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Heimathass voller Liebe

RAURISER LITERATURTAGE 4

31/03/14 „Vier Monate habe ich nur geweint und heute lache ich so viel – das ist wirklich schön.“ Spätestens mit diesen Worten gelang es Tanja Maljartschuk am Freitag (28.3.) endgültig sämtliche Zuhörer zu begeistern. Tanja Maljartschuk und Josef Winkler und ein Abend zwischen Tragik und Komik.

Von Eva-Maria Draxlbauer, Richard Preletzer und Katharina Scharinger

541Ob der ukrainischen Herkunft der jungen Autorin Tanja Maljartschuk - und der aktuellen politischen Zustände in diesem Land - gingen die Erwartungen des Publikums hin zu einer Lesung, die bedrückende Gefühle hervorrufen würde. Umso mehr konnte Tanja Maljartschuk mit ihrem dynamischen Stil beeindrucken: Dieser zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass trotz der tieftraurigen Thematik auch immer wieder komisch-humorvolle Elemente präsent sind. Die eindrückliche Aussage, man könne dieselbe Geschichte so erzählen, dass alle weinen müssen, aber auch so, dass alle lachen müssen, bekräftigte ihre Art zu schreiben.

Maljartschuks Debütroman „Biografie eines zufälligen Wunders“ ist vor dem Hintergrund der Ukraine der 90er-Jahre zu verstehen, in der der Kommunismus vom System des Kapitalismus abgelöst wurde. Die Hoffnung auf eine Besserung der Zustände vermochte auch das neue marktwirtschaftlich orientierte System nicht zu erfüllen. Inmitten dieser veränderten Umgebung beginnt die Protagonistin Lena damit, sich in Form von Empathie und Zynismus gegen die Unterdrückung durch die Obrigkeit aufzulehnen.

Obwohl Lena im Roman immer wieder so grandios wie komisch scheitert, gelang es der Autorin im Zuge der Lesung das Publikum beinahe ununterbrochen zum Lachen zu bringen. Dazu trug auch ihre eigene heitere und humorvolle Vortragsweise bei, die sogar sie selbst während der Lesung mehrmals in Lachen versetzte. Doch in der aufgelockerten Stimmung kamen auch ernste Themen nicht zu kurz. Vor allem im anschließenden Gespräch mit Petra Nagenkögel berührte Tanja Maljartschuk mit ihrer Stellungnahme zum neu gewonnen Stolz auf ihre Heimat: „Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich stolz Ukrainerin zu sein!“

542An diese Thematik knüpfte Josef Winkler nahtlos an, da auch seine Lesung ein ukrainisches Schicksal berührte:  Er las zunächst einen Text, der die Verschleppung ukrainischer Mädchen nach Österreich während der NS-Zeit schildert. Auslöser für das Aufgreifen dieser Thematik waren die Gespräche mit einer in Kärnten lebenden Ukrainerin, die solch ein Schicksal selbst miterleben musste.

Der Schwerpunkt von Josef Winklers Lesung aus seinem neuen Buch „Mutter und der Bleistift“ lag jedoch auf der Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte, eingebettet in faschistische Strukturen, katholische Kirche und ländliche Bevölkerung. Ebenso wie bei Tanja Maljartschuk war es auch bei Winkler die Verbindung von Tragik und Komik, die dem grausam Geschilderten die erdrückende Schwere entzog. Um es mit den Worten Josef Winklers zu sagen: „Es ist gut, sich über den eigenen Schmerz lustig zu machen.“

Eröffnet worden ist der Freitagabend der Rauriser Literaturtage von Ernst-Wilhelm Händler. Er las aus seinem Werk „Der Überlebende“ in welchem der Protagonist die technische Entwicklung – in diesem Fall sind es intelligente Roboter - und das Kapital über das Menschliche stellt.

www.rauriser-literaturtage.at
Für DrehPunktKultur berichteten aus Rauris wieder Studierende von Christa Gürtler, die im Rahmen der Lehrveranstaltung „Literaturbetrieb und literarisches Leben in Österreich (Rauriser Literaturtage 2014)“ am Fachbereich Germanistik an den Rauriser Literaturtagen teilnehmen. Hier geht es zum Blog der Studierenden - www.rauriserliteraturtage.blogspot.co.at
Bilder: Rauriser Literaturtage / Lukas Beck (1); Jerry Bauer-Suhrkamp Verlag (1)

 

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