In jedem Fall auch Unterhaltung
LITERATURFEST 2010
15/04/10 "Am besten liest mich André Heller", hat H.C.Artmann einmal gesagt. Beim dritten "Literaturfest Salzburg" von 26. bis 30. Mai soll Artmann zum posthumen Spiritus rector werden. Und wer liest seine Dialektgedichte? Erraten.
Von Reinhard Kriechbaum
"Jeder kennt ihn", sagt der Salzburger Verleger und Autor Jochen Jung über H.C.Artmann, "aber er wird nicht mehr so wahrgenommen, wie wir das für wünschenswert halten". Deshalb also Lyrik von Artmann - und eine schöne Solidarhaltung von André Heller. Er stellt sich für die Lesung kostenlos zur Verfügung, erwartet dafür bloß eine Spende des Literaturfests für eine karitative Einrichtung, die Heller noch benennt.
Auf dieser Ebene kann man sich also ein Literaturfest leisten. Noch vor Jahreswechsel ging ja das Gerücht um, dass es heuer keines geben werde. Aber doch, weil das (ehrenamtlich tätige) Team um Christa Gürtler, Jochen Jung und Klaus Seufer-Wasserthal ja mit Leidenschaft für die Sache brennt. Wieder hat man das Budget zusammengekratzt, zusammen 115.000 Euro: mit (leicht sinkenden) Stützungen von Bund, Stadt und Land, mit Unterstützung des Tourismusförderungsfonds und des Altstadtmarketing sowie Sponsoren (u.a. der Bank Austria). Trotzdem: Die Sache ist nach wie vor nicht institutionalisiert. "Ich wandere jedes Jahr von einem zum anderen", sagt Jung, der aber auch festhält: "Das Wohlwollen der Politik ist da."
Publikumsresonanz gibt es: Beim ersten Literaturfest 2008 zählte man 2.500 Besucher, im Vorjahr etwas über dreitausend. Man sei nicht auf Quote aus, sagen die Veranstalter. Jochen Jung sagt aber auch: "Literatur ist auf jeden Fall auch Unterhaltung."
"Elf Frauen und zehn Männer" - das sei, so Jochen Jung, symptomatisch für die gegenwärtige Literaturszene. Und die Frauen seien keineswegs nur für die "Beziehungskisten zuständig, sondern in ihren Reihen fänden sich auch viele, die mit Sprache experimentieren, "die also einen Satz beginnen und nicht wissen, wo er aufhört". Bettina Balàka und Andrea Winkler seien solche Sprach-Artistinnen.
An prominenten Namen fehlt es ja nicht: Erika Pluhar und Anselm Glück lesen beim Eröffnungsabend. Der jüngst mit dem Leipziger Buchpreis 2010 ausgezeichnete Georg Klein ist ebenso eongeladen wie Urs Widmer ("Herr Admason"). Alissa Walser mit ihrem Debütroman über die Mozart-Zeitgenossin Maria Theresia Paradis, der Allrounder Harry Rowohlt - da ist Kundenzulauf vermutlich keine Frage. Und wenn am 28. Mai André Heller H. C. Artmann liest? "Sechshundert Plätze hat das 'republic', wir werden schon tausend reinbringen", so Jochen Jung.