asdf
 

Es brodelt im süditalienischen Nudeltopf

NEU IM KINO / MÄNNER AL DENTE

08/08/10 „Der Reisende ist eingetroffen!“ Die Großmutter schließt  den aus Rom angekommenen Tommaso freudig in die Arme. Dabei weiß sie nicht, dass der  Liebling der Familie noch nicht an seinem eigentlichen Ziel angekommen ist.

Von Thomas Macher

altZurückgekehrt in seine Heimatstadt Lecce, soll der Erbe der Pasta-Dynastie Cantone gemeinsam mit seinem Bruder Antonio (Alessandro Preziosi) den elterlichen Betrieb übernehmen. Doch insgeheim hegt Tommaso (Ricardo Scamarcio) schon lange ganz andere Pläne. In Rom hat er nicht Wirtschaft sondern Literatur studiert - und seine Liebe gilt nicht den belle donne der ewigen Stadt, sondern dem jungen Arzt Marco. Absehbar, dass Tommasos traditionsbewusster Vater das nicht mit einem lockeren „capito!“ abnicken wird. Doch beim gemeinsamen Abendessen im Kreis der Familie soll nun endlich reiner Wein zur pikanten Pastasciutta eingeschenkt werden.

Von seinem Bruder angestachelt kommt ihm aber Antonio mit seinem Outing zuvor und wird prompt verstoßen. Aus heiterem Himmel sieht sich Tommaso nun mit der alleinigen Verantwortung für das Familienimperium konfrontiert.alt Zu allem Überfluss setzt ihm dabei nicht nur seine eigenwillige Verwandtschaft ordentlich zu, auch seine kecke Geschäftspartnerin Alba sorgt für gehöriges Brodeln im süditalienischen Nudeltopf.

„Männer al dente“ (Originaltitel „Mine Vaganti“ zu deutsch etwa „Treibminen“), der achte Film des türkischstämmigen Regisseurs Ferzan Ozpetek, präsentiert sich an der Oberfläche als leichtherzige Sommerkomödie an der Küste Apuliens. Doch die einfühlsam erzählte Geschichte von der Erfüllung lang ersehnter Wünsche und Träume sorgt für erheblichen Tief- und Wellengang. Denn nicht nur die Geständnisse der jungen Söhne lassen die gutbürgerliche Fassade der Cantones bröckeln. Papa Vincenzo (Ennio Fantastichini) tröstet sich schon seit geraumer Zeit  mit einer Geliebten über den Ehealltag hinweg, Tante Luciana (Elena Sofia Ricci) hat eine Vorliebe für junge Männer und starken Alkohol und die geheimnisvolle altGroßmutter, großartig gespielt von Ilaria Occhini, plant „ein Attentat“. Die liebevolle Zeichnung der Charaktere und der Umgang mit Homosexualität fernab von komödiantischen Klischeebildern (einzig der Auftritt von Tommasos Freunden im „Traumschiff Surprise“-Stil trübt das Bild ein wenig) sind die Stärken von Ozpeteks Film.

Auch die Darstellerleistung ist kaum zu bemängeln, wenn auch Lunetta Savino als spießige aber herzliche Mama Cantone und Bianca Nappi, die die unterschätzte Tochter mit Geschäftssinn verkörpert, nicht wirklich zur Geltung kommen. Herausragend spielt dafür Ilaria Occhini, die ihrem Charakter Würde und Verletzlichkeit, im selben Atemzug aber auch eine gehörige Portion Chuzpe verleiht.

Bilder: Prokino Filmverleih / www.maenner-al-dente.de


 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014