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Augensprache. Ohrenbild.

ROSSBACHER / LESEN SCHAUEN STAUNEN

28/11/17 Die Buchbesprechung auf DrehPunktKultur ist im Juli schon erschienen, da war die Druckerfarbe noch kaum getrocknet. Nun stellt Karlheinz Rossbacher – legendärer emeritierter Literaturprofessor – sein jüngstes Buch „Lesen, Schauen, Staunen“ im Literaturarchiv Salzburg vor.

Von Heidemarie Klabacher

„Lesen, Schauen, Staunen“. Einladender Titel zu leichter Lektüre? Keineswegs. Karlheinz Rossbachers „Essays über Literatur und Malerei“ sind – nicht gerade vom ersten Satz, aber doch von der zweiten Seite an - proppenvoll mit Namen, Jahreszahlen, Titeln von Büchern und Gemälden, ja Kompositionen. Selbst die „geübte“ Leserin zaudert.

Ikarus kennt man. Aber „Ikarus bei Ovid, Pieter Breughel d. Ä. und Wystan Hugh Auden“? Da lernt man etwa im dritten Kapitel erstaunlich viel dazu. Oder. „Ein Gedichtbild: Fernand Khnopff und Christina Georgina Rossetti“. Rossetti kennt man auch, denkt aber an den Prä-Raffaeliten und dessen dramatisch großäugige Frauengestalten. Scheint ein Bruder gewesen zu sein.

Oder Kapitel sechs: „Das Wunderbare und die Justitia. Hugo von Hofmannsthals Idylle und eine Kompositionsstudie von Gustav Klimt“.

Sagen wir es unverblümt: Da schlägt der Hofmannsthal- und Ringstraßenzeit-Experte Rossbacher „gnadenlos“ zu. Findet die Leserin freilich ihr „persönliches“ Nadelöhr zum Einfädeln in die komplexen überbordenden Ströme von Fakten und Wissen (ein ganzes reiches und hochdekoriertes Forscherleben steht immerhin im Hintergrund), wird es interessant und spannend: Dann lassen sich einzelne der unzähligen Details einknüpfen in das dünn geknüpfte Netz vorhandenen Wissens – und dieses wird dichter, bunter und reicher.

Schon der Klappentext macht deutlich, was auf einen zukommt: „Der französische Dichter Paul Valery schrieb einmal: ‚Der Anblick der Dinge löst ein inneres Reden aus‘. Damit meinte er auch die Kunst. Einer seiner Zeitgenossen, der junge Hugo von Hofmannsthal, sagte von sich, er sei ein Dichter, weil er ‚bildlich erlebe‘. Das macht neugierig auf den Zusammenhang von Literatur und Malerei. Beide zählt man zwar zu verschiedenen Künsten, aber ein Gemälde zu betrachten weckt das Bedürfnis, darüber zu sprechen, und wenn Schriftsteller das tun, entstehen Gedichte oder literarische Prosa.“

Genau. Das ist das eine Thema der neuesten Rossbacher’schen Essays.

„Andererseits haben Sprachwerke immer wieder Maler dazu veranlasst, sie in Bilder zu fassen. Es gibt zahlreiche Bildgedichte, und es gibt, wenn auch nicht so häufig, Gedichtbilder. Wortkunst und Bildende Kunst rühren zwar auf verschiedene Weise an Empfinden und Denken, weil sie auf verschiedene Weise Zeitverläufe und Augenblicke darstellen. Aber da Schrift aus Bildern hervorgegangen ist, sind sie als kulturelle Phänomene verwandt geblieben.“

Das ist also das zweite Thema: Denn das Lesen von Geschriebenem könne man, so Rossbacher, „mit einer kleinen metaphorischen Verschiebung, auch auf das ‚Lesen‘ von Bildern übertragen“. Erklärender Aphorismus gefällig? „Zeichnen ist Sprache für die Augen, Sprache ist Malerei für das Ohr.“

Karlheinz Rossbacher wurde 1940 in Waidegg in Kärnten geboren. Er studierte Germanistik und Anglistik. 1966 begann er seine Tätigkeit am Fachbereich Germanistik der Universität Salzburg, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2008 als Professor, ab 1994 als ordentlicher Universitätsprofessor unterrichtete. Von 1980 bis 1982 und von 1994 und 1999 war Rossbacher Institutsvorstand. Im Otto Müller Verlag ist etwa der Band „Lesen und leben“ erschienen. Rossbachers „Persönliches Alphabet“.

Karlheinz Rossbacher: Lesen, Schauen, Staunen. Essays über Literatur und Malerei. Verlagsbüro Johann Lehner, Wien 2017. 155 Seiten, 19,90 Euro - www.verlag-lehner.at
Zu einer Buchpräsentation lädt das Literaturarchiv Salzburg am Donnerstag (30.11.) um 19 Uhr - Karlheinz Rossbacher wird sein neues Buch vorstellen, Bettina Rossbacher daraus lesen – www.uni-salzburg.at
Bild: Otto Müller Verlag

 

 

 

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