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Mit voller Kraft zum Triumph

SINFONIEORCHESTER DER UNIVERSITÄT MOZARTEUM / MARIN

25/10/23 Erfreulich und erstaunlich! In nur vier Wochen seit Semester-Beginn gelingt es dem Dirigier-Professor Ion Marin das groß besetzte Orchester zum Klangkörper zusammen zu schweißen – und gemeinsam im Einsatz für fordernde Werke von Brahms und Mahler mehr als bloß achtbar zu bestehen!

Von Horst Reischenböck

Auf dem Programm Spätromantik pur mit Johannes Brahms' Doppelkonzert a-Moll für Violine, Violoncello und Orchester op. 102 und Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 1 D-Dur. Sollte es eine fünfte Sinfonie werden? Von Brahms selber fehlt dazu jeder Kommentar. Es gibt nur einen verbindlichen Ausspruch seinerseits: „In meinen Tönen spreche ich.“ Jedenfalls beendete er sein orchestrales Schaffen keinswegs mit der Ausweglosigkeit des Finales der „Vierten“: Für aufmerksame Kenner und Hörer nachvollziehbar, spannte er im Doppelkonzert sogar einen Bogen zm symphonischen Erstling. Und zwar durch die Verbindung von dessen wuchtigen Einstieg mit dem Seitenthma der beiden Solisten im Kopfsatz des Konzerts.

So dramatisch wollte Ion Marin die dem Allegro innewohnende spannungsgeladene Auseinandersetzung gar nicht sehen. Schon vom ersten Tutti-Schlag setzte er eher auf weiche Zeichnung, in die er die beiden japanischen Solisten sorgsam einbettete. Vorerst übernahm der Cellist Yuya Mizuno aus der Klasse von Clemens Hagen sonor das Geschehen, verstrickte sich dann tonschön mit der energisch parierenden Geige von Eimi Wakui, die bei Pierre Amoyal und Rainer Schmidt studiert. Nach den beseelten Lyrismen des Andante tönt ein voller Harfenklang (in dem der erste der vier von Gesängen für Frauenchor op.17 widerhallt). Danach lebten beide Solisten ambitioniert und virtuos den im Finale angeboten tänzerischen Spieltrieb aus.

Gustav Mahler liegt Ion Marins Herz näher. Das bewies er mit dessen sinfonische Erstling der viersätzigen Letztgestalt. Es ist jenes Werk, das eigentlich Endpunkt einer Entwicklung markiert, zugleich aber in neue Dimensionen weist. Ion Marin stimmte duftig die daran Beteiligten in den irrisierenden Naturlaut zu Anfang ein (der ähnlich im Finale von Brahms‘ „Zweiter“ erklingt). Auf die exzellent differenziert musizierten Vogelstimmen-Imitationen der Holzbläser und die blendend disponierten Jagdhörner meldeten sich stimmig aus der Ferne die Trompeten zu Wort, ehe kräftigen Schritts die Melodie des Liedes Ging heut morgen übers Feld erklingt.

Forsch ging’s ins robuste Scherzo mit dem zärtlich ausgekosteten Trio. Dann stimmte die Kontrabassistin con sordino den Frère Jacques-Kanon zum grotesken Trauermarsch an. – Unterbrochen von gleich drei Harfenistinnen (Mahler schreibt nur eine vor) von der Erinnerung an den Lindenbaum im letzten der Lieder eines fahrenden Gesellen. In direktem Anschluss überrumpelte dann Stürmisch bewegt der Aufschrei des ganzen Orchesters in dreifachem Fortissimo. Ion Marin steigerte energisch mit wohlkalkulierter Wildheit in den Streichern – die retardierenden Momente auskostend – die kämpferische Auseinandersetzung in den letzten Triumph hinein. Wie gefordert übertönten Hörner und Trompeten einfach alles. Es war überwältigend und der Jubel einhellig!

Das selbe Programm wird heute Mittwoch (25.10.) im Max Schlereth Saal der Universität Mozarteum wiederholt. Es diriegieren Studierende der Dirigierklasse Ion Marin und Alexander Drčar – www.moz.ac.at

Bilder: www.moz.ac.at

 

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