Immer an Raritäten dran
HINTERGRUND / SALZBURGER HOFMUSIK
15/09/22 Sage und schreibe 64 CDs listet die Salzburger Hofmusik auf ihrer Homepage auf. Allein das dürfte ein Alleinstellungsmerkmal sein. Wo ist das nächste Ensemble für Alte Musik, das ähnlich produktiv ist auf dem Sektor Tonaufnahmen?
Von Reinhard Kriechbaum
Nun feiert die Salzburger Hofmusik, gegründet und nach wie vor geleitet von dem Hammerflügel-Spezialisten Wolfgang Brunner, ihr 30-Jahre-Jubiläum mit einigen Konzerten, beginnend morgen Freitag (16.9.) in der Pfarrkirche Mülln. „Anlässlich des Jubiläums haben wir einige unserer Konzertveranstalter angesprochen, mit uns jeweils ein festliches Programm zusammenzustellen“, sagt Wolfgang Brunner. Für die Bachgesellschaft ist es das Motto Bachs Himmel – ein Stern unter Sternen geworden. Es wäre nicht die Hofmusik, wenn nicht auch Rares fände in dieser Werkzusammenstellung. Den Choral Wie schön leuchtet der Morgenstern wird man nicht nur in einer Version von Bach hören, sondern auch in einer Variationenreihe von Nicolaus Adam Strungk. Und die Blockflötistin Juliane Sophie Ritzmann hat sich ein Stück Wo leuchtet der Morgenstern? einfallen lassen.
Wolfgang Brunner hat, wie man im Lauf der vergangenen dreißig Jahre immer wieder hat erfahren können, Humor – und der ging wohl auch Johann Jacob Froberger (1616-1667) nicht ab, als er auf seinen Morte future (also seinen künftigen Tod) eine Allemande komponierte. Aktuell wurde dieses vorbereitete Memento mori erst sieben Jahre später...
Doch zurück zur Salzburger Hofmusik: Dieses Ensemble tritt in ganz unterschiedlicher Besetzung auf, vom Trio bis zum Orchester. Meist mit Originalinstrumenten, aber das ist kein Dogma. Der Unter Salzburger Hofmusik lief im 18. Jahrhundert im Volksmund die fürsterzbischöfliche Hofkapelle. Deren Musik vom 17. bis ins frühe 19. Jahrhundert bildet logischerweise einen Schwerpunkt in der Arbeit von Brunner und seinen Musikern. „Gleichzeitig werden Programme erarbeitet, die Salzburgs Einbettung in die Musikgeschichte der österreichischen und der europäischen Kulturtradition aufzeigen“, erklärt Brunner . „Dazu gehören die wissenschaftliche Aufarbeitung, insbesondere die Erschließung neuer, bisher nicht beachteter oder zu Unrecht vergessener Quellen.“
Um Außergewöhnliches aus dem Salzburger Repertoire zu finden, muss man in der Diskographie der Salzburger Hofmusik nicht lange suchen. Michael Haydns Serenata Endiome, sein Singspiel Die Wahrheit der Natur oder seine Bläserkonzerte (bisher zwei Folgen) sind Aufnahmen neueres Datums. Für das Bühnenwerk Der Traum des Salzburger Haydn hat die Hofmusik 2004 den Pasticcio-Preis des ORF bekommen. Auch die Singspiele Die Hochzeit auf der Alm und Der Bassgeiger zu Wörgl sind auf CD dokumentiert. Aus dem Bereich der Barockoper Salzburger Provenienz Heinrich Ignaz Franz Bibers Oper Arminio, die älteste erhaltene Oper hierzulande. Von den 64 aufgelisteten Aufnahmen hat viele auch Wolfgang Brunner als Pianist alleine beigesteuert – etwa das Klavierwerk von Anton Bruckner und so manche Rarität, etwa die Fortepiano-Sonaten von Lodovico Giustini aus dem Jahr 1732.