Gäste mit weitem Horizont
JAZZIT / BILANZ UND AUSBLICK
05/02/10 Eine hübsche Zahlenspielerei: Knapp 145.000 Leute kamen in den vergangenen acht Jahren (so lange gibt es das Jazzit) zu den Musikveranstaltungen dort. Statistisch gesehen war also jeder Salzburger schon mal im Jazzit in der Elisabethstraße.Im vergangenen Jahr waren es 24.100 Gäste bei 186 Veranstaltungen. Man freut sich über einen neuen Besucherrekord. 2008 kamen nicht ganz 21.000 Leute. "Über Jahre hatten wir eine Anschubfinanzierung durch einen privaten Sponsor", sagt Andreas Neumayer, Geschäftsführer und künstlerischer Leiter des Jazzit. "2009 war das erste Jahr ohne diese Zuwendung und es hat sich gezeigt, dass wir mit vereinten Kräften gut durchkommen." Rund 250.000 Euro beträgt das Jahresbudget, die Hälfte kommt aus Förderungen und Sponsoring.
Jedes Jahr Mitte Februar feiert man. Ab jetzt kein "Geburtstagsfest" mehr, sondern eben ein "Jazzit Fest": Am 12. Februar ist der virtuose Jazz-Saxophonist Courtney Pine der prominenteste internationale Gast. Er hat in den 90ern mit AcidJazz-Sound auf sich aufmerksam gemacht. Innovativ ist auch die Gruppe "Dr. Opin", ein multikulturelles Austro-Balkan-Afro-Worldbeat Orchestra - das ab jetzt Stammgast werden soll auf dem Salzburger Jazzpodium: "Dr. Opin" wird bis Sommer monatlich einmal im Jazzit aufspielen.
Was Andreas Neumayer hervorhebt, ist die enge Zusammenarbeit in Form von Co-Veranstaltungen. "Wir haben die Infrastruktur und das Know how, die Leute finden bei uns ein Podium." Das ist also eine engere Zusammenarbeit und nicht bloß Gastveranstaltung: "Ein Ort, an dem sich neue Ideen entwickeln, an dem eifrig an neuen Projekten gearbeitet wird, eine Oase nicht nur für Jazz-Fans, sondern für Musik-Begeisterte im Allgemeinen", wie es Neumayer formuliert.
Besondere Termine sind die "Great Jazz-Konzerte" mit dem Jessica Lurie Ensemble (26.2.) und Jamaaladeen Tacuma & Band (12. März). In den Young Jazz (Doppel-)Konzerten bekommen vor allem österreichische Newcomer ein Podium. Gut eingeführt ist die Musik-Salon-Konzertreihe jeweils am frühen Sonntag Abend "in gemütlicher Wohnzimmer-Atmosphäre".
Neben "Dr. Opin" eine weitere neue Schiene ist die "Club Mildenburg"-Konzertreihe. Nach Auflösung der Mildenburg-Wohn-und Musikgemeinschaft stehe den aus dem kreativen Umfeld hervorgegangenen Bands nunmehr das Jazzit als Podium zur Verfügung, sagt Andreas Neumayer: The Merry Poppins, The Pond Pirates, Hemmas Herrn, Moby Stick & Co. Werden also hier spielen.
In der Jazzit:CD Edition (seit 2004) sind bisher acht Alben erschienen, zuletzt „Raise Ya Voice“ der Salzburger Band Moby Stick. Im April wird eine CD von Dr. Opin veröffentlicht.
Weitergeführt wird natürlich die Workshop-Reihe „Improvisation für Kinder von 6 bis 10 Jahren“, ein kollektives Musizieren und Improvisieren mit Orff-Instrumentarium, Schlagzeug, Gitarre, Bass, E-Piano. Dafür sind keine Vorkenntnisse nötig und die Teilnahme ist kostenlos.
Die Jam-Sessions in der Jazzit:Bar jeden Dienstag sind auch eine beliebte Schiene (ebenfalls ohne Eintritt). Neu ab Februar 2010: Jeden ersten Dienstag im Monat eine FunkSoul R&B-Session mit dem FunKorchestra unter der Leitung von Franz Trattner.
Nach dem "Konzert des Jahres 2009" hat man das Publikum befragt. Andreas Neumayer freut sich und ist erstaunt zugleich: Manches ausverkaufte Konzert hat es da zu keiner Nennung gebracht, andrerseits wurden auch sperrigere Dinge gewählt. James Blood Ulmer und sein Black Rock Trio sind die Sieger. Auch den "Konzertwunsch 2010" suchte man zu ergründen - bei hundert Voten gab es bloß ein paar Doppelnennungen und nur eine Dreifachnennung. Das lässt den Schluss zu: Das Jazzit-Publikum hat einen ganz weiten Horizont. (dpk-krie/Jazzit)