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Von großen Träumen und wenig Wasser

NEU IM KINO / TAMBIÈN LA LLUVIA

26/03/12 „Film ist Krieg“ sagt der von Heiner Lauterbach gespielte Filmproduzenten in Helmut Dietl’s Filmbranche-Satire „Rossini“. In „Tambien la Lluvia“ bricht der Krieg zwischen dem indigenen „Filmvolk“ und den globalen Wasserverwertern aus.

Von Andreas Öttl

„The Bad and the Beautiful“, „Die Verachtung“, „Die Warnung vor einer heiligen Nutte“, „Die amerikanische Nacht“... die Liste von Filmen übers Filmemachen ist lang und könnte endlos fortgesetzt werden. Gemein ist den meisten dabei ein ironischer, selbstreflexiver Blick auf die eigene Branche. Die spanische Regisseurin Icíar Bollaín hingegen interessiert sich dafür in ihrem Film „También la Lluvia“ nur am Rande. Ihr ist die politische Komponente der Geschichte viel wichtiger.

Es geht um ein Filmteam, das in der bolivianischen Stadt Cochababma einen Film über die Geschichte von Christoph Kolumbus drehen will. Aus der Perspektive der Ureinwohner Amerikas soll die Ankunft des weißen Mannes als der Beginn der Tyrannei und Ausbeutung dargestellt werden. Indios als Laienschauspieler ergänzen das Schauspielerensemble. Während die Dreharbeiten langsam fortschreiten, wird in der Stadt die gesamte Wasserversorgung privatisiert und in die Hände eines globalen Wassermultis gegeben. Daraufhin gehen die armen Bewohner auf die Barrikaden und protestieren dagegen, dass ihnen nun auch noch das Wasser weggenommen wird. Einer der Anführer der immer gewaltsameren Proteste ist der Indio Daniel, welcher dadurch auch die Filmproduktion zunehmend gefährdet. Erst spät realisieren die Filmemacher, dass sich die Geschichte wiederholt und mehr als 500 Jahre nach Kolumbus die indigene Bevölkerung noch immer unter der Ausbeutung der westlichen Welt leidet.

„Tambien la Lluvia“ ist ein aufwändig produzierter, ambitionierter Film – und doch nicht völlig gelungen. Er vermittelt zwar sehr eindringlich die Spannung zwischen den Klassen und das aufkeimende Chaos, bleibt jedoch zu durchschaubar und offensichtlich. Zu klar sind die Intentionen der Regisseurin erkennbar und zu klar ist die Trennung zwischen „Gut“ und „Böse“. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Hauptcharakter eine durchaus komplexe Figur ist. Der von Luis Tosar überzeugend verkörperte Filmproduzent Costa macht – geprägt von den Zuständen im Land – eine einigermaßen glaubhafte Wendung vom arroganten, profitgierigen Geschäftsmann zu einem verletzlichen, menschlich agierendem Charakter durch. Im Vergleich dazu weniger interessant ist der von Gael García Bernal dargestellte idealistische Regisseur. Es darf dabei angenommen werden dass diese Figur autobiographische Züge von Regisseurin Icíar Bollaín enthält. Denn auch sein Film ist idealistisch und scheint vom Glauben getragen zu sein, mit einem Film die Welt verbessern zu können.

Den großen Träumen folgt allzu oft die Desillusionierung, und das macht der Film schonungslos bewusst. Dies gilt auch für die authentische Darstellung der schwierigen Produktionsbedingungen, mit denen unabhängige Produzenten in exotischen Drehorten oft zu kämpfen haben und die schon so manches Projekt zum Scheitern gebracht haben. Insofern ist „También la Lluvia“ dann doch auch ein Film übers Filmemachen geworden.

„También la Lluiva – Und dann der Regen“ läuft im "Das Kino" – www.daskino.at
Bilder: www.tambienlalluvia.com

 

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