Erlesenes!
LITERATURFEST SALZBURG
28/05/18 Mit der Lyrik-Matinee von Safiye Can, Michael Donhauser und Jan Wagner ging am Sonntag (27.5.) das elfte Literaturfest zu Ende. Christa Gürtler und Valerie Besel, die das Literaturfest erstmals gemeinsam verantworteten, sprachen Erwachsene ebenso an wie Kinder und Jugendliche.
Von Heidemarie Klabacher
Gedichtet, gezeichnet und gerätselt wurde zusammen mit Michael Stavarič, der in seinem Workshop mit Zaubersprüchen nebst Geschichten begeisterte. 150 Kinder lauschten den Erzählungen der Schriftstellerin Renate Welsh, die zu einem gemeinschaftlichen Umgang aufforderte: „Bücher können etwas gegen Vorurteile tun – und ich schreibe Kinderbücher, weil man damit gar nicht früh genug anfangen kann.“
Und das ist bitter nötig, wie der Befund junger Autorinnen einmal mehr zeigte: Katharina Winkler erzählt in ihrem gefeierten Debütroman „Blauschmuck“ von den „titelgebenden Folgen“ von Gewalt in einer archaischen Gesellschaft. „Sich nicht fügen wird als Symptom einer mentalen Krankheit gesehen“, erzählt die junge Schriftstellerin Deborah Feldman, die in einer ultraorthodoxen jüdischen Satmarer-Gemeinde in New York lebte, bis es ihr 2009 gelang aus diesem geschlossenen Milieu mit rigiden Regeln und Strukturen auszubrechen.
Der Blick des Literaturfestes galt auch der engeren Umgebung: „Es gab tatsächlich einen Moment im Leben Thomas Bernhards, in dem er Salzburg nicht als Todeskrankheit empfunden hatte“, meinen die Verantwortlichen. Es sei der Augenblick gewesen, „als er 16-jährig die Schule abbrach und selbstbestimmt eine Kaufmanns-Lehre begann“: Studentinnen und Studenten des Thomas Bernhard Instituts der Universität Mozarteum zeichneten im Rahmen eines Spaziergangs Lebensstationen Bernhards bis zu diesem Entschluss hin nach. Texte von Thomas Bernhard auf Schaufensterglas in der Altstadt lassen das Literaturfest weiterklingen.
Zu den musikalisch-literarischen Momenten trug die Schriftstellerin Ann Cotten bei, die zusammen mit Lucy Cotten und Mario Schlager das „Wiener Lied 3.0 zwischen Granteln und Schmähführen“ hochhielt.
Auf den Wortwitz des Bachmann-Preisträgers Ferdinand Schmalz antwortete die Pianistin Clara Frühstück mit klassischer Klaviermusik. „Strangers in the Night“, legendäre Autorinnen, Autoren und deren Romanfiguren, begegneten einander bei Dorit Ehlers „Erlesener Runde“.
„Ich bräuchte Dich unter allen Umständen zu allen Dingen und allen Zeiten“, schrieb Bert Brecht an seine „Hauptfrau“ Helene Weigel: Bettina Hering, die Schauspielleiterin der Salzburger Festspiele, hat den Briefwechsel dieses epochemachenden Theaterpaares zu einem Leseabend mit Stefanie Reinsperger und Nico Holonics arrangiert, bei dem die Höhen und Tiefen dieser Beziehung ganz unmittelbar deutlich wurden. Sprachmusikalisch beendet wurde das Literaturfest bei der traditionellen Lyrik-Matinee. Der Cellist Peter Sigl begleitete Safiye Can, Michael Donhauser und Jan Wagner.
Das nächste Literaturfest Salzburg steigt von 22. bis 26. Mai 2019 - www.literaturfest-salzburg.at
Bilder: LFS/Erika Mayer