I cast all warnings to the winds
BUCHPRÄSENTATION / STEINWENDTNER
13/03/11 Lyrik stehe einem eigentlich viel zu nahe, als dass man sie "so einfach veröffentlichen" könne: Das Publikum bei der Präsentation des ersten Lyrikbandes von Brita Steinwendtner - „Mittagsvorsatz. Noon Resolution“ - erlebte das beeindruckende Ergebnis des Versuchs, es dennoch zu tun.
Von Magdalena Stieb
„Es muss in einem drinnen brennen.“ So berschreibt Brita Steinwendtner das initiierende Gefühl, das sie nicht mehr loslasse und sie sich von der „geplanten“ wohl durchformten Prosa habe abwenden lassen.
Das, was sie schreiben muss, zwinge Brita Steinwendtner der „eigenen Stimme“ ab: in Form kleiner, teils aphoristisch anmutender Gedichte. So habe "das persönlichste Schreiben" - entstanden unter dem Eindruck von Einsamkeit und der Naturerfahrung auf langen Spaziergängen - den Weg in die Öffentlichkeit gefunden.
An dem daraus hervorgegangenen Gedichtband fällt die Zweisprachigkeit ins Auge. Es sind nicht nur "Übersetzungen". Die Übertragungen ins Englische von Herbert Kühner komplettieren vielmehr die 27 Gedichte von Brita Steinwendtner. Die Idee der Übersetzung ins Englische sei, so Steinwendtner, überhaupt die Grundidee für das Buch gewesen: Herbert (als Musiker: Harry) Kühner habe sie mit der Idee der Zweisprachigkeit angeregt, ihre Gedichte niederzuschreiben.
Am Donnerstag (10.3.) wurde auf Einladung des Literaturforums Leselampe in der Rupertus Buchhandlung der Band „Mittagsvorsatz. Noon Resolution“ präsentiert. Bei der Lesung auf Englisch und Deutsch wurde der von Steinwendtner geschilderte Eindruck der Eröffnung neuer Bedeutungsebenen durch das Englische deutlich spürbar: Der Zusammenklang der beiden Sprachen brachte nicht nur ein akustisches Erlebnis, die Gedichte offenbarten sich tatsächlich als in Sprache, Klang und Bedeutung eigenständige Nachdichtungen.
Herbert Kühner verstärkte mit seiner englischen Übertragung, die den beiden Autoren in einigen Fällen mehrere Wochen Arbeit an einzelnen Wörtern abverlangt habe, die den Texten von Brita Steinwendtner innewohnende Musikalität. Die dem Deutschen so fremde und damit umso anziehendere Rhythmik des Englischen vereint sich im Zusammenspiel mit dem deutschen Sprachfluss zu einer faszinierenden „Wort- und Bildmelodie“: Bruchstücke einzelner Impressionen, berührend und in Vergänglichkeit begriffen.
Wie Karl-Markus Gauß in seinem Nachwort zu „Mittagsvorsatz. Noon Resolution“ schreibt, durchsetze die Gedichte das Motiv der Flüchtigkeit: Nicht mehr als „einem Vorübergehen“ wolle Steinwendtner in ihren Gedichten zur Dauer verhelfen. Vier Teile fasst der Gedichtband: Widerstand, Vergänglichkeit, Illusion, Resignation - zuletzt die aus diesen Eindrücken resultierenden Fragen an die Welt.
Mit den möglichen Antworten auf jene Fragen bleibt der Leser zurück, nicht ohne in der kleinen Sammlung reduzierter, in ihrer Schlichtheit virtuos gestalteter Gedichte Zuflucht gefunden zu haben. Brita Steinwendtner trifft inmitten einer zurückhaltenden Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit, Illusion, Verstörung und Zweifel einen tatsächlichen Kern dieser in der Gegenwart vorherrschenden Fragen – ein Festhalten, eine Hoffnung und Aufgabe als Unmöglichkeit bleiben als Antwort bestehen.
An den Rändern gehen Going to the edge
Mut unter dem Fuß courage underfoot
Schweigen silence
auf den Fersen at your heels