Ein Abend voller Schreckmümpfelis
LITERATURHAUS / KRIMIFEST PENG!
17/10/14 Man nehme: Fünf Autorinnen und Autoren, unterhaltsame und Gänsehaut garantierende Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, eine 30-Minuten-Sanduhr und passende Spannung erzeugende Musik. Heraus kommt: ein Abend des Krimifestes „peng!“ im Literaturhaus.
Von Anna-Maria Schäfer
Schwarze Bühne, schwarze Tische, schwarze Themen – und eben die leuchtend grüne Sanduhr, damit die Kurzlesungen und dazugehörigen Gespräche nicht aus dem Ruder laufen. Das erwartete Krimifreunde am Donnerstag (16.10.) am Auftaktabend zum diesjährigen Krimifestes „peng!“ im Literaturhaus. Das musikalische „Verbrecherduo“ mit Hana Kovalcikova am Akkordeon und Christoph Lindenbauer am Kontrabass untermalten den Abend mit Herzklopfen erzeugenden Tönen – die es zwischendurch mehr schafften, für Gänsehaut zu sorgen, als so manche Textpassage.
Tomas Friedmann und Manfred Baumann führten unterhaltsam und kurzweilig durch den Abend und gaben dabei einigen Gästen die Kugel – eine typisch Salzburgerisch-Goldene aus Schokolade wohlgemerkt – die sich die Zuhörer durch richtige oder zumindest lustige Antworten auf zwischendurch eingestreute Quizfragen verdienen durften. Den Auftakt der Lesungen machte Friedrich Ani mit einer Kostprobe aus seinem neuesten Werk „Unterhaltung“, in der Kommissar Kaddiggelding, „der Mann für harte Fälle“ eher die Lachmuskeln anregte, als die Gänsehaut zu fördern. Franz Zeller las anschließend aus seinem dritten Band „Sieben letzte Worte“ – und seine Begeisterung für Salzburger Schauplätze, die sein Ermittler Franco Moll aufsucht, war dabei besonders gut greifbar. Ein Mensch, der aus Notwehr tötet – wobei es die Notwehr gegen die eigene Einsamkeit ist – sorgt in diesem Werk für Aufsehen entlang des Almkanals. Mitra Devi schloss mit einem Textauszug aus dem vierten Teil ihrer Nora Tabani-Reihe an. Zuvor erhielten die Gäste jedoch von ihr den schweizerischen Begriff „Schreckmümpfelis“ erklärt: dahinter verbergen sich kurze, gruselige Geschichten, die man als „Bettmümpferli“ (Betthupferl) erzählt bekommt. So wie es an diesem Abend gleich fünfmal der Fall war.
Der von ihr sehr mitreißend gelesene Fall der Ermittlerin Nora Tabani ließ wohl so manchen im Publikum erschaudern. Eva Rossmann folgte mit einem politisch-unheimlichen Auszug aus ihrem Werk „Alles rot“, das Mordermittlungen vor dem Hintergrund der Zypernkrise behandelt. Den Abschluss bildete Christian David mit einer ebenfalls spannenden Leseprobe aus seinem Erstlingswerk „Mädchenauge“. Er stellte außerdem klar, was ein gutes Ende eines Krimis ausmacht: Es solle unbefriedigend sein und viele Fragen offen lassen. Denn nur so werde der Leser zum Nachdenken aufgefordert – und „erst dann fällt der Vorhang“.
Auf der Bühne des Literaturhauses hängt er, der wohlgemerkt schwarze Vorhang, an diesem Abend hinter den AutorInnen und fällt nicht. Noch etwas mehr Gänsehautfeeling an diesem Krimifest-Auftakt wäre schön gewesen. Zum Nachdenken aber regten die in kurzen Auszügen dargestellten, sehr unterschiedlichen Werke der fünf ProtagonistInnen allemal an – und machen Lust auf mehr.