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Jesuskind, ein wenig abgegriffen

KULTUR ONLINE / VIRTUELLE ADVENTKALENDER

01/12/21 Seit heute, 12 Uhr, kann man den ersten Vorlese-Beitrag im Online-Adventkalender vom Literaturhaus Salzburg abrufen. Den Auftakt macht der österreichische Comic-Künstler und Lyriker Nicolas Mahler. Auch die Universitätsbibliothek und die Salzburger Kulturvereinigung halten virtuelle Adventkalender bereit.

Von Reinhard Kriechbaum

Der Osterhase im Vordergrund lässt die Ohren hängen. Das liegt erstens daran, dass er schon ein eher betagtes Plüschmodell seiner Zunft ist. Und zu den Adventkranzkerzen im Hintergrund wirkt er doppelt anachronistisch. Nicolas Mahler liest aus seinem Band Dachbodenfunde. Die Texte sind vom Autor bloß zusammenmontiert – gefunden hat er sie in Katalogen von Auktionshäusern. „Jesuskind, ein wenig abgegriffen“ heißt es da in einem Offert von Krippenfiguren.

Im Lockdown will das Literaturhaus also Lyrik unter die Leute bringen, täglich eine kurze Vor-Lesung. „Alle angefragten Autorinnen und Autoren haben spontan zugesagt“, freut sich Salzburgs Literaturhausleiter Tomas Friedmann, der die Idee für die Poesie-Aktion im Netz hatte und das Projekt gemeinsam mit seiner Kollegin Waltraud Hochradl betreut. Friedmann ist es ein Anliegen dazuzusagen, dass die Schriftstellerinnen und Schriftdsteller dafür ein Honorar bekommen. Sie seien ganz frei in der Auswahl von Texten und Kommentaren fürs adventliche Video-Clip. „Gerade in der heuer Corona-belasteten Vorweihnachtszeit soll unser Adventkalender etwas Poesie in den Alltag bringen und mit lyrischen Stimmen zur besseren Stimmung beitragen“, so Friedmann.

Den Online-Adventkalender findet man auf dem YouTube-Channel des Literaturhauses Salzburg, und er ist verlinkt mit der Facebook-Seite. „Damit erreicht man also 24.000 Abonnentinnen und Abonnenten.“ Es herrscht Gender-Gerechtighkeit, je zwölf Autorinnen und Autoren wurden eingeladen, unter anderem Petros Markaris, Sabine Gruber, Tom Schulz, Precious Nnebedum, Friedrich Ani, Yevgenia Belorusets, Christoph Janacs, Mieze Medusa, Kurt Palm, Anna Herzig, Dalibor Markovic, Zoë Beck, Andrej Kurkow, Margret Kreidl, Timo Brunke, Anna-Lena Obermoser und Michael Stavaric. Geöffnet wird übrigens nicht ein Türl, sondern es geht der Vorhang auf.

Die Universitätsbibliothek hält wie immer Adventkalender-Fenster en natura bereit, also entlang der Hofstallgasse (die lange Fensterfront macht sich im Advent bezahlt). Das Anschauen muss man mit einem Körperertüchtigungs-Spaziergang verbinden, weil flanieren darf man ja nicht. Ist schließlich Corona-Ausgangssperre. Wer nicht so der Frischluft-Freak ist, kann auch im digitalen Adventkalender das aktuelle Tagesdatum anklicken. Heute auf „1“ geklickt also – da ist mal gar nichts. Ach ja, ein pdf wurde runtergeladen! Walter Müller ist der erste Autor, und er lässt uns wissen, was es mit dem Dinosaurier in der Weihnachtskrippe auf sich hat. Ochs und Esel sind aber eh auch da, und ein Schaf auch, wie man im Bild sieht.

Die Salzburger Kulturvereinigung kündigt auch einen Online-Adventkalender an, auf ihrer Facebook-Seite. Da steht: „Wir zählen die Tage bis Weihnachten“, wahrscheinlich jetzt einmal bis 15. Dezember, weil da sollte ja – theoretisch zumindest – die Abo-Reihe im Großen Festspielhaus weiter gehen, mit dem Basque National Orchestra. Wir halten auf jeden Fall die Daumen. Eigentlich glaubt ja niemand dran, dass es in Salzburg mit 12. Dezember wirklich Schluss sein soll mit dem Lockdown.

Das erste Türl aufzumachen bei der Kulturvereinigung, ist uns bis Redaktionsschluss (14 Uhr) nicht gelungen. Möglicherweise sind wir zu patschert für Facebook, vielleicht öffnet man ja auch erst am Abend, wenn die erste Kerze dem Schein des Screens Konkurrenz macht.

Literaturhaus Salzburg, Poetischer Aventkalender – www.literaturhaus-salzburg.at
Online-Adventkalender der Universitätsbibliothek – www.ubs.sbg.ac.at
Die Facebook-Seite dder Salzburger Kulturvereinigung – www.facebook.com/kulturvereinigung
Bilder: Screenshots der diversen Adventkalender

 

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