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„Als Ganzes ein Augenschmaus“

TAG DES DENKMALS / REPORTAGE (1)

22/09/10 Um in den Hof des Hauses mit der vielsagenden Hausnummer eins zu kommen, muss man durch die Fleischhauerei selbst gehen. Dort sind zwei Damen gerade mit dem Herrichten von Bernerwürsteln beschäftigt. Drum ist der Hof des ehemaligen Pflegehofs des Domkapitels auch nicht öffentlich zugänglich.

Von Reinhard Kriechbaum

altDie Fassade mit ihrer prächtigen Sgraffito-Dekoration bietet sich als das erste Fotomotiv an, auf dem Hauptplatz von Mauterndorf. Der lange, schmale Hof dieses auffallenden Gebäudes macht deutlich, dass das Gebäude wirtschaftlichen Zwecken diente. Über den Säulen-Arkaden gibt es hölzerne Umgänge, die Architektur einer Karawanserei irgendwo am Balkan fällt einem ein.

Dieses Kleinod, vorbildlich restauriert wie so viele der insgesamt 29 Objekte in Mauterndorf, wird am Sonntag  (26.9.) im Rahmen des „Tags des Denkmals“ zur Vormittagsstunde zugänglich sein. Im Alltagsbetrieb der Fleischerei Lankmayr wäre das nicht möglich.

Mit dem Restaurieren allein ist es bekanntlich nicht getan. „Die Baudenkmäler sollen leben, bewohnt und bewirtschaftet werden“, sagt Ronald Gobiet, der Salzburger Landeskonservator. Zwanzig Baudenkmale im Bundesland werden am „Tag des Denkmals“ ihre Pforten öffnen, einen regionalen Schwerpunkt setzt man heuer im Lungau. Und das Genießen soll nicht zu kurz kommen. Das Mesnerhaus in Mauterndorf ist  ein weiteres Vorzeigegebäude im Ort. Dort ist der Genuss tatsächlich beheimatet - in einem Haubenlokal. Am Sonntag um 14 Uhr werden die Wirtsleute Maria Lechner und Josef Steffner Schmankerl aus Küche und Keller anbieten.

alt„Liebesbrot“ wird unter anderem in der Burg Mauterndorf kredenzt. Mit einem Beigeschmack von Moschus womöglich? „Nein, wir setzen auf Salbei“, sagt schmunzelnd Burgverwalterin Elisabeth Heiß, die diese Köstlichkeit im Rahmen einer Burgführung (11 Uhr) in der Türmerstube offerieren lässt. Aber auch der Wirt in der Burgschenke ist schon am Planen: Schweinsöhrchen in Honigsauce wird es geben, Bauernkrapfen und „Fleisch in Dunkelheit“, worunter man sich so etwas wie ein Blutwurtsgröstel vorstellen darf.

Die Hauptsache soll freilich der Denkmalschutz sein: So viel bereits restauriert wurde in der Burg Mauterndorf – die Schlosskapelle mit den kostbaren Wandmalereien aus dem Jahr 1360 an der Altarwand wartet noch auf die Restaurierung. Es gibt dort ein klimatisch bedingtes Feuchtigkeitsproblem. Der Veranstaltungssaal gehört ebenfalls generalüberholt, die Technik den Erfordernissen eines tages-genutzten Raumes angepasst. „Reinvestierung ist angesagt, man darf nicht stehen bleiben“, so Salzburgs oberster Denkmalschützer Ronald Gobiet. „Das Bundesdenkmalamt hat auch eine Architekturabteilung, und ein Fachmann von dort habe den Raum schon begutachtet und arbeitet Pläne aus.“

altDer Mauterndorfer Bürgermeister Wolfgang Eder ist für Gobiet ein verlässlicher Ansprechpartner, denn „“Ortsbildschutz funktioniert nur dort, wo der Bürgermeister mitspielt“. Er müsse die Anliegen mittragen und exekutieren. Wolfgang Eder ist Tischler. Er weiß, dass die Restaurationstätigkeit auch Herausforderung und Triebfeder fürs lokale Gewerbe ist: „Ein Kastenstockfenster wird nicht industriell hergestellt.“

Da sind also auch heimische Betriebe herausgefordert. Die Oberflächen-Materialität betont Landeskonservator Gobiet: „Wir fordern ja auch historisches Handwerk“, erklärt er. Die Maurer gingen in Richtung Trockenausbau „und gehen nur mehr selten mit der Kelle um“. Ebenso wenig wie ein Maler heutzutage zum Pinsel greift: „Das müssen wir in Ausschreibungen eigens festhalten.“

Wenn der Bürgermeister den Hauptplatz entlang schaut, stellt er mit gutem Recht fest: "Der ganze Ort ist ein Augenschmaus." Und die Burgverwalterin Elisabeth Heiß: "Es ist auch ein Genuss, hier zu arbeiten." „Normalerweise würden wir einen Ort wie Mauterndorf unter Ensembleschutz stellen“, sagt Ronald Gobiet.

altDas ist vom Gesetz her in Österreich aber erst seit Ende der achtziger Jahre möglich. Warum hat man für Mauterndorf einen solchen Gesamt-Schutz noch nicht eingeführt? „In einem Ort, wo schon sehr viel unter Einzelschutz steht, ist es eine heikle Sache, wenn auch noich der Enbsembleschutz drüber kommt“, erklärt Gobiet, der in seinem Alltag ja auch Pragmatiker sein muss. „Wir sind getrieben von der Realität.“

Die weiteren Lungauer Ziele am „Tag des Denkmals“: In der Burg Finstergrün gibt es – natürlich auch hier kostenlose – Führungen um 13 und 15 Uhr. Und im hinteren Murtal, auf 1.400 Metern Seehöhe, ist der Blasnerhof in Muhr nicht nur berühmt für die Lungauer Gastlichkeit seiner Besitzer. Auch der dreihundert Jahre alte Bauernhof als Gebäude ist einen Besuch wert. Seit 1996 hat die Familie Mandl ihr Anwesen mit viel Liebe fürs Detail wieder instand gesetzt und man kann hier eintauchen in die bäuerliche Lebens- und Arbeitswelt früherer Zeiten. Ein Heimatmuseum mit Hausmannskost also … (wird fortgesetzt)

Tag des Denkmals: Sonntag, 26. September. - www.tagdesdenkmals.at
Bilder: dpk-krie

 

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