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Der Kulturverein verdampft

HINTERGRUND / HALLEIN / SUDHAUS

20/11/20 Ein „Zusammenspiel aus einer drastischen Kürzung der lokalen Fördermittel, fehlenden Ressourcen, der Covid19-Pandemie und einer sich verändernden Kulturpolitik in Hallein“ – das nennt der Kulturverein Sudhaus in Hallein als Gründe für die „freiwillige Auflösung“ mit Jahresende.

Von Reinhard Kriechbaum

Der Verein Kulturverein Sudhaus wurde 2015 gegründet. Es ging vor allem ums Vernetzen. Den vielfältigen größeren und kleineren Initiativen der Region wollte man einen vielfältigen Service wie Öffentlichkeitsarbeit, Ticketing oder Beratung bieten. Man arbeitete mit dem Dachverband Salzburger Kulturstätten zusammen, vor allem hinsichtlich der Veranstaltungsbewerbung on- und offline. Das dreitägige Festival frei_stadt_hallein im September des Vorjahres, ehrgeizig angelegt und als biennales Kultur-Festival in der Salinenstadt angedacht, war die letzte größere Sudhaus-Initiative, die über die Stadtgrenzen Halleins hinaus ruchbar wurde. In der Radiofabrik gestaltet man das Format Jukebox Hallein mit Porträts kulturell sich engagierender Menschen der Region.

Der erst heuer im Jänner formierte neue Vereinsvorstand – Simone Seymer, Katrin Petter, Helfried Hassfurther, Laila Huber und Bettina Pann – ging mit Ambition, aber ohne finanzielle Absicherung ans Werk. Geplant war ein umfangreiches Jahresprogramm aus teilhabe-orientierter und niederschwelliger Kulturarbeit, experimentellen Formaten und Angeboten für ein junges Publikum sowie die Fortführung des Projekts frei_stadt_hallein. „Als langfristiges Ziel und Vision sollte ein autonomes Kulturzentrum für alle fokussiert werden“, heißt es. Förder-Verantwortlichen von Land und Bund habe das Konzept zugesagt, „die Stadtgemeinde Hallein konnte der Verein jedoch nicht überzeugen“.

Die städtische Förderung schrumpfte zuletzt auf weniger als ein Viertel. 2019 gab es noch 90.000 Euro, heuer nur noch 8.000 Euro für Infrastrukturkosten und 12.000 Euro für drei ausgewählte Projekte. Die Botschaft der Subventionskürzung kam kurz vor dem ersten Lockdown. „Wir befanden uns in einem Schockzustand“, sagen die Vorstandsmitglieder. An eine Nachbesetzung der Geschäftsführung (dreißig Wochenstunden) war jedenfalls nicht zu denken, die Vorstandsmitglieder übernahmen diese Aufgabe. Die drohende Insolvenz konnte durch eine sofortige Vorauszahlung vom Land Salzburg im Februar abgewandt werden. „Wir sind erfahrene Kulturarbeiter, die in Hallein etwas bewegen möchten. Kulturarbeit ist Arbeit, die professionell und nicht nur ehrenamtlich bzw. unterbezahlt erfolgen kann und darf.“

Der Vereinsvorstand, resignierend: „Wir haben uns zurückgehalten, abgewartet und auch die Entwicklung der lokalen Kulturpolitik verfolgt. Das Sudhaus hat als Servicestelle in der Region keine Funktion mehr, die Gelder sind nicht vorhanden und die Stadtgemeinde möchte zukünftig einige Agenden übernehmen. Unter diesen Bedingungen kann der Gründungsgedanke des Sudhaus nicht weiter umgesetzt werden.“

Und Perspektiven? „Die Diversität, der Generationenwechsel und die Interkulturalität verlangen mehr denn je nach einer vielfältigen Kulturlandschaft, die allen Halleinerinnen und Halleinern etwas bieten kann. Das Sudhaus macht Platz für Neues, das hoffentlich langfristiger sowie nachhaltiger wachsen kann. Wir hoffen sehr, dass die frei gewordenen Fördermittel dazu eingesetzt werden.“

Bild: dpk-krie

 

 

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