Literatur erzählt von der Geschichte
RAURISER LITERATURTAGE
29/03/16 Wer liebt sie nicht? Historische Romane, die einen - möglichst tausend Seiten lang - in Ritter- oder Königs-Angelegenheiten verschwinden lassen. Die Rauriser Literaturtage – von 30. März bis 3. April – gelten heuer dem Thema „Geschichte.Erzählen“. Autorinnen und Autoren aus Österreich, Deutschland und der Schweiz widmen sich historischen Themen. Drei Veranstaltungen im gelten dem Jubiläum „Salzburg 20.16“.
Von Heidemarie Klabacher
„Die Beliebtheit historischer Stoffe beim Lesepublikum, aber auch bei Autorinnen und Autoren, zeigt, wie bedeutsam die Literatur als Vermittlerin historischer Inhalte ist“, sagen Ines Schütz und Manfred Mittermayer, die die Rauriser Kulturtage leiten. „Es gibt viele Möglichkeiten, Geschichte literarisch zu erzählen: mit dokumentarischer Genauigkeit oder über die literarische Imagination. Einmal liefern Fakten die Grundlagen, ein andermal steht die Fiktion im Vordergrund.“
Ein Einzelschicksal mit seinen aus der Geschichte resultierenden Schädigungen, Verletzungen und Traumata könne historische Vorgänge spiegeln, ein Zeitpanorama erfahrbar machen und sozialgeschichtliche Aspekte erschließen, betonen Schütz und Mittermayer. Vor allem aber könne über den Blick der Ausgegrenzten, die offizielle Perspektive relativiert werden: „Die Literatur kann die Aufmerksamkeit für verdrängte Inhalte zu wecken.“
Das sind auch schon die zentralen Fragen in den Lesungen und Autorengesprächen ab Mittwoch (30.3.) in Rauris: Sind das vermeintlich „subjektive Medium Literatur“ und die vermeintlich „objektive Wissenschaft“ in Sachen Geschichtsschreibung tatsächlich so streng voneinander zu trennen? Worin unterscheiden sich die Darstellungsmuster der Geschichtsschreibung und der erzählenden Literatur? Zudem wird - ausgehend von diesen Fragen – in drei Veranstaltungen auch die Geschichte Salzburgs in den Blick genommen.
Am Freitag (1.4.) lesen Elisabeth Reichart dem Erinnerungsbuch „Die Voest-Kinder“, Ludwig Laher aus seinem NS-Roman „Bitter“ und Erich Hackl aus seinen „Drei tränenlosen Geschichten“. Im Zentrum des Abends steht, ausgehend von Texten, die sich mit der literarischen Darstellung der Salzburger Geschichte auseinandersetzen, ein Gespräch unter dem Titel „Geschichte in Literatur erzählen“.
Am Samstag (2.4.) findet im „Gespräch über Literatur“ eine von Manfred Mittermayer moderierte Diskussion zwischen dem Literaturwissenschafter Karl Müller und dem Historiker Robert Hoffmann statt. Die Diskussion mit den beiden Salzburger Wissenschaftlern steht unter dem Motto „Salzburg – Geschichte – Literatur“. Anhand ausgewählter Ereignisse aus der Salzburger Geschichte geht es um unterschiedliche Zugänge, über die man sich historischen Themen annähern kann.
Den Abschluss der diesjährigen Literaturtage bildet am Sonntag (3.4.) eine Lesung von Texten, die in einer Schreibwerkstatt mit Ludwig Laher entstehen werden: Rauriserinnen und Rauriser befassen sich mit dem Thema der Literaturtage.
Die Rauriser Literaturtage gibt es wie immer auch zum „Nachlesen“: Die Frühlings-Ausgabe der Literaturzeitschrift SALZ ist traditionellerweise den Literaturtagen gewidmet. Im Rauris-SALZ veröffentlicht sind die Laudationes auf die Preisträgerin Hanna Sukare und den Förderungspreisträger Carlos Peter Reinelt, sowie der Text „Zwischen den Seiten“ von Hanna Sukare und der prämierte Text „Willkommen und Abschied“ von Carlos Peter Reinelt. Weiters gibt es Texte aller Rauriser Autorinnen und Autoren 2016. Darunter eine neue Erzählung von Josef Haslinger, Gedichte von Robert Schindel, den Text „es ist wie es ist“ von Rosa Pock und die „gesalzen“-Glosse diesmal von Bodo Hell.