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Russische Virtuosität zwischen Elegie und Rasanz

PHILHARMONIE SALZBURG

08/03/12 Das russische Programm  im Großen Saal des Mozarteums füllte den Raum, sprengte ihn aber nicht: Nikolai Tokarev brillierte mit Rachmaninovs Klavierkonzert Nr. 3 d-Moll op. 30, die Philharmonie Salzburg unter Elisabeth Fuchs mit der 5. Sinfonie op. 47 von Schostakowitsch - ebenfalls in d-Moll.

Von Elisabeth Aumiller

altDas russische Programm  im Großen Saal des Mozarteums füllte den Raum, sprengte ihn aber nicht. Die Dirigentin der Salzburger Philharmonie Elisabeth Fuchs achtete darauf, dass auch bei mächtiger Klangentfaltung die Knalligkeit nicht überbordete. Beide Werke, Klavierkonzert wie Sinfonie, beziehen ihre Spannung aus den großen dynamischen Gegensätzen, voluminöse Klangfülle wechselt mit lyrisch-romantischer Zartheit. Beide stehen in d-Moll und so unterbricht immer wieder melancholisch -schwärmerische Verträumtheit oder nachdenklich dunkle Tristesse die lärmende Wildheit der Gefühlsausbrüche.

Mit dem Rachmaninov Klavierkonzert ist Nikolai Tokarev der Star des Abends. Der junge russische Pianist zeigt sich als ein Meister im eindrucksvollen Gestalten dieser Gegensätze in  einer wunderbaren Mischung aus höchster pianistischer Virtuosität und feinsinniger Musikalität. Die kraftvolle Bravour entwickelt er aus spannungsvoller Ruhe. Die enormen technischen Anforderungen lassen das Konzert als eines der schwierigsten, aber gleichzeitig auch effektvollsten Klavierwerke erscheinen. Souverän beherrscht Tokarev rasende Geschwindigkeit und behält dabei hohe Präzision im rhythmischen Drive. Er kostet bravourös die Effekte aus, aber seine exzessive Rasanz  kracht und donnert nicht als bloßer akrobatischer Kraftakt, sondern er behält stets eine Eleganz des Anschlags. Er  kultiviert ebenso die leisen Töne und findet empfindsamen Ausdruck und melodisch feinfühlige Phrasierung.

altDie Zuhörer reagieren mit Standing Ovations. In den begeisterten Beifall werden auch das Orchester und Dirigentin miteinbezogen für umsichtiges Walten, das dem Pianisten differenzierte Klangnahrung zuführt, ihn aber nicht zudeckt.

Im ersten Teil des Abends  verschrieb sich die Philharmonie Salzburg Schostakowitschs Fünfter Sinfonie, die als erstes Werk im sinfonischen Schaffen des Komponisten Bedeutung und Erfolg erlangte.

Die Jugend ist zwar nicht aus der Philharmonie verschwunden, die nunmehr auf das Attribut „junge“ verzichtet, aber die Musiker sind musikalisch gewachsen und erwachsen. Das bringt neue Aufgaben und Herausforderungen: Fuchs und ihre Musiker gaben hiervon schönen Beweis. Vielschichtige Klangauffächerung, energischer Einsatz ebenso wie zarte Verhaltenheit loteten das breite dynamische Spektrum aus. Die zahlreichen solistischen Passagen, vor allem der Bläser, Holz wie Blech, verwiesen auf die Qualitäten der Musiker. Man war mit sichtlicher Spielfreude am Werk und gab der Sinfonie Spannung und plastische Ausformung.

Elisabeth Fuchs ließ in den kraftstrotzenden Aufschwüngen ein dichtes Klangbild entstehen, es  dennoch nicht zu massig werden. Kontrastierend dazu berührten filigrane Zartheit in elegischem Tonfall wie ein Innehalten der Empfindung zum Nachsinnen über die konfliktgeladenen Klangüberlagerungen.

Bild: dpk-Aumiller


 

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