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„…und ich begehre nicht schuld daran zu sein!“

RAURISER LITERTATURTAGE

02/02/11 Unter diesem sprachlich ebenso eleganten wie inhaltlich unerschöpflichen Thema stehen die 41. Rauriser Literaturtage, die von 30. März bis 3. April stattfinden werden. „Schuld ist ein Thema, das uns alle direkt betrifft, politisch, historisch, persönlich.“ Sagte Brita Steinwendtner heute Mittwoch (2.2.) bei der Programmpräsentation im ORF-Landesstudio.

Von Heidemarie Klabacher

Der mit 8000 Euro dotierte Rauriser Literaturpreis 2011 geht an die 1985 in der Schweiz geborene Dorothee Eliminger für ihren Roman „Einladung an die Waghalsigen“, für den sie bereits mit dem Aspekte-Literaturpreis 2010 ausgezeichnet worden ist. „Einladung an die Waghalsigen“ erzählt von der Suche zweier Schwestern in einer unterirdischen Industrie-Wüstenlandschaft nach dem Fluss Buenaventura, der die ewigen Feuer löschen soll.

Den Rauriser Förderpreis erhält der Salzburger Autor, Übersetzer und Reisejournalist Martin Amanshauser für seinen Text „Ich stelle dich auf den Kopf“, das er zum vorgegebenen Thema „Kompass“ eingereicht hat. Amanshauser erzählt aus weiblicher Sicht von einem ins Wanken geratenden Beziehungskonstrukt.

Das Lesungsprogramm in Rauris eröffnet ein ehemaliger Förderpreisträger: Händl Klaus, Förderpreisträger 1995, habe für seinen Auftritt eigene Prosaminiaturen unter dem Titel „Rauris-Schuld“ zusammengestellt, berichtet Brita Steinwendtner. Alois Hotschnig, „der in allen seinen Büchern um das Thema ‚Schuld’ kreist“, Andrea Grill und Clemens Renoldner lesen ebenfalls am Donnerstag (31.3.)

„Rauris Mitternacht“ wird „leichter und heiterer“ ausklingen mit Peter Stephan Jungk, der nach fünf Jahren wieder nach Rauris zurückkehrt. Er wird aus seinem neuen Roman „Das letzte Haus“ lesen. Das autobiographisch grundierte Buch sei ein „Dialog zwischen diesem Mann und seinem kranken - im ganz körperlichen Sinn ‚kranken’ - Herzen“, erzählt Christa Gürtler vom Literaturforum Leselampe, das bei dieser Veranstaltung mit den Rauriser Literaturtagen zusammenarbeitet.

Der große Schweizer Autor Adolf Muschg, der im Vorjahr absagen musste, kommt heuer tatsächlich: „Zwei Tage bevor er für ein halbes Jahr nach Japan geht, kommt er noch nach Rauris“, freut sich Brita Steinwendtner. Muschg wird aus seinem Roman „Sax“ lesen: „Das ist ein Kosmos und Sammelsurium über alle Probleme, die die Menschheit umtreiben.“

Ludwig Laher nähert sich dem Thema „Schuld“ in seinem neuen Roman „Verfahren“. Laher, der in seinen Romanen immer wieder Fakten in Bücher umformt, erzählt vom Leidenweg einer kosowo-serbischen Asylwerberin. Das juristische „Verfahren“ klinge ebenso an, wie das „verfahrene“ Leben.

Politisch gehe es weiter, „mit einem Mann der noch nie in Österreich war“: Najem Wali, als „politisch Andersdenkender“ verfolgt, inhaftiert und gefoltert, floh nach Ausbruch des Iran-Irak-Krieges nach Deutschland. Sein erster Roman „Jussifs Gesichter“ sei, so Brita Steinwendtner, eine Art „1001 Nacht-Geschichte“ über dem Überlebenskampf im Chaos des Krieges. In Rauris wird Najem Wali aus seinem neuen Roman „Engel des Südens“ lesen, in dem er von der Rückkehr in sein zerstörtes Heimatdorf erzählt.

„Es ist ein sehr kleines Büchlein. Es ist kein Vorabdruck, es schaut wirklich so aus“, sagt Brita Steinwendter über Marlene Streeruwitz’ neues Buch „Das wird mir alles nicht passieren“: In den elf „Kurzromanen“ gehe es um das Thema „Schuld“ in Beziehungen. Im Internet könne man nachlesen, wie die Geschichten weitergehen. An diese Begegnung mit der Autorin und ihrem Buch wird sich eine „Schreibrunde“ für Rauriserinnen anschließen: „Auf dem Land ist die Emanzipation ja noch immer nicht so weit fortgeschritten, dass Frauen sich alles trauen, was sie gerne möchten.“

Das „Gespräch über Kindheit“ führt Brita Steinwendter diesmal mit „zwei großen alten Männern“: mit dem 1932 geborenen Aharon Appelfeld und dem ebenfalls 1932 geborenen Theologen und Dogmatiker Gottfried Bachl.

Aharon Appelfeld hat nach der Flucht aus dem KZ als Kind zwei Jahre allein in den Wäldern der Ukraine überlebt, ist auf abenteuerlichen Wegen nach Palästina gekommen und hat erst spät mit dem Schreiben begonnen. Jedes seiner Bücher sei „eine Geschichte über den Holocaust“, so Brita Steinwendtner, „aber er erzählt anderer Leute Geschichten“.

Gottfried Bachl, Dogmatiker „und einer der ganz kritischen Köpfe“, habe in seiner Kindheit etwa mit der „Mühlviertler Hasenjagd“ die andere Seite mitbekommen.

Wie sich Krieg und Holocaust in den Geschichten der jungen Autoren spiegelt, zeigen u.a.  Astrid Rosenfeld und Vanessa F. Fogel. „Man kann es kaum fassen, was diese jungen Autorinnen sich trauen.“

www.rauriser-literaturtage.at
Bilder: www.rauriser-literaturtage.at

 

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