Funkenflug ins Neue Jahr
NEUJAHRSKONZERT I / KULTURVEREINIGUNG
02/01/23 Das Symphonieorchester Vorarlberg unter der Leitung von Leo McFall und der Violinsolist Benjamin Schmid beschwörten mit Rossini, Paganini und Mendelssohn den Zauber Italiens.
Von Horst Reischenböck
Hinab in die südlichen Marken, wo einst der „Schwan von Pesaro“ geboren wurde! Gioacchino Rossini ist der Schöpfer zahlreicher, bei uns im Norden mit wenigen Ausnahmen eher selten gespielter Opern, denen er einfallsreich instrumentierte Ouvertüren voranstellte. Es sind darunter Zugpferde, die losgelöst vom Bühnengeschehen von zündender Wirkung sind. Ideale Aufwärm-Stücke für Orchester und Publikum. Wie etwa La gazza ladra oder Die diebische Elster. Diese führt mit zwei stereophon links und rechts nebem dem Orchester platzierten Rührtrommeln in einen punktiert dahinzstolzierenden Marsch, danach – typisch Rossini – in turbulente Wirbel ausufert. Ideales, dankbares Futter also für das vom Bestehen her jüngste unter den Bundesländerorchestern, optisch auch vom Alter her und mit stark weiblich durchwachsenem Anteil, das sich damit gleich von seiner besten Seite her präsentierte.
Das Ganze wurde dann gedanklich gesteigert, den italienischen „Stiefel“ hinweg in Richtung Westen nach Genua zum Geburtsort von Niccolò Paganini: Schöpfer eines halben Dutzends vertrackter Violinkonzerte, deren letztes erst 1972 wieder entdeckt wurde. Benjamin Schmid hat in der Vergangenheit das erste Konzert, bearbeitet von Fritz Kreisler, mit dem Mozarteumorchester und auch beim Schönbrunner Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker erfolgreich propagiert.
Diesmal galt sein Einsatz Paganinis Konzert für Violine und Orchester Nr. 2 h-Moll op. 7 in seiner dreisätzigen Originalgestalt. Das Solo nach der ausgedehnten Tutti-Einleitung gespickt mit technischen Finessen wie Springbogen oder Flageoletts in höchste Regionen hinein, von Schmid mit eigener Kadenz, zu der er auch pfiff, noch getoppt und geradezu logisch spontan gleich danach durch Beifall gewürdigt. In der ariosen Szene des Adagios lotete er auch die tiefsten Saiten aus, ehe er sich dem spritzig-virtuosen Finale hingab. Einzig dessen „Campanella“, das aus dem Orchester heraus zu läutende Glöckchen, geriet ein wenig ins Hintertreffen. Klar, dass daraufhin vom Solisten nur eine Paganini-Caprice gezündet werden konnte.
Nach der Pause widmeten sich die Vorarlberger Gäste, angeführt von Leo Mcfalls beschwörendem Taktstock, Felix Mendelssohn Bartholdys „Baedeker“, der Symphonie Nr. 4 A-Dur op. 90 Italienische zu der nach den deutsch-romantischen Binnensätzen Neapel im Süden zum glutvoll pulsierend wirkungsvollen Schluss die Anregung lieferte.
Die alte Orchesteraufstellung seitens der Vorarlberger mit ersten Geigen links und zweiten rechts vom Dirgenten erwies sich dabei als besonders ideal, um Stimmengeflecht und motivischem Wechselspiel zu folgen, über dem sich die Holzbläser warm verströmten. Aller dankender Jubel seitens des Auditoriums nutzte indes nichts: Ein herzlich willkommen gewesener Nachschlag war nicht eingeplant.
Bild: KV / Benjamin Ealovega; Wolfgang Lienbacher