoffentlich keine Qual wird: Zur Auswahl stehen eine Streichersymphonie von Mendelssohn oder ein Divertimento von Mozart; ein langsamer Streichquartettsatz von Borodin oder Tschaikowsky in chorischer Besetzung; das Finale aus dem Divertimento von Bartók oder einem Streicher-Konzert von Strawinsky. Jedes Stück wird angesagt, die Hörerschaft spendet Beifall. Welches der jeweils zwei Stücke mehr Applaus erhält, wird dann aufgeführt. – Am Ende steht jedenfalls eine bunt gemixte dreiteilige Suite. Ob das Freitag-Publikum andere Vorlieben zeigen wird als jenes am Sonntag Vormittag?
„Wir wollen mit diesem Format die Beziehung zwischen der Camerata und ihrem treuen Publikum intensivieren und die Menschen im Saal noch stärker in das Konzertgeschehen integrieren“, sagt Camerata-Geschäftsführerin Sarah Wedl-Wilson. „Wenn es dem Publikum gefällt – und davon gehen wir aus – dann werden wir diese Option in Zukunft immer wieder in unsere Konzertprogramme einbauen.“
Nicht zuletzt soll das Publikum einen tieferen Einblick in das Repertoire und die differenzierte künstlerische Gestaltungsfähigkeit der Camerata und seines ersten Konzertmeisters Gregory Ahss bekommen. Die Camerata-Welt ist ja viel größer, als es die Hörerinnen und Hörer im Salzburger Konzertzyklus wahrnehmen.
Gregor Ahss war mit der Camerata, bei der er nun Erster Konzertmeister ist, ja schon oft unterwegs. Zum Beispiel hat er gemeinsam mit dem Geiger-Kollegen Daniel Hope und der Camereata beim Menuhin Festival in Gstaad die Doppelkonzerte von Bach und Vivaldi aufgeführt.
Als Konzertmeister hat der israelische Geiger eine ansehnliche Karriere hinter sich: Gregory Ahss hat in dieser Funktion zwischen 2005 bis 2011 beim Mahler Chamber Orchestra gewirkt, beim Orchestra Mozart Bologna. Ahss ist auch einer der Konzertmeister des Lucerne Festival Orchestra. Auch andere Orchester, etwa das London Symphony Orchestra, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das Orchestre Symphonique de Montreal, die Bamberger Symphoniker, das Bayerischen Staatsorchester oder das Orchestra dell`Accademia Nazionale di Santa Cecilia bauten schon auf die Konzertmeister-Erfahrung von Gregory Ahss.
Als Solist spielte er unter der Leitung von Claudio Abbado und Yannick Nézet-Séguin mit dem Mahler Chamber Orchestra, Kammermusikpartner sind unter anderen Natalia Gutman, Sabine Meyer, Gautier Capuçon und Valentin Erben. Gregory Ahss spielt zurzeit eine Stradivari aus dem Jahr 1723, vermittelt durch die MCO-Stiftung.