Der Kaiseradler in der VIP-Kirchenbank
HINTERGRUND / HALLEIN / LANDESGESCHICHTE
16/06/16 Wer war „B H“, der 1816 in der ersten Reihe in der Stadtpfarrkirche Hallein saß und dessen Platz durch ein Messingschild mit Initialen und Kaiseradler gekennzeichnet war?
„Bis zur 2005 abgeschlossenen Innenrenovierung war das Schild aus Messing an der VIP-Kirchenbank rechts vorne montiert“, erinnert sich Michael Neureiter, der 1954 in der Stadtpfarrkirche Hallein zu ministrieren begann: Die Buchstaben B und H, die Jahreszahl 1816, der Adler als Emblem des Kaiserhauses. Wer saß dort? Die Frage beschäftigte Michael Neureiter. „Bezirkshauptmannschaft Hallein“ konnte nicht gemeint gewesen sein, denn eine solche wurde erst 1896 eingerichtet.
Die Frage löste schließlich der Salzburger Historiker Kurt Mitterer mit dem Hinweis auf den „Präsidenten der K.K. Landesregierung und der Herren Stände des Erzherzogtums ob der Enns“, Bernhard Gottlieb Freiherr von Hingenau (1760-1833). Er unterzeichnete am 1. Mai 1816 als Vertreter Österreichs gemeinsam mit Karl von Preysing für Bayern im Weißen Saal der Alten Residenz in Salzburg den Übergabe- und Übernahmevertrag: „Der Regierungspräsident wird sich fallweise auch in Hallein aufgehalten haben, wohl zu den noch offenen Vertragsverhandlungen, die erst 1818 zum Grenzregulierungsvertrag und 1829 zur Salinenkonvention geführt haben“, vermutet Michael Neureiter: „So bekam der prominente Gast dann sein Bankschild in der ersten Reihe auf der ‚Mannerleutseite‘.“ Also rechts. Früher herrschte ja Geschlechter-Apartheit in den Kirchen.
Vor fast genau zweihundert Jahren, am 12. Juni 1816, sagte Kaiser Franz I., der am 7. Juni 1816 von Innsbruck nach Salzburg gekommen war, in seiner Huldigungsansprache die Wiederherstellung der 1811 unter bayerischer Herrschaft aufgelösten Landstände zu. Bernhard Gottlieb Freiherr von Hingenau sah das gar nicht gerne, er rechnete zum harten Kern der Gegner. Schließlich sollte die Landesautonomie erst 1861 verwirklicht werden.
