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Romantik pur

KULTURVEREINIGUNG / HAMBURGER SYMPHONIKER

19/04/13 Zum ersten Mal sind die Hamburger Symphoniker im Großen Festspielhaus zu Gast, an drei Abenden (17.-19.4.) unter ihrem Chefdirigenten Jeffrey Tate. Im Reisegepäck Mendelssohn und Mozart mit dem Pianisten Stefan Arnold.

Von Horst Reischenböck

Der unterdessen siebzigjährige Engländer Jeffrey Tate ist von den Festspielen her in Salzburg kein Unbekannter. Er leitete beispielsweise 1985 in der Felsenreitschule die Uraufführung der Nachgestaltung Hans Werner Henzes von Claudio Monteverdis „Il ritorno d’Ulisse in patria“. Auch was Mozart angeht ist dieser Dirigent seit langem international anerkannt.

Zum Rahmen für die Programme wählte er allerdings mit Felix Mendelssohn den „Mozart des 19. Jahrhunderts“, den Erfinder der Gattung  Konzertouvertüre. In Abänderung des Programms begann Tate mit dem ursprünglich nur als Ouvertüre in h-Moll bezeichneten op. 26, das erst später den Titel „Die Hebriden“ bekommen hat – jenes geniale und grandiose Fresko, inspiriert durch einen Schottlandaufenthalt, dem sowohl der durchaus nicht immer freundlich gesinnte Richard Wagner („eins der wunderbarsten Musikwerke“) wie Johannes Brahms Reverenz erwiesen: „Alle meine Werke gäbe ich darum, wenn ich eine Ouvertüre wie die Hebriden … hätte schreiben können.“

Jeffrey Tate, vom Duktus her durch und durch ein allein der Sache dienender Kapellmeister alter Schule, ließ darin ohne jeglichen Stress die Farben erblühen. Traumhaft schön etwa die fein abgestimmte Mischung der Bläser, speziell die träumerisch verhauchenden Klarinetten. Dergestalt modellierte er von den Meereswellen des Anfangs an ohne Hast die Emotionen, die der Besuch von Fingal’s Cave in Mendelssohn hervorgerufen hatten, und drehte erst gegen Schluss etwas auf.

In Mozarts letztem Klavierkonzert in B-Dur KV 595 bot Stefan Arnold eine unverzärtelte Sicht des Soloparts, weitab von eventuellen Gedanken an etwaigen Abschied, so latent auch unüberhörbar immer wieder Melancholie mitschwingt. Nicht „verspielt“, aber mit spielerischem Duktus in den Ecksätzen, vor allem aber differenziertem Anschlag, der das Larghetto inmitten zu einem Juwel werden ließ. Den Beifall bedankte das  spannungsgeladene Presto-Finale aus Joseph Haydns h-Moll-Sonate Hob. XVI:32.

Nach der Pause galt der Einsatz der Hamburger Gäste Mendelssohns populärer „Italienischer“ Sinfonie in A-Dur op. 90. Das Werk wurde erst posthum veröffentlicht, weil ihr Schöpfer damit eigentlich nicht zufrieden war. Tate, mehr romantisch denn klassizistisch, verweigerte zunächst dem eröffnenden Allegro das Vivace, und im anschließenden Andante sah er wohl eher einen Trauermarsch: Gedenken an Mendelssohns verstorbenen Lehrer Friedrich Zelter. „Con moto moderato“ ging es danach auch eher gemächlich weiter, etwas altväterisch, dafür allerdings fein ziseliert. Bis endlich aus dem abschließenden Saltarello gezügelte Funken schlugen. Was für einen „Drive“ hingegen der in allen Gruppen gut besetzte Klangkörper aus Hamburg auch drauf hat, bewies dann die Zugabe von Mozarts Ouvertüre zu „Le nozze di Figaro“ KV 492.

Anstelle des ursprünglich geplanten Programms wird – wegen gesundheitlicher Probleme von Jeffrey Tate – dieselbe Werkfolge auch heute, Freitag (10.4.) um 19.30 Uhr im Großen Festspielhaus  zu hören sein. Es  gibt noch Restkarten – www.kulturvereinigung.com
Bilder: Salzburger Kulturvereinigung

 

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