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Klare Sicht durch Verfremdung

REPORTAGE / LITERATURFEST

24/05/13 Veranstaltungen für Kinder gehen neben den „großen“ Ereignissen oft ein wenig unter: Zweihundert junge Zuhörer reisten am Donnerstag (23.5.) mit dem Autor Knister in der TriBühne Lehen auf dem Besen in die Welt der Hexe Lili. Heute Freitag (24.5.) kamen im Toihaus Jugendliche mit der Autorin Ursula Poznanski ins Gespräch.

434In der Kaffeerösterei 220 Grad sprach am Donnerstag das erste von zwei „Schreibenden Paaren“ über sein literarisch-privates Miteinander: Linda Stift und Johannes Gelich lasen Zwischenmenschliches und Erotisches aus den Romanen des jeweils anderen, und zeigten, wie unterschiedlich man über Beziehungen erzählen kann.

„Wunderschön, Du solltest immer aus meinen Büchern vorlesen!“ Oder: „Wir könnten das auch in Zukunft gemeinsam machen, dann ist die Selbstzerfleischung nicht so groß, wenn man seine eigenen Texte hört.“ 435Heute Freitag sprachen das  Salzburger Autorenpaar  Gudrun Seidenauer und Wolfgang Wenger im Hotel Auersperg über sich selbst, über einander und die jeweiligen Bücher.

Grotesk ging es am Nachmittag im Café Mozart weiter: Alexander Nitzberg stellte mit seiner Neuübersetzung von Michail Bulgakows bissiger und böser Novelle „Das hündische Herz“ ein Stück Weltliteratur vor.

„Literatur im Spannungsfeld zwischen Wahrheit und Lüge“, stand am Donnerstag (23.5.) beim Abend in den Kavernen zur Diskussion. Robert Seethaler präsentierte mit „Der Trafikant“ über das Wien der späten 1930er Jahre ebenso ein Stück österreichischer Geschichte, wie Robert Schindel, der in seinem Roman „Der Kalte“ über die ‚Waldheimjahren’ zwischen 1985 und 1989 erzählt.436 „Für mich ist es spannend, das historisch Große im Kleinen zu entdecken. Daraus ist eine Erwachensgeschichte geworden“, erzählte Robert Seethaler.

Zur Frage nach „Wahrheit und Lüge“ in seinem vielstimmigen Roman verglich Schindel die historischen Fakten mit einem Steinbruch, den er abtrage: „Meine Figuren sind nur aus dem Material ihrer realen 437Vorbilder gemacht.“ Aber erst durch diesen literarischen Prozess werde Unsichtbares sichtbar – so trage Literatur maßgeblich zu Geschichte bei. Moderiert wurde der Abend von Klaus Kastberger.

„In der Erfindung liegt ein Moment möglicher Wahrheiten“, sagte die Büchner-Preisträgerin Felicitas Hoppe. Sie stellte ihre Traumbiografie „Hoppe“ vor. „Mehr Hoppe als in diesem Buch geht nicht. Näher als in diesem Selbstporträt bin ich nicht an mich rangekommen. Der Verfremdungseffekt machte es möglich, dass ich auf Distanz zu mir gehen konnte und mich dadurch klarer gesehen habe.“ (LFS/dpk)

www.literaturfest-salzburg.at
Bilder: LFS/Eva Trifft

 

 

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