Stirb, Du Sau!
LITERATURHAUS / KRIMI-FEST
07/11/11 Beim dritten Krimi-Fest präsentierten Christina Repolust und Tomas Friedmann an zwei Tagen zehn Autoren und ihre neuen Krimis. Sowie je einen brillanten Kriminalfilm. Auch die Idee, Fragen zum Thema Krimi zu stellen und richtige Antworten mit Büchern zu belohnen, kam gut an. Dem Krimi-Fest sind noch viele Neuauflagen zu wünschen.
Von Michael Russ
Der Münchner Friedrich Ani brachte am Donnerstag (3.11.) „Süden“ mit, ein neues Buch über den Kommissar Tabor Süden, der auch schon zu Fernsehehren kam. Eva Rossmann präsentierte ihren zwölften Mira-Valensky-Roman mit dem Titel „Unterm Messer“. Alfred Komarek hat doch noch ein Polt-Buch geschrieben, keinen Roman diesmal, sondern zwölf Geschichten mit dem aus dem TV bekannten Gendarmen aus dem Weinviertel: „Zwölf mal Polt“. Mit dem Iren Ken Bruen kam auch ein englischsprachiger Krimiautor zu Wort. Er stellte sein neues Buch „Jack Taylor auf dem Kreuzweg“ vor. Zum Abschluss des Abends wurde der Nicolas-Roeg-Film „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ gezeigt.
Den Freitag (4.11.) eröffnete Sabina Naber mit „Der Spielmacher“, dem sechsten Band um die Polizistin Maria Kouba. Es geht darin um die Abgründe der Glücksspielindustrie. Sabina Naber ist auch Schauspielerin und Regisseurin, was sie in ihrem Vortrag sehr gut umsetzen kann. Der Plot, den sie kurz umreißt, klingt spannend, sie liest ausgezeichnet, man sieht die Szenen vor sich. Bleibt nur die Frage, wie stilsicher sie in ihren Bildern ist. Auf die Wendung „plustert sich auf wie ein Löwe“, würde jeder Löwe empört reagieren und darauf hinweisen, dass er das Aufplustern dem Federvieh überlässt.
Lokalmatador Manfred Koch liest aus seinem neuem Roman „Hexenspiel“, in dem auch das bei Krimiautoren so beliebte Motiv „hetzerische Boulevardmedien“ eine Rolle spielt. Im Gespräch mit Christina Repolust merkt Manfred Koch an, dass er den „Satiriker Koch“, als der er in Salzburg einen guten Ruf genießt, auf Urlaub schickt, wenn er einen Krimi schreibt. Die Geschichten seien ihm Ernst, er setze sich mit der Absicht hin, einen ernsthaften Psychothriller zu schreiben.
Mit Deon Meyer aus Südafrika ist eine internationale Krimigröße zu Gast, dessen komplexe umfangreiche Bücher in 22 Sprachen erhältlich sind. Meyer gibt eine kurze Kostprobe aus seinem neuen Buch auf Afrikaans, seiner Muttersprache, in der er seit einigen Jahren schreibt, nachdem er zu Beginn seiner Laufbahn Bücher auf Englisch verfasst hat. Meyer liest dabei vom Display seines Smartphones. Tomas Friedmann merkt an, dass Deon Meyer der zweite Autor sei, der im Literaturhaus von einem elektronischen Medium ablese. Erste war, man glaubt es kaum, Ruth Klüger.
Aus der deutschen Übersetzung von Meyers Krimi „Die rote Spur“ liest der Schauspieler Peter Arp, der dem Ich-Erzähler, dem Bodyguard Lemmer, eine glaubwürdige und mitreißende Stimme verleiht.
Der zweite Teil des Abends beginnt mit Claudia Rossbacher und ihrem Krimi „Steirerblut“. Wie Reinhard P. Gruber einst seinen Hödlmoser anmerken ließ, ist Steirerblut kein Himbeersaft und so geht es in der Krakau bei Murau auch ordentlich zur Sache. Eine Touristin wird grausam ermordet und so muss Sarah Moor vom LKA Graz, in ihrem Heimatort ermitteln, was auch zu privaten Turbulenzen führt. Claudia Rossbacher ist eine spannende Geschichte mit humorvollen Einschüben gelungen, sprachlich könnte man das Ganze allerdings noch ein bisschen ausfeilen.
Sprachlich über dem Krimi-Durchschnitt bewegt sich Bernhard Aichner mit seinem zweiten Max-Broll-Krimi „Für immer tot“. Sein Ermittler ist weder Polizist noch Privatdetektiv, sondern Totengräber in einem kleinen Tiroler Dorf. Auch wenn man das „Lebend begraben“-Motiv aus diversen Büchern und Filmen kennt, ist das Drumherum doch sehr originell und mit Humor geschrieben.
Bei Rita Falk aus Bayern ist der Humor keine Zugabe, sondern Hauptbestandteil der Krimis. Falks Protagonisten sind skurill, das Dorfleben hat immer neue Überraschungen bereit. Gemordet wird natürlich auch, aber der „Dampfnudel Blues“ beginnt erst einmal mit einer gefährlichen Drohung, die auf die Hauswand des Schuldirektors geschmiert wurde. „Stirb, Du Sau!“, was der ermittelnde Polizist nicht besonders Ernst nimmt und Christina Repolust zur Frage veranlasste, ob das vielleicht die bayrische Variante des Bildungsvolksbegehrens sei. Das Publikum ließ sich jedenfalls von Frau Falk zu Lachstürmen hinreißen.
Abgeschlossen wurde der Abend wieder mit einem Film, nämlich „I hired a Contract Killer“ von Aki Kaurismäki. Obwohl der Film durchaus sehenswert ist, hatten sich die vorher vollbesetzten Reihen gelichtet, aber das lag sicher am späten Filmstart um ca. 23 Uhr. Fazit: Ein sehr unterhaltsamer Abend, der von Christina Repolust und Tomas Friedmann professionell moderiert wurde. Auch die Idee, immer wieder Fragen zum Thema Krimi zu stellen und richtige Antworten mit Büchern zu belohnen, kam sehr gut an. Dem Krimi-Fest sind noch viele Neuauflagen zu wünschen.