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Kaplaninnen des Teufels und Himmelstauben

BUCHBESPRECHUNG / FRAUEN IN SALZBURG

12/12/12 Hat man vielleicht schon damals mit öffentlichen Geldern gezockt? Katharina Ruprecht stiftete der Stadt Salzburg 1823 eine Getreideschenkung zur Unterstützung verarmter Bürger. Die Hofapothekers-Witwe betonte in ihrem Testament, dass nach ihrem "unabänderlichen Willen" dieses Vermögen niemals in das Kommunal- oder Stiftungsvermögen der Stadt einfließen dürfe.

Von Heidemarie Klabacher

Katharina Ruprecht - eine der vielen weitsichtigen, klugen und vergessenen Frauen, von denen der Band „Frauen in Salzburg“ erzählt.

„Fürstin“ haben wir ja nie eine gehabt. „Unsere“ Landesfürsten lebten ja zumindest der Theorie nach zölibatär. Dennoch hat es am Fürsterzbischöflichen Hof auch Damen gegeben. Friederika Maria Gräfin von Kuenburg (1742-1802), die Ehefrau des Oberstallmeisters, wird von Zeitgenossen als „liebenswert, ein bisschen boshaft, aber anmutig ohne bitteren Spott“ beschrieben.

Die Äbtissinen vom Nonnberg. Bürgerliche Frauen, wie die Witwen Anna Elisabeth Spängler, Maria Theresia Hagenauer oder Maria Moldan. Adelige Frauen, wie die Kaiser-Witwe und „Landesmutter“ Caroline Auguste oder eben die charmante Gräfin Kuenburg: Von ihnen ausgehend spannen die Autorinnen den Bogen bis herauf in die Gegenwart. Bis zu Rosa Pock, Brita Steinwendtner oder Gudrun Seidenauer im Kapitel „Schriftstellerinnen in Salzburg“. Bis zu Christine Lechner, Brigitte Huber-Theissl oder Ursula Spannberger im Kapitel „Architektur ohne Architektinnen?“ Bis zu Adriana Hölszky, Sabina Hank oder Elisabeth Fuchs im Kapitel „Frauen in der Salzburger Musikgeschichte".

Ein kleines aber besonders spannenderes Herzstück im Buch "Frauen in Salzburg. Zwischen Ausgrenzung und Teilhabe" ist die Fotostrecke „Salzburger Frauenwelten im Bild“ mit Arbeiten von Fotografinnen und Fotografen von 1900 bis in die jüngste Gegenwart.

Insgesamt ist der Band 34 der Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg reich bebildert. Vergangene Jahrzehnte werden in vielen Bildern plastisch greifbar: Wie lange her 1976 oder 1980 bereits sein müssen! Das sieht man erst, wenn man „historische“ Fotographien betrachtet, wie etwa „Stadträtin Martha Weiser im Sitzungssaal des Rathauses“ oder „Erste Frauendemonstration aus Anlass des Internationalen Frauentages am 8. März 1980“. Die „Kanzleigehilfinnen um 1900“ wirken kaum weiter weg. Die Marktfrauen in der Philharmonikergasse schauen heute freilich kaum anders aus, als anno 1958; während Häubchen und Schürzchen der Annnahof-Schülerinnen von 1960 wohl endgültig in der Altkleidersammlung der Geschichte gelandet sind.

Das erste Kapitel „Frauen in der Salzburger Öffentlichkeit“ ist eine kurz gefasste Sozial- und Rechtsgeschichte, die an die Quellen zahlreicher gesetzlich festgeschriebener Ungerechtigkeiten führt: „Obwohl Frauen immer einen wesentlichen Teil der Produktions- und Reproduktionsarbeit leisteten, blieb ihnen die Ausbildung und Ausübung eines Berufs verwehrt – sie waren arbeitende und nicht berufstätige Frauen“, heißt es da. Interessant auch die Folge - allseits akzepierten – weiblichen Einsatzes für soziale Belange, wie etwa für die Armenfürsorge oder die Errichtung des Kinderspitals in Salzburg: „Diese soziale weibliche Tätigkeit trug dazu bei, Lebensbereiche wie Pflege oder Fürsorge sowohl für Familienmitglieder als auch familienfremde Personen, die prinzipiell beide Geschlechter betreffen, der privaten Initiative von Frauen zu überlassen.“

Immerhin wurden in Salzburg ab 1870 „erste berufsspezifische Ausbildungskurse für Mädchen angeboten“, 1875 eine gewerbliche Schule „provisorisch“ eingerichtet, und „1878/79 erstmals ein allgemeiner Unterricht für Mädchen zum kunstgewerblichen Fachunterricht und ein Jahr später eine Abteilung für Keramik eingerichtet“. Das ist stilistisch ziemlich daneben. Das ganze Kapitel ist nicht leicht zu lesen, gebärdet sich wissenschaftlich-sperrig - ist inhaltlich aber so spannend und erhellend, dass man über die sprachlichen Unzulänglichkeiten hinwegsehen muss.

Immer wieder erwähnt werden die beiden Vorkämpferinnen für Frauenrechte Irma von Troll-Borostyáni und Rosa Kerschbaumer. Erste Frauen in der Salzburger Politik waren Alice Brandl, Sozialdemokratin, Schuldirektorin und am längsten amtierende Salzburger Gemeinderätin der Ersten Republik; die christlichsoziale Mandatarin Maria Winkler, anscheinend eher eine frühe „Alibifrau“; oder Fanny Heilmayr, die Gemeinderätin der Großdeutschen Volkspartei. Der Nationalsozialismus schränkte mühsam erworbene Rechte der Frauen wieder ein. „Frauen in Salzburg“ erinnert an die Widerstandskämpferinnen Rosa Hofmann, Anna Bertha Königsegg und Agnes Primocic.

Christa Gürtler, Sabine Veits-Falk (Hg.): Frauen in Salzburg. Zwischen Ausgrenzung und Teilhabe. Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg 34. 176 Seiten, 16,80 Euro.
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Bilder: Stadtarchiv Salzburg/www.stadt-salzburg.at


 

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