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Zu wenig Solo-Fagott von Mozart

CD-KRITIK / FAGOTT

30/06/22 Gerade in den Werken für Holzbläser verblüfft immer wieder, wie rücksichtsvoll Mozart sein konnte. Wurde von einem Dilettanten der Wunsch nach einem Stück an ihn herangetragen, wusste er den Adressaten und sein Instrument genau einzuschätzen.

Von Reinhard Kriechbaum

Auf der anderen Seite: Konnte Mozart mit einem Spitzenmusiker rechnen und einem hoch entwickelten Instrument, dann schenkte er nichts. So war's beispielsweise mit Johann Hofer, einem hochgeschätzten Fagottisten in der Salzburger Hofkapelle. Der Salzburger Hof bestellte 1772 Doppelrohrblattinstrumente bei dem Dresdner Carl Augustin Grenser. Ein Fagott aus dessen Werkstatt hatte üblicherweise vier Klappen, und der Tonumfang war schon beachtlich, vom Kontra-B bis hinaus zum eingestrichenen b.

Da konnte Mozart also aus demVollen schöpfen, und das ist auch der Grund, dass sein Fagottkonzert B-Dur KV 191 das wohl beliebteste Solokonzert dieser Epoche geworden ist.

Peter Whelan spielt genau auf einem solchen Instrument und entwickelt seine Interpretation aus den Möglichkdeiten heraus: Die Tenorlage ist's, die besonders weich und kantabel rauskommt, wogegen die Ausflüge in die Tiefe viel mehr Staccato nahe legen. Die Sprünge sowieso. Schön, wenn Peter Whelan mitden Hörnern dialogisiert. Sein Ensemble Marsyas ist ja ursprünglich eine Bläserformation.

„Mozart`s Bassoon“ ist vielleicht ein gar zu hochtrabender Titel für diese CD, auf der neben das im Vorjahr neu aufgenommende Fagottkonzert etwas lieblos zwei ältere, schon veröffentlichte Aufnahmen geklatscht wurden: Die B-Dur-Sonate KV 292 hätte man sich in dem Zusammenhang wenigstens in der originalen Version (als Duo für Fagott und Violoncello) gewünscht, noch lieber freilich in der möglichen, vielleicht sogar ursprünglich von Mozart vorgesehenen Variante für Tenorfagott und Standardfagott. Da käme dann besonders gut heraus, wie kompromisslos inspiriert und doch schlicht Mozart für Amateure zu schreiben verstand.

Hier also eine Bearbeitung für Fagott und Klavier, ohne nähere Angaben zu Fassung. Das enttäuscht schon auf einer CD mit dem Untertitel „Works for solo basssoon“. Und warum folgst darauf die Serenade c-Moll KV 388 für Bläseroktett? Muss halt irgendwie voll werden die Silberscheibe.

Mozart's Bassoon. Works for solo bassoon. Peter Whelan (Fagott), Ensemble Marsyas, Kristian Bezuidenhout (Klavier). Linnrecords, CKD 680 – outhere-music.com

 

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