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Wunschkonzert aus Venedigs Mädchen-Waisenhaus

CD-KRITIK / SALZBURGER BACHCHOR, ANDREAS SCHOLL

30/03/18 In prominentem Umfeld hat sich der Salzburger Bachchor 2017 beim Osterkonzert im Stift Klosterneuburg Vivaldi gewidmet: Der Countertenor Andreas Scholl war der Solist, es begleitete der Bach Consort Wien unter Rubén Dubrovsky. Den Mitschnitt gibt es auf CD.

Von Reinhard Kriechbaum

Bachchor, Bach Consort Wien und Dubrovsky waren schon Partner in einer höchst bemerkenswerten Aufnahme von Händels "Messias". All die Stück auf der neuen CD hat Vivaldi, den seine Zeitgenossen wegen der Haarfarbe „Il Prete Rosso“ nannten, ab 1703 für das Ospedale della Pietà in Venedig geschaffen. Weniger bekannt: das kantatenartige „Filiae Maestae Jerusalem“, Einleitung zu einem leider verlorenen „Miserere“. Hier führt das Rezitativ ins bekannte “Stabat Mater“ dessen Emotionen Andreas Scholl quasi bis in die innersten Seelenwinkel ausleuchtet, wobei der Bach Consort Wien mehr als eine Ahnung vermittelt, auf welchem Niveau, technisch und rhetorisch, die jungen Damen im Waisenhaus gegeigt haben: Vor den Geißel-Schlägen, die da sogar in den lyrischen Abschnitt „Eia, Mater, fons amoris“ weiterklingen, zuckt man unwillkürlich zusammen. Wie pietistisch-sehnend dagegen das „Fac, ut ardeat cor meum“. Ja, Vivaldi hat wunschkonzerttauglich komponiert, und das darf man auch in einer aufführungspraktisch ausgerichteten Interpretation hören.

Eine Überleitung von brausendem Temperament: „Lauda Jerusalem“ mit seiner doppelchörigen Anlage. Da legen der Bachchor und die beiden Sopranistinnen Hanna Herfurtner und Joowon Chung den Stimmungshebel um, richten die Wegweiser auf den Vivaldi-Chorknüller schlechthin, das „Gloria“ mit seinem Trompeten-Geschmetter nicht nur im ersten der elf Teile. Sinn für die Spannung, für das behutsame Auflösen von Dissonanzen zeigt Rubén Dubrovsky im vom Bachchor auch sprachlich akkurat gefassten „Et in terra pax“: Solche Frieden kann man sich nur wünschen, nicht nur über die Osterfeiertage.

Vivaldi: Stabat Mater, Gloria. Andreas Scholl, Salzburger bachchor, Bach Consort Wien, Ltg. Rubén Dubrovsky. Gramola 99165 – www.gramola.at
Bei den Osterfestspielen ist der Salzburger Bachchor gerade in „Tosca“ beschäftigt, zweite Aufführung am Ostermontag (2.4.) – www.osterfestspiele-salzburg.at
Am 11. April singt der Bachchor, begleitet vom Mozarteumorchester unter Matthew Halls, Haydns Schöpfung – www.mozarteumorchester.at

 

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