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Ein See und viele Jubiläen

MATTSEER DIABELLI SOMMER

12/03/24 „Musik.Melodie“ ist von 14. Juni bis 13. September das Motto am Mattsee. „Weil für mich persönlich die Meldodie ein sehr wesentlicher Bestandteil von Musik ist“, sagt Gottfried Franz Kasparek, der alte und neue künstlerische Leiter. Daher werden beim Diabelli Sommer 2024 Stücke auf dem Programm stehen, die dem entsprechen, „aber durchaus auch Neue Musik oder Musik unserer Zeit sein können“.

Von Heidemarie Klabacher

Gottfried Franz Kasparek, von 2009 bis 2019 schon einmal künstlerischer Leiter des Mattseer Diabelli Sommers, hat vor fünf Jahren das Amt „aus eher persönlichen Gründen“ zurückgelegt, blieb dem Festival als Programmbuch-Autor und Mitarbeiter aber weiter erhalten. Als Leiter folgte der Kontrabassist Roberto di Ronza, „der souverän die Coronazeit überbrückt hat“, sich jetzt aber wieder stärker seiner Arbeit als Musiker widmen wolle, berichtet Kasparek im Gespräch mit DrehPunktKultur. Niemand geringerer als Benjamin Schmid, der Obmann des Diabelli Vereins Mattsee, habe ihn gebeten, „das wieder zu übernehmen“. Obwohl er keine solche Führungsposition mehr wollte, leitet Gottfried Franz Kasparek nun den Mattseer Diabelli Sommer befristet auf drei Jahre bis 2026.

Was ist ihm neben der „Melodie“ noch wichtig? „Dass Musik von Komponistinnen gespielt wird, von historischen, aber auch von heutigen.“ Dass klassische und zeitgenössische Neue Musik erklingt, „was besonders in Mattsee immer auch Arnold Schönberg beinhaltet“. Und es gelte, „über Grenzen zu schauen“ und sich auch für Künstler einzusetzen, die es „in ihrer Heimat nicht so leicht haben“.

Dazu gehört etwa am 8. Juli das Konzert Mit dem Cello durch Europa mit Dorukhan Doruk Violoncello und Gülru Ensari Klavier. Erklingen werden 3 Türkü, also Drei Türkische Volkslieder von Özkan Manev, die Cellosonaten d-Moll und a-Moll von Schostakowitsch und Grieg sowie Trois Pièces pour violoncelle et piano von Nadja Boulanger. Ein sehr charakteristisches Programm.

Große Kammermusik, Jazz und Volksmusik gehören dazu, wie die Stammgäste: Benjamin Schmid und Ariane Haering, Veronika Hagen, Clemens Hagen und Sepp Radauer. „Wir begrüßen wieder das komplette Hagen Quartett und heuer auch das stadler quartett.” Der Pianist Herbert Schuch und nach längerer Zeit wieder einmal die Ausseer Bradlmusi werden erwartet. Erstmals in Mattsee gastieren wird der Bariton Adrian Eröd sowie das Vintage Jazz Orchestra, die Jazzformation des Ballaststofforchesters, mit dem Tubisten Martin Hofmeir.

Unter den Komponistinnen befindet sich die erst neunzehnjährige Salzburgerin Cosima Schmid, „das älteste der vier Kinder von Benjamin Schmid und Ariane Haering“. Das sei keine „reine Familienangelegenheit“, betont Kasparek. Benjamin Schmid, Stargeiger und Obmann des Diabelli Vereins, habe „lange zugewartet, bis er voriges Jahr seine musizierenden Kinder erstmals in Mattsee präsentiert hat“, erinnert Kasparek.

Heuer werden sich Cosima Schmid und die Jazzerin Simone Kopmajer einen Abend teilen. „Bei einem so jungen Menschen weiß man natürlich noch nicht, in welche Richtig das weiter gehen wird.“ Cosima Schmid sei jedenfalls eine „sehr starke Begabung in einer Fortführung des Jazz“ und eine ausgezeichnete Jazz-Sängerin. Spielen werden im Jazzkonzert Tea für Two Cosima Schmid & Familienbande (inklusive Benjamin Schmid) sowie Simone Kopmajer & Band am 13. August im fahr(T)raum. „Das ist ein sehr schöner Saal, in dem ein kleines altes Flugzeug hängt und der eine erstaunlich gute Akkustik hat.“ Ein Glücksgriff: Der Saal fasse dreihundert Menschen, eigne sich bestens für „Jazzkonzerte, die in der Kirche schwierig sind und für die der Saal im Schloss Mattsee zu klein ist“.

