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Ich bin nicht Rilke!

NEU IM KINO / DER LETZTE SCHÖNE HERBSTTAG

16/11/10 Ein typischer Film über Geschlechterklischees ist „Der letzte schöne Herbsttag“ nicht, auch wenn die Grundproblematik „Mann denkt – Frau fühlt“ doch sehr plakativ erscheint. Ralf Westhoff gelingt eine Mischung aus Drama und Komödie, bei der man die meiste Zeit nicht vor Traurigkeit, sondern vor Lachen weinen muss.

Von Isabell Spanier

altNach seinem Debut „Shoppen“ ist „Der letzte schöne Herbsttag“ der zweite Film von Ralf Westhoff. Dabei geht es um die Beziehung von Claire und Leo. Beide sind jung, verliebt, aber nur selten - oder doch nur einseitig glücklich. Und mag es auch heißen, Gegensätze ziehen sich an: Im Falle von Claire und Leo fragt man sich im Laufe des Filmes immer wieder, ob die beiden nicht die Ausnahme sind.

Claire ist sehr impulsiv, launisch und legt jedes Wort des Partners auf die Waage. Sie wünscht sich mehr Interesse.Ihrer Meinung nach ist Leo „immer woanders“ und sieht durch sie hindurch. Leo ist natürlich voller Liebe, kann es aber nicht so zeigen, wie sie es sich wünscht. Er ist ein ruhiger Typ, liebt es Rad zu fahren oder über Umwelttheorien zu diskutieren.

Und so kommt es zwischen den Geschlechtertypen im Allgemeinen und zwischen Leo und Claire im Besonderen oft zu Konfliktsituationen. Leo: „Es ist Zeit. Ich hätte gern eine Claire-Gebrauchsanweisung.“ Dabei altliegt Freude und Überforderung nah beisammen: „Sie schreibt immer elend lange SMS, das ist wirklich süß. Nur sie erwartet dann auch dasselbe von mir, am besten mega romantisch und in Reimform. Aber ich bin nicht Rilke!“

Der Film überzeugt durch Witz und viel Humor. Der Mittelteil sticht zwar erschwerend und im Vergleich langatmig heraus, denn Claire wird schon als überaus problemzentriert dargestellt. Gegen Ende wird es aber noch einmal richtig spannend und so läuft die Geschichte noch einmal zur Hochform auf.

In der Fülle von Beziehungsproblemen ist natürlich auch Platz, sich selbst in der einen oder anderen Szene zu erkennen. Die meiste Zeit aber lacht man einfach nur mit, wenn Claire beispielsweise als Ballverkleidung für sich und Leo ein Karottenkostüm entwirft und dann darüber schmollt, dass er über ihre Kostümwahl eben mal überhaupt nicht erfreut ist. Claire: „Du musst den Hut aufsetzen Leo, sonst bist du doch gar keine richtige Karotte, Mensch!“ – „Aber Claire, ich will gar keine Karotte sein, nur du willst eine Karotte sein!“

Doch der Film lehrt die Wichtigkeit von Verständnis und Kompromissbereitschaft, welche jede anfängliche Enttäuschung zu lindern wissen: „Entschuldige, Claire. Es ist halt mein erster Tag als Karotte.“ – „Ich weiß. Wir sind schon manchmal ein verdammt trauriges Gemüse.“

„Der letzte schöne Herbsttag“ ist eine Geschichte über vielleicht zu viele Missverständnisse zwischen Männern und Frauen. Doch was am Ende bleibt, ist die Erkenntnis, dass es die Liebe ist, die die Menschen zusammen bringt und zusammen hält.

„Wir denken ausschließlich darüber nach, was uns unterscheidet, ohne zu wissen, was wir eigentlich gemeinsam haben.“

Bilder: www.derletzteschoeneherbsttag.x-verleih.de




 

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