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Wege zum modernen Bauen

BUCHBESPRECHUNG / BAUKUNST IN SALZBURG SEIT 1980

18/11/10 Ein neuer Architekturführer für Stadt und Land Salzburg. 255 Bauwerke, die das Denken und das architektonische Wollen spiegeln.

Von Wolfgang Richter

Modernes Bauen war und ist umstritten, weil zwischen Experten und Konsumenten Missverständnisse und Vorurteile herrschen. Nicht selten liegt der Grund in Verständigungsschwierigkeiten, weil Fachjargon und allgemeine Sprache nicht kompatibel sind. Es fehlt aber auch das Wissen über Bauqualität und - für unsere Zukunft wichtig - das Bewusstsein für Nachhaltigkeit im Umgang mit den begrenzten Ressourcen Energie und Naturraum.

Friedrich Achleitner hat es als einer der ersten verstanden, Architektur anschaulich zu analysieren, als Zeugnis (bau-)geschichtlicher Entwicklungen verständlich zu machen, aber auch kritisch zu bewerten. Er entwickelte eine Methode, die wesentlich zum Entstehen einer österreichischen Architekturpublizistik beigetragen hat. Knappe 80 Seiten umfasst der Salzburg Teil in seinem 1980 erschienenen Architekturführer über die österreichische Baukultur im 20. Jahrhundert.

Dreißig Jahre später liegt jetzt eine Weiterführung vor: „Baukunst in Salzburg seit 1980“(Verlag Müry Salzmann) breitet auf 350 Seiten aus - oder besser gesagt komprimiert - was seither passiert ist. Herausgegeben von der Initiative Architektur, wurden für den Band von Otto Kapfinger, Roman Höllbacher und Norbert Mayr 255 Bauten mit Text, Fotos und Plan ausgewählt und auf einer oder zwei Seiten vorgestellt. Dazu kommen in den Randspalten noch Hinweise auf 500 bemerkenswerte Gebäude in der Nachbarschaft, meist mit Foto und Kurztext. Schließlich werden in diesen Spalten noch 100 Objekte aus der Zeit von 1948 bis 1978 vermerkt.

Was alles in Salzburg hätte sein können, lässt Roman Höllbacher in einer Chronologie des Scheiterns, der verschenkten Chancen und verhinderten Projekte Revue passieren.

Auf Verschwundenes und durch Renovierung entstellte oder gar zerstörte Bauten aus den Jahren 1945 - 1978 macht Norbert Mayr aufmerksam – und stellt damit die Frage, wie herausragende Beispiele der Baukultur dieser Jahre erhalten werden können.

Hilfreich sind die auf jeweils eine Seite komprimierten Einführungen zu den zehn Kapiteln, jeweils fünf für die Landbezirke und für die Stadt.

Die Auswahl folgt keiner „Best of“ Strategie. Die Qualitätsmaßstäbe sind nach Bauaufgaben und regionalen Standards differenziert. Die kurzen Textkommentare versuchen Qualität von Architektur an wesentlichen Kategorien festzumachen: auf das Reagieren auf Gelände und Himmelsrichtung, auf Zugang, Erschließung, Logik des Raumangebots, Lichtführung, Ökonomie der Konstruktion, Verhältnis zu Nachbarbauten und Umgebung, Nutzbarkeit der Außenräume, Verhältnis von Aufwand und Wirkung sowie auf Alternativen jenseits des Verordneten und Gewohnten. Das Büchlein im handlichen Taschenformat will, so Kapfinger in der Einleitung, ein Wegweiser zu grundlegenden Fragen des Wohnens und Siedelns, des Konstruieren und Raumgestaltens sein.

Es hilft dem Interessierten tatsächlich, sich zurecht zu finden. Wer darüber hinaus nach Orientierungshilfe verlangt: Vielleicht gelingt es der Initiative - wie in anderen Städten schon üblich - geführte architektonische Erkundungsrouten entlang der im Führer gelegten Pfade anzubieten.

Otto Kapfinger, Roman Höllbacher, Norbert Mayr: „Baukunst in Salzburg seit 1980. Ein Führer zu 600 sehenswerten Beispielen in Stadt und Land.“ Müry Salzmann Verlag, Salzburg 2010. 28.- Euro - www.muerysalzmann.at; www.initiativearchitektur.at

 

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