Trakl interaktiv
GEORG TRAKL FORSCHUNGS- UND GEDENKSTÄTTE
03/11/16 Trakl lesen - sinnlich, beängstigend, faszinierend. Immer lohnend, nicht immer leicht. Die sich entziehenden Frauengestalten, die golden und blaufarbenen Traumbilder, die albtraumhaften Visionen… Den Dichter Georg Trakl näher bringen will die Georg Trakl Forschungs- und Gedenkstätte – seit heute Donnerstag (3.11.) im brandneuen Museum.
Von Heidemarie Klabacher
Musik und Literatur unter einem Dach: Seit 1973 gehört die Georg Trakl Forschungs- und Gedenkstätte zur Salzburger Kulturvereinigung, die sonst ja eher mit Musik auf sich aufmerksam macht. Nun steht aber einmal die Literatur im Mittelpunkt: Das kleine, feine aber doch schon ein wenig verstaubte Trakl-Museum ist komplett modernisiert, inhaltlich überarbeitet und nach neuen museumspädagogischen Erkenntnissen umgestaltet worden.
Die renovierte Georg Trakl Forschungs- und Gedenkstätte präsentiert den Dichter in drei Ausstellungsbereichen, „die die Widersprüche in Trakls Leben wiedergeben sollen“, hieß es heute Donnerstag (3.11.) bei der Pressebesichtigung: Historischer Raum, Ausstellungsraum und Medienraum vermitteln Information und Eindrücke über die konkrete Lebensgeschichte, über die Selbstwahrnehmung Trakls als Dichter und dessen „Flucht in die blaue Höhle“.
Im historischen Raum sind denn großteils Einrichtungsgegenstände aus dem Trakl’schen Familienbesitz zu sehen: „Sie sollen einen Eindruck von der Herkunft Trakls vermitteln.“ Das neu dazu gekommene Klavier soll die Bedeutung der musikalischen Erziehung der Trakl-Kinder betonen. Immerhin hat Musik die spätere Lyrik Trakls stark beeinflusst. Das Instrument ist aber kein „Museumsstück“ sondern wird bei Veranstaltungen auch gespielt werden, betont Elisabeth Fuchs, die auch Trakl-Verantwortliche künstlerische Leiterin der Kulturvereinigung.
Im Ausstellungsraum entstand durch zwei sechs Meter lange, an den Wänden frei hängende Ausstellungseinbauten, eine Art „inszenierte Achse“, die mit der Büste Trakls vor einer blauen Wand endet. Echtes Licht bricht durch die Fenster. Die Verbauten selbst geben sich verschlossen. „Es soll nicht alles auf den ersten Blick preisgegeben werden“, sagt die Architektin Sandra Ramböck.Durch die einheitliche Gestaltung sollen die Themengebiete fließend ineinander übergehen.
Unterhalb der Info-Texte zu den jeweiligen Schwerpunkten gibt es in einem beleuchteten Schaukasten und in ausziehbaren Schubladen darunter jeweils passende Dokumente, „teils sogar im Original“, betont Hans Weichselbaum, der international bekannte Trakl-Experte und Gedenkstättenleiter am Waagplatz. Farben spielen im Werk Trakls eine zentrale Rolle. Dem will man mit der Gestaltung Rechnung tragen. Der Umbau stelle die „größte bauliche Veränderung seit der Übernahme der Georg Trakl Forschungs- und Gedenkstätte durch die Salzburger Kulturvereinigung dar“, betont Kulturvereinigungs-Präsident Hans Schinwald.
Wie macht man Leben und Werk eines (komplexen) Dichters einer breiten Öffentlichkeit zugänglich? Die Georg Trakl Forschungs- und Gedenkstätte bietet regelmäßig Führungen an, veranstaltet Lesungen oder eine Tonbildschau – und gibt Bücher zu Trakls Leben und Werk heraus.
Kulturvereinigungsleiterin Elisabeth Fuchs betont, dass ihr persönlich „neben all den wunderbaren und notwendigen gestalterischen Neuerungen“, vor allem das neue Vermittlungskonzept am Herz lag. „Es geht vor allem auch darum, ein jüngeres Publikum für die Person und das Werk Georg Trakls zu begeistern“, sagt die leidenschaftliche Musikvermittlerin, die auch vor der Literatur nicht Halt macht: „Wir würden uns sehr freuen künftig mehr Besuch von Schulkassen bei uns am Waagplatz zu bekommen!“
Auch dafür sei man nämlich durchaus gerüstet: Neben fixen interaktiven Stationen gebe es auch Tablets, „die einfach und vor allem spielerisch an die Lyrik Georg Trakls heranführen“. So sind etwa auf einer eigens für die Georg Trakl Forschungs- und Gedenkstätte programmierten Oberfläche einzelne Werke bildender Künstler zu sehen, die sich mit Trakl beschäftigt haben. „Sie sind ebenso ein Echo auf Trakls Lyrik wie einzelne Beispiele von den vielen Kompositionen oder kurze Ausschnitte aus Trakl-Filmen.“ Einzelne Gedichte Trakls und Ausschnitte aus Briefen können an Hörstationen gehört werden. Tinte und Papier gibt es aber auch – zum Verfassen eigener Gedichte.
Die Georg Trakl Forschungs- und Gedenkstätte ist freilich auch nach dem Umbau noch immer gut versteckt im Hinterhof am Waagplatz – trotz neuer Hinweisschilder eher nur für „Eingeweihte“ zu finden. Deswegen appelliert Hans Weichselbaum an die verantwortlichen Politiker, dass am Salzachkai und am Waagplatz stärker auf das neue „Trakl Museum“ aufmerksam gemacht werde.