Im Tremolo durch die Musikgeschichte
JUBILÄUM / SALZBURGER MANDOLINENORCHESTER
24/10/24 Die Arie Deh vieni alla finestra aus Mozarts Don Giovanni ist vielleicht das berühmteste Mandolinenstück überhaupt. Als Soloinstrument begegnet man der Mandoline immer wieder, von Vivaldi bis Paganini. Aber Mandolinenorchester? Solche Ensembles wirken heutzutage fast aus der Zeit gefallen. Das Salzburger Mandolinenorchester feiert heuer sein hundertjähriges Bestehen.
Von Reinhard Kriechbaum
Eine Klassische Mandoline, auch neapolitanische Mandoline oder Rundmandoline genannt, erkennt man an der tropfenförmigen und im Umriss einer Mandel ähnlichen Korpusform ohne Zarge. Daher kommt auch der Name. Der Instrumentenbauer spricht von der „Muschel“. Diese wird traditionell durch Verleimung von Holzspänen, ähnlich dem Korpus einer Laute, hergestellt und mit der Instrumentendecke verleimt. Die flache, meist an der breitesten Stelle geknickte Decke wird fast ausschließlich aus Fichtenholz gefertigt.
Wo kommt die Mandoline eigentlich her? Erste Quellen, in denen die Mandoline erwähnt wird, stammen aus Italien, aus dem frühen 17. Jahrhundert. Zur Zeit des Barocks haben Komponisten wie Antonio Vivaldi, Carlo Arrigoni, Domenico Scarlatti und Johann Adolf Hasse für dieses Instrument komponiert. Stammte die Mandoline ursprünglich aus Italien, wurde Um 1750 wurde Paris ein Mandolinen-Zentrum. Aber auch anderswo entstand attraktive Mandolinenmusik: Um 1800 findet man die Mandoline vor allem in Wien, da schrieb beispielsweise Johann Nepomuk Hummel Musik für dieses Instrument. Von Beethoven gibt es Sonatinen für Mandoline und Cembalo.
Die Mandoline hat vier Doppelsaiten, die wie eine Violine in Quinten gestimmt sind (g-d-a-e). Das signifikante Tremolo ist bereits im 18. Jahrhundert belegt, zum Beispiel in der Mandolinenschule von Michel Corrette 1772. Ab etwa 1840 ist diese Spieltechnik eingebürgert. Der wichtigste Komponist der Romantik war Raffaele Calace (1863–1934), der mit Hilfe seines Bruders, des Instrumentenbauers Nicola Calace (1859–1923), das Instrument weiter entwickelte. Zu dieser Zeit entstanden auch die ersten Zupforchester.
Das Salzburger Mandolinenorchester feiert sein hundertjähriges Bestehen am kommenden Sonntag (27. Oktober) in der Bachschmiede. Nach dem Ersten Weltkrieg von Sepp Nissl gegründet, war das Ensemble bis in die frühen 1950er Jahre als Halleiner Mandolinenorchester bekannt. 1952 erfolgte die Fusion mit dem benachbarten Salzburger Orchester. Unter dem Namen Mandolinenorchester Salzburg begann ein Aufschwung mit Konzertreihen und Radioauftritten. 1976 übernahm mit Gerhard Heitzinger ein junger, begeisterter Dirigent die musikalische Verantwortung für das Orchester, die er bis heute innehat. Unter seiner Leitung wurde das Repertoire des Orchesters erweitert und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Solisten gesucht. Heute besteht das Orchester aus rund zwanzig Mandolinen-, Mandola- und Gitarrenspielerinnen und -spielern. Bei Auftritten wird das Orchester oft mit Kontrabass oder Schlagzeug verstärkt.
Was bekommt man beim Jubiläumskonzert zu hören? Kompositionen von Sepp Nissl, dem Mitbegründer des Salzburger Mandolinenorchesters, dürfen nicht fehlen. Ein flotter Dixie illustriert, was alles geht. Kammersänger Franz Supper wird unter anderem das Chianti-Lied hören lassen, Natalia Marashova, eine Virtuosin auf der Mandoline, den Czardas von Vittorio Monti. Eva Brandstätter spielt ein Blockflöten-Convertino von Gustav Gunsenheimer.
Jubiläumskonzert am 27. Oktober um 17 Uhr in der Bachschmiede in Wals, Eintritt frei – www.diebachschmiede.at
Bild: Salzburger Mandolinenorchester (1); nataliamarashova.musicaneo.com (1)