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Swingle Players

MOZARTWOCHE / ORQUESTA IBERACADEMY MEDLLÍN

01/02/25 Ungeniert drauf los. Pariser Sinfonie mit Solohorn und ein Bach-Konzert im Freiflug. Und dazu eine Sinfonia concertante mit magischen Momenten: Die Matinee des Orquesta Iberacademy Medellín unter der Leitung von Thomas Reif war erfrischend.

Von Heidemarie Klabacher

„In seiner Jugend bis zum ziemlich herannahenden Alter spielte er die Violine rein und durchdringend und hielt dadurch das Orchester in einer größeren Ordnung als er mit dem Flügel hätte ausrichten können“, schrieb Carl Philipp Emanuel Bach über seinen Vater. Ein Orchester mit der Violine in der Hand zu leiten wirkt ja tatsächlich plausibler, als sitzend über die Barriere eines Tasteninstrumentes hinweg.

Thomas Reif, Dirigent und Violinsolist – Konzertmeister des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, Professor am Mozarteum – kümmerte sich umsichtig um sein Orchester. Er vermittelte besonders den Streichern ganz offenbar das sichere Gefühl, nicht allein zu sein. Spielte in Tutti-Passagen immer wieder mit den Ersten Geigen mit. Aber auch die anderen Instrumentalisten des Orquesta Iberacademy Medellín wandeten ihre Augen ebenso oft ihrem Dirgenten wie ihren Noten zu. So einen intensiven Austausch erlebt man selten.

Mit durchgehend hoher Lautstärke samt einigen zusätzlichen Crescendi ging am Freitag (31.1.) im Großen Saal Mozarts Pariser  Sinfonie D-Dur KV 297 hurtig über die Bühne. Besonders die beiden Hornisten erfreuten die Rezensentin nicht nur mit technisch souveränem Spiel und geschmeidigem Sound, sondern vor allem mit der Begeisterung, mit der sie ihre Parts ablieferten und einander nach einer besonders gelungenen Phrase fröhlich zulachten. Man hätte ihnen ein wenig Einhalt gebieten können, hat aber niemand, und das Ganze wäre auch nicht so charmant gewesen.

Dem Violinkonzert E-Dur BWV 1042 Bach ging ein nettes kleines Intermezzo mit dem Notenständer für das iPad mit den Noten des Solisten voran. Er werde öfter mal auf das Risiko quasi eines Computerabsturzes im Konzert angesprochen, erzählte Thomas Reif. Aber es war kein high-sondern ein low-tech Problem: Die Schrauben am Pult wollten nicht gleich auf gewünschter Höhe halten.

Thomas Reif spielte den Solopart auf Mozarts originaler „Klotz“-Geige und stürmte damit den Seinen munter voran. Das hatte Schwung und Drive. Man hat Bach auch schon weniger „historisch informiert“ musiziert gehört. Und das Adagio war von lieblicher Qualität: Die jungen Leute wurden mitteles piano und pianissimo ein wenig im Zaum gehalten – und deren überbordende Energie kanalisierte sich in musikalischer Intensität. Da wurde die Qualität des Orchesters erstmals wirklich spürbar.

Vergleichbares gilt für die Wiedergabe der Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester Es-Dur KV 364. Als zweiter Solist trat Simone Briatore, Solobratschist beim Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia, als Solist an Thomas Reifs Seite – mit Mozarts Viola.

War es der Genius loci persönlich, die Aura eines originalen Mozart-Instruments oder ist dieses Werk ganz einfach besser geprobt worden: Jedenfall betörte die Wiedergabe von KV 364 vom ersten Takt an. Federnde Leichtigkeit auch hier, aber deutlich mehr Delikatesse in Phrasierung, Dynamik und vor allem Lautstärke. Unsere Lieblingshornisten aus Kolumbien erfreuten nicht mehr nur mit munterem, sondern geradezu philharmonischem Sound. Vom Feinsten die delikat aufblühenden, fein gesponnenen Linien der Holzbläser im Andante. Die Streicher korresponierten auf das Aufmerksamste mit den beiden Solisten, die – nicht nur, aber ganz besonders – in den überirdisch schön gespielten Kadenzen die Zeit still stehen und das Publikum gespannt den Atem anhalten ließen. Das waren dann doch magische Mozart-Momente.

Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

 

 
 

 

 

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