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Der Grenzwert rationaler Folgen

LITERATURHAUS / POPP, POMPERNIG

25.02.2010 „Eins plus eins“ ergibt nicht immer „zwei“: Fritz Popp und Susanne Pompernigg bestätigten im Literaturhaus diese fragile Mathematik in der Kunst.

Von Gerald Schwarz

Solche Kombipacks haben zwar eine gewisse Tradition in der Literaturpräsentation. Ihre „raison d’être“ aber wird selten klar.

15 Gedichte aus dem neuen Lyrikband von Fritz Popp mit dem gelungenen Titel „Zusehend unberührt“, vom Autor persönlich gelesen, und eine Gruppe von Liedern der Songwriterin Susanne Pompernigg: Das addierte sich manchmal zu weniger als der Summe ihrer Teile, zwischendurch aber auch wieder zu einem disparaten Vielfachen.

Popp, immer wieder einer der lesenswertesten Salzburger in vielen Genres, gehört leider nicht zu jenen – wenigen – Schriftstellern, deren Texte vom eigenen mündlichen Vortrag profitieren. Markante eigenständige Stilmittel gibt es auch in der neuen Sammlung von Fritz Popp in Fülle. Der reizvolle „Kurzschluss“ romantischer Einsamkeitstopoi mit Modernismen aus unserer Medienwelt; „sehen“ als zentrale Vokabel; Alliterationen; eine Vorliebe für Imperative und Partizipien: All das war in der Rezitation des Autors mehr zu ahnen als zu genießen. Und seine Methode, jedes Gedicht sofort zu wiederholen, hat zwar gewiss seinen Reiz, offenbarte aber eher Interpretations-Zufälligkeit denn Interpretationswillen.

Als stärkstes Einzelgedicht der neuen Kollektion erschien „Hold the line“: Die faszinierendste Idee war sicher der vom Autor schmunzelnd referierte Traum, einmal einen Abend mit einem einzigen Gedicht zu bestreiten.

Pomperniggs Lieder aus dem Projekt „vox amissa“ wiederum bezogen die stärkste Wirkung aus dem ungeheuer zarten Umgang der klassisch ausgebildeten Gitarristin mit ihrem Instrument – den hypnotisierenden Akkordfolgen, dem Nachhören in die Pausen und an den Enden, den kaum hörbaren perkussiven Zufällen durch die Berührung der Bünde - und aus ihrem ebenfalls wesentlich instrumentalen Umgang mit ihrer interessanten Stimme. Von den Texten (englisch, mit zwei Ausnahmen) war eher wenig zu verstehen.

Wie eine gemeinsame Show wirkten Popp/Pompernigg, bei aller offenkundigen gegenseitigen Sympathie und Geduld füreinander, am Mittwoch (24.2.) im Literaturhaus auch nicht so sehr. Der professorale Dichter und die Coffeehouse-Chanteuse wirkten auf der Bühne manchmal wie in verschiedenen Maßstäben reproduziert. Wahrscheinlich hätte sich jeder - ungesellschaftet - mit besserer Wirkung alleine über das Publikum hergemacht.

Bild: Literaturhaus

 

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