Wenn es bei Handke "Peng" macht...
HINTERGRUND / HANDKE / KRIMI
03/11/21 Elfriede Jelinek mag Krimis. Wie es Österreichs zweiter Literaturnobelpreisträger, Peter Handke, mit diesem Genre hält, wissen wir nicht, haben wir in unserem Beitrag über das morgen, Donnerstag (4.11.) beginnende Krimifest Peng geschrieben. Peter Fuschelberger vom Literaturhaus hat uns dazu prompt aufgeklärt.
Von Peter FuschElberger
Aus meiner bescheidenen Beschäftigung mit Handke weiß ich zumindest so viel: Handke liebt(e) Kino. Er ging in gewissen Lebensphasen bis zu dreimal täglich ins Lichtspieltheater, und aus Notizen ist klar, dass er sich da auch Krimis ansah. Ein großer Liebhaber (und er war mit dieser verschlossenen, schrulligen Frau sogar ein bisschen befreundet) ist Handke von Patricia Highsmith. Nicht nur ein Zitat aus ihrem Roman Lösegeld für einen Hund am Anfang von Handkes Wunschlosem Unglück zeugt von seiner Beziehung zu ihr und von Highsmiths Einfluss auf Handkes Schreiben, sondern auch (mindestens) folgende drei Texte:
Die privaten Weltkriege der Patricia Highsmith (in Vom Ende des Flanierens, suhrkamp taschenbuch 679, ab Seite 38). In diesem Text lobt Handke Highsmiths „faktische, fast metaphernfreie” Prosa, wie sie auch seinen eigenen Schreibstil prägt.
Aber nicht nur sprachlich wirkt das Werk Highsmiths auf Handke, sondern auch inhaltlich insofern, als sich durch einen (eher) Totschlag (denn Mord) die Wahrnehmung des Mörders, aus dessen Perspektive Highsmiths Texte oft erzählt sind, verändert. Eine solche veränderte Wahrnehmung des Protagonisten, nachdem er gemordet hat, finden wir im Roman Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (Suhrkamp 1970) und auch in dem zu Handkes Salzburger Zeiten erschienenen Buch Der Chinese des Schmerzes (Suhrkamp 1983). Da findet der Totschlag auf dem Mönchsberg statt.
Und ich würde auch den Text Die Stunde der wahren Empfindung (sic! – Suhrkamp 1975) hinzu zählen, in dem der Protagonist mit dem im Handke-Universum vieldeutigen Namen Gregor Keuschnig lediglich träumt, ein Mörder zu sein, doch nach seinem Erwachen die Welt völlig neu wahrnimmt.
Man sieht: Handke hat de facto einen Bezug zu Krimis, allerdings einen sehr speziellen.
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Bild: www.suhrkamp.de