Macht.Worte
LITERATURFORUM LESELAME / JAHRESPROGRAMM
20/02/13 Unter dem Motto „Macht.Worte“ steht das Jahresprogramm des Literaturforums Leselampe. Die Österreichische Autorin Olga Flor eröffnet den Lesungsreigen morgen Donnerstag (21.2.) mit ihrer medien- und gesellschaftskritischen Macbeth-Variante „Die Königin ist tot“.
Von Heidemarie Klabacher
„Der Blick der Autorinnen und Autoren geht derzeit wieder stärker weg vom eigenen Ich und von der Familie hin zu politischen und sozialen Themen, etwa zu Kapitalismus- und Medienkritik.“ Das berichtete Christa Gürtler, die Leiterin des Literaturforums Leselampe, heute Mittwoch (20.2.) bei der Programmpräsentation im Literaturhaus-Cafe. „Wie kann die Literatur antworten, auf das, was um uns herum vorgeht?“, sei eine zentrale Frage. Olga Flor und Anna Kim seien zwei Autorinnen, die „exemplarisch für diese Position stehen“.
In vielen Bereichen hätten die Medien die Deutungshoheit übernommen, für das, was in der Gesellschaft geschieht. Wie Menschen zu Waren degradiert werden, wie eine „Nicht-Feministin versucht, sich über männliche Macht selber mächtig zu machen und so Täterin und Oper zugleich wird“, das erzähle Olga Flor in ihrem Roman „Die Königin ist tot“.
Weitere Autorinnen in der Reihe „Macht.Worte“ sind Anna Kim mit „Anatomie einer Nacht“ (28.2.), Zdenka Becker mit „Der größte Fall meines Vaters“ (16.4.), Sabine Scholl mit „Wir sind die Früchte des Zorns“ (11.6.) und Evelyn Grill mit „Der Sohn des Knochenzählers“ (26.6.).
Eine der Veranstaltungen (etwa neben dem Konzert mit "Verfemter Musik" am 11. März im Landestheater) zum Thema „75 Jahre Anschluss“ ist die Buchpräsentation „Berta Zuckerkandl. Flucht! Von Bourges nach Algier im Sommer 1940“. Die Herausgeberinnen des Fluchttagebuches der vor allem als „Salondame“ bekannten Berta Zuckerkandl sind Theresia Klugsberger und Ruth Pleyer. Bei der Sonntagsmatinee am 10. März liest Heilwig Pfanzelter. „Berta Zuckerkandl war eine wache Begleiterin des politischen Geschehens“, betont Christa Gürtler. „Als Schriftstellerin und Autorin ist sie aus dem Kanon gefallen. Dass sie im Hintergrund der Gründung der Salzburger Festspiele dabei war, weiß man auch nicht mehr.“
Am 15. März feiert Bodo Hell seinen siebzigsten Geburtstag, am 20. März veranstaltet die Leselame einen Geburtstagsevent: Zusammen mit der Galerie Eboran und der Galerie Fotohof gibt es eine Ausstellung mit Bodo Hells Foto-Arbeiten, und es wird ein Buch mit Texten von und über Bodo Hell präsentiert. „Omnibus“ ist der Titel von Buch und Ausstellung. Gezeigt werden etwa Künstler- und Autorenfotos, die Hell mit einer Spezialkamera doppelt belichtet hat.
Der vor drei Jahren gegründete Filmclub „Österreich. Literatur nach 1945“ habe sich etabliert, der Besuch der Filmvorführungen im „Kino“ liege jedes Mal weit über den Erwartungen. Heuer werden „Die Ausgesperrten“ (Jelinek/21. Februar), „Der Stille Ozean“ (Gerhard Roth/13. März) und „Malina“ (Bachmann/24. April) präsentiert. Moderator ist jeweils Manfred Mittermayer. Die Stefan-Zweig-Poetikvorlesung 2013 hält Ilija Trojanov von 13. bis 17. Mai.
Die Literaturzeitschrift SALZ erscheint wie immer in vier Ausgaben (151-154): Das erste Heft ist das Begleit- bzw. Programmheft zu den Rauriser Literaturtagen. Das Juni-SALZ trägt den Titel „Phantasie an die Macht“ und knüpfe an das Robert Jungk-Jahr an, so Barbara Stasta von der SALZ-Redaktion. Es bringe literarische Texte, die sich mit dem Phantasie-Credo von Robert Jungk befassen. Das September-SALZ ist ganz dem Literaturarchiv Salzburg gewidmet. Das Dezemberheft bringt unter dem Titel „Nahaufnahmen“ wieder vor allem Erstveröffentlichungen von Salzburger Autorennen und Autoren. Die Glosse „gesalzen“ wird heuer Eva Halus schreiben.
Zum Veranstaltungsbesuch: „Die Lust der Menschen, zu Lesungen unbekannter Autorinnen und Autoren zu kommen, lässt nach“, stellte Christa Gürtler fest. „Man geht eher zu denen die bekannter sind.“ Interessanterweise sei aber das literarische Gespräch „aufgeblättert“ in der Rupertusbuchhandlung „immer voll“: „Da reden wir über Bücher, die sicher die wenigsten der Besucher kennen, aber da ist das Interesse am Unbekannten ungebrochen.“ Inzwischen „treu und groß“ sei das Stammpublikum des „Literaturfrühstücks“ der Leselampe.
Zum Geld: Das Budget der Leselampe beträgt 150.000 Euro, die Eigenwirtschaftlichkeit liegt bei 21 Prozent. „Erfreulicherweise“ habe die Stadt Salzburg die Förderungen erhöht. Tatsächlich sei es finanziell aber „sehr eng“, so Christa Gürtler und Barbara Stasta. Gerne würde man etwa den SALZ-Autoren höhere Honorare (als 30 Euro) für ihre Beiträge zahlen.