Ein „Versuch den klassischen romantischen Liederabend wieder zu beleben“ sei der Abend mit dem Bariton Adrian Eröd und Klaviertrio am 12. Juli. Lieder von Haydn aus den Schottischen Liedern für Stimme und Klaviertrio sowie von Fanny Hensel und deren Bruder Felix Mendelssohn stehen auf dem Programm. Das Klaviertrio Klara Flieder Violine, Christophe Pantillon Cello und Biliana Tzinlikova spielt weiters die Klaviertrios d-Moll op. 11 von Fanny Hensel und A-Dur Hob. XV/18 von Joseph Haydn. Das Duo Ariadita, Ariane Haering und Ardita Statovci, holt am 23. August Cecile Chaminade und Mel Bonis vor den Vorhang, „zwei große französische Komponistinnen der Spätromantik“.

Jubiläen fallen 2024 geradezu sonder Zahl. „Das Jahr ist verflixt. Bruckner sorgt dafür, dass der arme Semtana in den Schatten gerät. Puccini schlägt Busoni. Und selbst bei uns in Mattsee stellt Schönberg Franz Schmidt und Josef Suk in den Schatten.“ Dennoch versuche man, einige Jubilare zu berücksichtigen. So spielt etwa das Hagen Quartett bei der Eröffnung am 14. Juni Giacomo Puccinis Crisantemi. Er habe eine Einspielung auf einer alten CD des Hagen Quartetts wieder entdeckt, erzählt Kasparek. „Und sie haben sich entschlossen, mir die Freude zu bereiten, es zum 100. Todestag von Puccini in Mattsee zu spielen.“

Und natürlich Schönbergs 150. Geburtstag! Es sei in Mattsee immer wichtig, Arnold Schönbergs zu gedenken. Aber schon wieder Verklärte Nacht oder die Brettl Lieder? „Das sind schon beinah alle Werke, die mit unserem Publikum in Mattsee kompatibel sind.“ Der Indentant kennt seine Pappenheimer und hat Herbert Schuch zu einem Klavier-Soloabend eingeladen, an dem Arnold Schönbergs Klavierstück op. 11/2 in der Fassung von Ferrucio Busoni erklingen wird. „Schönberg hat diese Fassung sehr geschätzt”, weiß Kasparek. Und für Ferruccio Busoni selber zum 100. Todestag? Von ihm spielt Schuch Toccata, Preludio, Fantasie und Chaconne.

Shane Woodborne ist quasi der Stammkomponist des Diabelli Sommers. Ihm gilt heuer eine Werkschau: „Sein erstes Streichquartett wurde 2012 in Mattsee aus der Taufe gehoben, die beiden weiteren in Salzburg bei der Stiftung Mozarteum. Alle drei hat das stadler quartett uraufgeführt”, erinnert der Intendant. Am 6. September stehen alle drei Streichquartette von Shane Woodborne auf dem Programm. Im Finale am 13. September wird – „So nah an der Oberösterreichischen Grenze gehört sich das“ – Anton Bruckners 200. Geburtstag gefeiert. Und zwar spielt Benjamin Schmid zusammen mit den Salzburg Strings Bruckners Streichquintett F-Dur. Neben dieser „Symphonie für fünf Instrumente” erklingen von Franz Schubert die Ouvertüre c-Moll D 8 und die Fantasie C-Dur D 934 in einer Fassung für Violine und Streicher von Christoph Ehrenfellner. Dieser werde „vom Feuilleton ignoriert und vom Publikum geliebt”, so Gottfried Franz Kasparek.

Mattseer Diabelli Sommer – 14. Juni bis 13. September – alle Programme, Termine und Informationen – www.diabellisommer.at
Bilde: MDS / Peter Branner (1); Felix Broede; Thomas Jaquet; Nikolaus Karlinský; Philippe Gerlach 

 

 

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