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Drogen, Bett und matte Sprüche

NEU IM KINO / TAG UND NACHT

08/10/10 Die österreichische Filmemacherin Sabine Derflinger versucht sich am Thema Prostitution. Anna Rot und Magdalena Kronschläger erproben in ihren ersten Hauptrollen den Studentenjob „Junghure“.

Von Michael Russ

altLea (Anna Rot) und Hanna (Magdalena Kronschläger) ziehen vom Land nach Wien um zu studieren. Sie teilen sich eine Wohnung und merken schnell, dass das Geld nicht reicht. Lea schlägt vor für einen Escort-Service zu arbeiten, da ließe sich einiges verdienen, man müsse nur darauf achten die Kontrolle zu behalten.

Sie heuern bei Mario (Philipp Hochmaier) an und werden seine Mädchen Nr. 5 und 6. Noch während sie die Bewerbungsformulare mit erfundenen Details füllen, erhält Hanna den ersten Auftrag. Sie ist zaghaft und unsicher, aber es wird leichter als sie denkt. Dreimal rein und raus, der Kunde ist fertig und schläft ein. Kassiert hat sie schon vorher, den Gummi hat der Kunde auch akzeptiert, sogar selbst übergestreift, als Hanna sich ungeschickt anstellt.

Bald häufen sich die Aufträge, sie schlafen mit den sonderbarsten Käuzen, die Strapse tragen oder beschimpft werden wollen. Manchmal auch gemeinsam mit demselben Mann. Sissi (Martina Spitzer), altMarios Frau und Hure mit Leib und Seele, hat Ratschläge bereit: „Deine Geschichte muss stimmen.“  Oder „Parfüm und Bodylotion müssen von derselben Marke sein, sonst sind die Männer verwirrt!“ (Ob Männer in der  - oder irgendeiner – Situation das merken, besonders mit der Nase voll Koks?)

Studium und Privatleben leiden. Lea hat Jus geschmissen und versucht es ohne viel Nachdruck an der Schauspielschule. Hanna ist in Kunstgeschichte nicht besonders erfolgreich, findet im Studienkollegen Harald (Adrian Topol) jedoch einen Freund, dem sie immer näher kommt. Der gute Vorsatz „die Kontrolle zu behalten“ geht den Weg aller guten Vorsätze und eines Tages läuft die Sache völlig aus dem Ruder.

Bei den recht freizügigen Sexszenen des Films wird einiges an Abwechslung geboten, Fetischisten, Sex im Aufzug, ein wenig flotter Dreier und was es halt so alles gibt. Verschärfend laufen ab und zu Pornofilme auf einem Fernseher im Hintergrund. Gekauft werden kann alles, Lea und Hanna, die ja des Geldes wegen dabei sind, lassen sich auch kaufen. Ab und zu fällt altfür sie ein Orgasmus ab, weil „den Körper kannst ja nicht abschalten!“

Viel Geld in kurzer Zeit verdienen ist sicher eine gute Motivation, aber warum sie selbst die abgefucktesten Kunden akzeptieren und die Drohung „Ich beschwere mich bei der Agentur“ genügt, damit sie schön brav sind, bleibt rätselhaft. Irgendwie scheinen sie Angst vor Mario zu haben. Da der aber mit seinen klischeehaften Sprüchen eher als Witzfigur herüberkommt, ist diese Angst nicht nachvollziehbar. Auch Sissis Weisheiten klingen eher einfältig und nicht so abgebrüht, wie sie wohl gemeint waren.

Wie könnte der ganze Film gemeint sein? Einfach nur die Darstellung vom Leben zweier junger Huren? Funny Hill im Doppelpack? Oder ist er ein Fingerzeig? In der Art: „Junge Mädchen, wenn Ihr Euch ins Rotlicht-Milieu begebt, könnt Ihr in Schwierigkeiten geraten!“ Schwer zu sagen. Man könnte versuchen es herauszufinden - muss aber nicht.

Bilder: www.austrianfilm.at

 

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