Und es ward Licht
CD-KRITIK / CUARTETO QUIROGA / VERONIKA HAGEN
04/02/22 Kammermusik-Freunde müssen ob der Absage der Mozartwoche nicht darben. Das an der Uni Mozarteum lehrende Cuarteto Quiroga entführt mit den Dioskuren Haydn und Mozart in lichte C-Dur-Gefilde. Eine Referenz-Aufnahme!
Von Horst Reischenböck
Enlightenment of a New Era. Der Begriff im Untertitel meint Erleuchtung wie Aufklärung. Für beides steht das Cuarteto Quiroga – die Geiger Altor Hevia und Cibrán Siebra, der Bratschist Josep Puchades und die Cellistin Helena Poggio. Sie präsentieren aufhorchen machende Einspielungen rarer Streichquartette von Joâo Pedro de Almeida Mota, Luigi Boccherini, Gaetano Brunetti und Manuel Canales. Den hohen Rang der vier Musiker, die sich ihren Feinschliff bei renommierten Kollegen wie Rainer Schmidt, Walter Levin und Hatto Beyerle holten, bestätigt übrigens auch die Auszeichnung, als Quartett in residence auf den Stradivari-Instrumenten der Sammlung des königlichen Palastes in Madrid musiziert haben zu dürfen.
„Es werde Licht“. Joseph Haydn hat seinen genialer Schachzug das Chaos zu Beginn seines Oratoriums in reinem C-Dur zu beenden, schon früher geübt - gleich zu Beginn seines dritten Streichquartettes, des Vogelquartett, über das Alfred Einstein sagte, es scheine „bei geöffnetem Fenster komponiert“ worden zu sein.
Liebhabern bekannt, erschließt sich hier jedoch vom Anfang an Neuland. Indem hier schon der Kopfsatz aus zartestem Piano aufbricht, ehe er dann ins zärtlich moduliert wiegende Seitenthema überführt. Dieses Allegro, vorschriftsmäßig mit allen Wiederholungen musiziert, beansprucht dabei fast die Hälfte des ganzen Werks, das virtuos in fulminantem Presto ausklingt.
Wolfgang Amadé Mozart wurde bekanntlich von Haydn zu seinen Streichquartetten angeregt: Von daher dünkt es absolut logisch, dass als Fortsetzung das Dissonanzen Quartett KV 465 erklingt, von Mozart selbst als als Frucht langer und mühsamer Arbeit bezeichnet. In der Einleitung wird das zugrunde liegende C-Dur mit für damalige Zeit außergewöhnlich sich „reibenden“ Liegetönen aufgeladen, deren höchste – heute vom Cuarteto Quiroga ohne Vibrato ausgeführt – unvorbereiteten Ohren einst Pein bereitet haben dürften.
In Quintett C-Dur KV 515 erweiterte Mozart Ausdrucksskala und Klangfülle fast schon orchestral durch Einbeziehen einer zweiten Bratsche, in der vorliegenden Aufnahme gespielt von Veronika Hagen. Dann wieder Haynd, Quartett C-Dur op. 74 Nr. 1, Hob. III:72: Eine zwingende Kombination. Erinnert doch Haydn, nach energischem tönendem Aufziehen des Vorhangs im Kopfsatz, stark an Mozarts chromatisches Idiom und bietet verblüffende gedankliche Verbindungslinien an. Bis in Details begeisternd, sei diese Einspielung Kennern wie Liebhabern ans Herz gelegt!
Und es ward Licht. The Enlightenment of a New Era. Haydn: Streichquartette Hob. III:39 & 72. Mozart KV 465 & Streichquintett KV 515. Cuarteto Quiroga. Veronika Hagen Viola. . 2 CDs. Cobra Records 0076 – cobrarecords.com