Geeignet für ein Haydn-Quiz
CD-KRITIK / JOSEPH WOELFL, VIOLINSONATEN
23/08/12 Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ inspirierte den Salzburger Zeitgenossen Joseph Woelfl schon zu Haydns Lebzeiten zu Sonaten. Takaya Urakawa (Violine) und Margit Haider-Dechant (Klavier) entdeckten diese Raritäten für sich und spielten sie erstmals auf CD ein.Von Horst Reischenböck
„Trois Sonates pour le Pianoforte avec Accompagnement d’un Violon composées sur des Idées prises de L’Oratoire de J. Haydn “La Creation”, so lautet Joseph Woelfls im Jahr 1800 komponiertes Opus 14 im Original, das bereits ein Jahr später von der Allgemeinen Musikalischen Zeitung in Leipzig hoch gelobt wurde. „Schlager“, spontan ins Ohr gehende Melodien, wurden damals, zu Zeiten als noch keine mechanischen Wiedergabegeräte existierten, ja umgehend für passende Musiziermöglichkeiten adaptiert. Woelfl ging in seinen „Schöpfungs-Sonaten“ allerdings weiter, indem er einzelne Themen durchaus eigenständig verarbeitete.
So beginnt etwa 1. Sonate mit der Tenorarie „Nun schwanden vor dem heiligen Strahle“ und kulminiert im Finale im Chor „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“. In der 2. Sonate wird Material aus dem 2. Teil des Oratoriums zitiert. Eingangs die Bassarie „Nun scheint in vollem Glanze der Himmel“, während das Moderato an zweiter Stelle auf dem Terzett „In holder Anmut stehn“ basiert. Völlig eigenständig dann, wie Woelfl zum Anfang der 3. Sonate steigernd auf den Anfang zurück greift und das Chaos komprimiert, um dann im Andante lieblich den Chor mit Sopran-Solo „Nun beut die Flur das frische Grün“ zu zitieren.
Der Titel besagt zwar in alter Tradition noch, es handle sich um Klaviersonaten mit Begleitung einer Geige. Der Japaner Takaya Urakawa (er war unter anderem Konzertmeister bei den Bamberger Symphonikern), darf mit seiner Guarnieri von 1732 allerdings durchaus nicht bloß die Themen singen, sondern sich auch an deren Weiterentwicklung beteiligen. Der Komponist hat freilich dem Tasteninstrument, seiner ureigensten Domäne, fundamentale Bedeutung zugebilligt. Diesem Anspruch stellt sich Margit Haider-Dechant, die einst bei Peter Lang am Mozarteum studierte, in partnerschaftlichem Einverständnis am dazu passend gewählten Bösendorfer 2000. Auch sie also hilft der Sonaten-Trias zu entsprechender Wirkung.
Auch die weiteren Woelfl-Sonaten sind Belege für die Qualitäten des vierten Wiener Klassikers.