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Musik und Apfelkuchen

JAZZ & THE CITY

21/10/24 Es mussten nicht die Open-Air-Bühnen sein, oft hatten gerade die Nebenschauplätze von Jazz & The City in den vergangenen Tagen (17. bis 20. Oktober) besonderen Flair und garantierten Nähe zwischen Musikern und Publikum.

Die Brüder des Klosters auf dem Kapuzinerberg etwa verteilten nach dem Konzert der Münchner Hochzeitskapelle frisch gebackenen Apfelkuchen. Genau 111 Stufen vom Kloster hinunter fanden sich am frühen Samstag Abend (19.10.) immerhin gut dreißig Leute zu einem „Hidden Track“ mit dem Amerikaner Kit Downes in der Johanneskirche am Imberg ein. Ja, auch das gibt es: ein Jazzer, der sich auch auf einem historischen Orgelpositiv auskennt und ihm ungewöhnliche Klänge und Harmonien entlockt.

„Sehr sympathischer Künstler, angetan von Kirche und Orgel“, so eine Stimme aus dem Publikum. Und manche der Zuhörer waren überhaupt das erste Mal in dieser ältesten Kirche Salzburgs rechts der Salzach. Bei seinem Auftritt in der Kollegienkirche hatte Kit Downes deutlich mehr Tasten und Pfeifen zur Verfügung.

„Ein Musik- und Performance-Festival des großen Miteinanders, der außergewöhnlichen Begegnungen und der besonderen Vibes“, so Anastasia Wolkenstein, seit dem Vorjahr künstlerische Leiterin von Jazz & The City, dem seit einem Vierteljahrhundert vom Altstadtverband Salzburg veranstalteten Festival mit freiem Eintritt. Das habe man heuer „so intensiv wie selten zuvor“ verspürt. Nicht neu ist, dass man den Begriff „Jazz“ sehr weit auslegt und genreübergreifende Performances miteinbezieht. Zu den internationalen Künstlern kamen heuer erstmals auch lokale junge Musik-Ensembles. So hat beispielsweise die Big Band des Musischen Gymnasiums auf der großen Open-Air Bühne auf dem Residenzplatz gespielt.

Die Bilanz von Jazz & The City: Die siebzig Festival-Acts an zwanzig Spielorten mit rund hundert Musikerinnen und Musikern erreichten rund 25.000 Besucher.Denkbar größte Abwechslung, vom Auftakt mit dem Andromeda Mega Express Orchester – das beim Mitternachtskonzert am nächsten Tag auch die Herausforderung der besonderen Akustik der Kollegienkirche mit Bravour meisterte – bis zum Latin-Feuerwerk des kubanischen Pianisten Harold López-Nussa mit dem Schweizer Mundharmonika-Artisten Gregoire Maret. Durch den ständigen Austausch der Musikerinnen und Musiker bei den Spaziergängen der Hidden Tracks, den stets in All-Star-Meetings mündenden Sessions im House of Impro im Keller der Blauen Gans und der neuen „invites“-Reihe mit spontanen Musiker-Begegnungen schärfte Jazz & The City sein Profil.

„Dieses Konzert hat mein Leben verändert“, sagte eine Besucherin nach dem Auftritt von Ganna mit Tal Arditi, der viele zu Tränen rührte. „Das war das Beste, was ich je bei Jazz & The City gehört habe“, so eine andere Publikumsstimme nach dem Konzert des kommenden Superstars Reuben James auf dem Residenzplatz. Vom präzisen Piano-Post Bop einer Joanna Duda, den experimentellen Perkussion-Exkursionen eines Simon Popp oder Vernon Chatelein, über das lyrische Gitarrenspiel eines Phillip Schiepek bis zum Funk-Gewitter des US-Quartetts FORQ und den enthusiastischen und überzeugenden Auftritten zweier Salzburger Schüler-Big Bands (Musisches Gymnasium, Borromäum) – viele Konzerte fanden ein begeistertes Publikum.

Die Veranstaltungsorte geben logischerweise viel Flair, von den historischen Sälen des Marionettentheaters und des DomQuartiers, über die intime Atmosphäre des Toihauses und des Jazzit-Music-Clubs, die Jazz-Keller des Markussaals und des Arthotels Blaue Gans in der Getreidegasse bis zu den zum Schluss vom herrlichen Spätsommerwetter gekrönten Open-Air-Bühnen auf dem Residenzplatz und im Mirabellgarten. „Meister-Improvisatoren wie der Posaunist Nils Wogram, der Trompeter Volker Götze, die Bariton-Saxofonistin Almut Schlichting oder die Perkussionistin Evi Filippou waren kaum zu bremsen und spielten vier Tage lang nahezu durch“, so die Veranstalter. (Altstadtverband/dpk-krie)

Bilder: Altstadtverband / Henry Schulz (3); Peter Haslwanter (1)

 

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