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Über RAF und die Liebe

IM KINO / WER WENN NICHT WIR

16/05/11 Schon wieder ein Film über die RAF? Muss das wirklich sein? Das mag sich wohl so mancher kritische Betrachter denken, wird doch mit jeder stilisierten filmischen Umsetzung die Gefahr einer Idealisierung der Terroristen größer – noch dazu wenn Andreas Baader von einem sympathischen Schönling wie Alexander Fehling verkörpert wird.

Von Andreas Öttl

altEin seltsamer Zufall ist auch, dass der Film gerade jetzt ins Kino kommt, kurz nachdem der weltweit meistgesuchteste Terrorist Osama bin Laden getötet wurde.

Erfrischenderweise konzentriert sich Regisseur Andreas Veiel – der sich bereits in seinem preisgekrönten Dokumentarfilm „Black Box BRD“ dem Thema genähert hat – in seinem Spielfilmdebüt aber auf die jungen Jahre der RAF. Der Film endet quasi dort, wo Bernd Eichingers Großproduktion „Der Baader Meinhof Komplex“ aus dem Jahr 2008 erst so richtig beginnt.

Im Mittelpunkt des Films steht die Liebesbeziehung zwischen Bernhard Wesper und Gudrun Ensslin, die sich Anfang der 60er Jahre in Tübingen kennen und lieben gelernt haben. Veiel verknüpft die Geschichte der beiden zunehmend mit Archivmaterial aus der Zeit, was die hohe Authentizität des Films weiter verstärkt. Dies ist freilich auch der Grund, warum der Film auf der emotionalen Ebene nicht wirklich funktioniert. Der ehrenwerte dokumentarische Realismus geht auf Kosten der Dramaturgie.

altDie den Kern des Film bildende Liebesbeziehung kommt nie richtig in Fahrt und spätestens mit dem erstmaligen Auftauchen von Andreas Baader - ihm zuliebe hat Gudrun Ensslin Wesper verlassen - ist die Spannung draußen.

Die Darsteller können jedenfalls überzeugen: August Diehl beweist erneut, dass er einer der talentiertesten Schauspieler seiner Generation ist. Lena Lauzemis wurde für ihre Darstellung der Gudrun Ensslin zurecht auf der Berlinale bejubelt. Auch die Nebenrollen sind überwiegend gut besetzt.

Gegen Ende des Films, als die historisch bedeutenden Ereignisse wie das Attentat auf Rudi Duschke und die Brandstiftung des Kaufhauses in Frankfurt passieren, wendet sich der Film zunehmend dem privaten Drama von Bernhard Wesper zu. Somit ist „Wer wenn nicht wir“ streng genommen gar kein Film über die RAF – das Politische bildet nur den Hintergrund – sondern über die zerstörerische Kraft der Liebe die einen jungen Mann bis zum Tod treiben kann.

Bilder: www.werwennnichtwir-film.de


 

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