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... und kein bißchen leise

HINTERGRUND / 70 JAHRE CAMERATA SALZBURG

09/11/22 Die älteren von uns haben Sándor Végh noch erlebt. Die Funken sprühende musikalische Energie des zuletzt körperlich schon recht gebrechlichen Herrn nie vergessen. Auf Sándor Végh folgte Sir Roger Norrington als Chefdirigent der Camerata Salzburg: Zwei herrausragende Persönlichkeiten einer inzwischen siebzigjährigen Erfolgsgeschichte.

Von Heidemarie Klabacher

„Künstlerische Exzellenz ist und bleibt das Leitbild des Orchesters. Menschen mit Musik zu berühren und sie dafür zu begeistern, ist das Herzensanliegen der Musikerinnen und Musiker. Gerade in der gegenwärtigen Zeit ist Musik das Medium, um erlebbar machen, wie durch Zuhören gegenseitiger Respekt, Verständnis und Gemeinschaft entstehen, auf und abseits der Bühne“, sagt Andreas Bräunig, nach mehreren Wecheln in den letzten Jahren, der derzeitige Geschäftsführer der Camerata Salzburg. Aus zwanzig Ländern kommen die Musikerinnen und Musiker. Getragen wird die Camerata vom privaten Verein, bei 85 Prozent liegt der Eigenfinanzierungsgrad. Die wirtschaftliche Lage des Freelancer-Orchesters war und ist nicht immer leicht, Corona hat es nicht leichter gemacht. Absagen, Verschiebungen und neuerliche Verschiebungen sind eine Geschichte, die inzwischen aus-erzählt, aber noch keineswegs aus-gestanden ist. Dennoch halten die Leute zusammen, neue Führungs-Persönlichkeiten setzen neue Impulse. Der „Camerata-Geist“ trägt.

Woher kommt er? Die Anfangs-Erzählung hat schon was Feierliches. Gemeinschaft. Mozart. Ideal sind Stichwörter: „1952 gründete der in Salzburg wirkende Wiener Dirigent und Musikwissenschaftler Bernhard Paumgartner, verstorben 1971, die Camerata Academica als Klangkörper von Lehrenden und Studierenden des Mozarteums mit seiner Vision, einen Idealklang durch die Eigenverantwortung jedes einzelnen Musikers im höchsten Sinne der Gemeinschaft zu erzeugen.“

Paumgartner galt als Spezialist für Mozart, dessen Symphonien und Solokonzerte waren ein früher Schwerpunkt, die Zusammenarbeit mit Stars ihrer Zunft – von Clara Haskil bis Alfred Brendel – ein frühes Markenzeichen der „Camerata Academica Salzburg“. Die Camerata-Geschichtsschreibung fasst zusammen: „ Sowohl beachtliche Tourneen als auch Einspielungen wie die Gesamtaufnahmen der Mozart-Klavierkonzerte mit Géza Anda als Solisten in den 60er Jahren und mit Sir András Schiff in den 80er Jahren verankerten das Orchester auf dem internationalen Musikmarkt.“

Die weitere Genealogie der Chefdirigenten: Auf Paumgartner folge Antonio Janigro, auf Janigro folgte von 1978 bis 1997 Sándor Végh. Er erweiterte das Repertoier, Mozarts Opern kamen auf's Pult, aber bald auch Haydn, Beethoven und Schubert. „Die Einladungen zu den Salzburger Festspielen als Opernorchester, auch unter anderen Dirigenten, ließen das Orchester weiter wachsen. „

Auf Végh folgte Sir Roger Norrington, er war Chefdirigent von 1998 bis 2006, brachte seine Originalklang-Expertise und eine Horizont-Erweiterung Richtung Romantik und klassische Moderne. Auf Norrington, der dem zwischendurch in Camerata Salzburg umbenannten Kammerorchester bis heute als Ehrendirigent verbunden ist, folgte Leonidas Kavakos. Der Geiger, zunächst als Solist mit der Camerata in Verbindung getreten, war Chefdirigen bis 2009. Auf den Griechen Kavakos folgte mit dem Franzosen Louis Langrée der bislang letzte Chefdirigent.

Seit 2016 gibt es keinen Chefdirigenten mehr, die Camerata Salzburg spielt seither „in eigener Führung mit ihren Konzertmeistern Gregory Ahss und Giovanni Guzzo“ oder in Zusammenarbeit mit verschiedensten Gastdirigenten, wie etwa Franz Welser-Möst, Sir John Eliot Gardiner, Philippe Herreweghe, Andrew Manze oder Teodor Currentzis.

Ein Who-is-Who der Klassik-Stars ist die Liste der künstlerischen Partnerinnen und Partner wie Janine Jansen, Hélène Grimaud, Víkingur Ólafsson, Pekka Kuusisto, Igor Levit, Jan Liesiecki, Kian Soltani, Mitsuko Uchida oder Anne-Sophie Mutter.

In Salzburg gibt die Camerata ihren Doppel-Zyklus Freitag/Sonntag im Großen Saal des Mozarteums, im Wiener Konzerthaus gastiert sie regelmäßig seit 1959. Bei den Festspielen und bei der Mozartwoche sieht man sich als „Stammensemble“. Internationale Toureen führen zu den BBC Proms in London oder in die New Yorker Carnegie Hall, zu namhaften Festivals zwischen Montreux, Gstaad oder d’Aix-en-Provence. Die jüngste CD „The Messenger“ mit französischen Pianistin Hélène Grimaud kam 2020 mit Werken Mozarts des ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov bei der Deutschen Grammophon heraus.

Mit dem Festkonzert „70 Jahre Camerata Salzburg.Vergangenheit. Gegenwart. Zukunft“ am Freitag/Sonntag (11./13.11.) eröffnet die Camerata zugleich ihren Zyklus im Großen Saal des Mozarteums mir Mozart, Ligeti und Mendelssohn – www.camerata.at – Restkarten unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
– zum Jubiläum schuf der Videkünslter Aron Kitzig einen Imagefilm, der auch beim Konzert vorgeführt wird  -  www.youtube.com  
Bilder: camerata-facebook.comwww.camerata.at : Harald-Hoffmann-Decca; Erika Mayer

 

 

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