Was du und ich erlebt und gehört haben
HINTERGRUND / JUGEND / KINO
06/03/14 „Pioniri – Meine Geschichte, unsere Geschichte“: So heißt ein neuer Streifen im Rahmen der Aktion „Filmemachen mit jungen Menschen“, betreut von der Aktion Film vom Salzburger Institut für Medienbildung. Junge Salzburgerinnen und Salzburger erzählen vom Krieg in Ex-Jugoslawien.
Das sind natürlich ganz unterschiedliche Erfahrungen. Die meisten jungen Leute haben die Geschehnisse ja nicht mehr vor Ort erlebt, sie sind in Migrantenfamilien hier aufgewachsen. Was sie vom Krieg wissen, kommt aus Erzählungen von Eltern und Verwandten und natürlich auch von Besuchen in der Heimat der Eltern.
Wenn Jugendliche unterschiedlichster Herkunft ihre eigenen Geschichten aber auch Hintergründe der Kriege in Ex-Jugoslawien gemeinsam erzählen, so werden Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede sichtbar und teilweise auch aufgearbeitet. „Ich finde die jungen Frauen und Männer sehr mutig. Ihre Bereitschaft, über eigene Kriegserlebnisse bzw. -erzählungen zu reden, ist bemerkenswert“, so Martina Berthold, die als Jugend-Landesrätin auch für Migranten zuständig ist.
Zuerst haben im Schwerpunktprojekt „WhyWar.at – Ex-Jugoslawien“ (2012-2013) haben die „Pioniri“ aus Serbien, Kroatien, Bosnien und dem Kosovo ihre Erfahrungen in Zusammenhang mit den damaligen Kriegsgeschehnissen miteinander in Schulen geteilt. „WhyWar.at“ ist ein Projekt des Friedensbüros Salzburg mit thematisch wechselnden Kriegsregionen.
Der junge Regisseur Sandro Antonino Pfeiffer hat dann „Pioniri – Meine Geschichte, unsere Geschichte“ realisiert. Produziert hat den Film die Aktion Film des Instituts für Medienbildung in Salzburg, die, wie in mehreren Projekten vorher, die Aufarbeitung von Kriegsszenarien durch junge Menschen forciert und gleichzeitig junge Filmbegeisterte erste Filmerfahrungen machen lässt. Dem jungen Regisseur stand Markus Weisheitinger-Herrmann, Projektleiter vom Institut für Medienbildung, als erfahrener Coach zur Seite.
Im 35-minütigen Dokumentarfilm kommen Interviewpassagen von sechs jungen Menschen aus dem etwa 15-köpfigen Team von „WhyWar.at Pioniri“ vor. Er enthält auch Textsequenzen (gelesen von der Schauspielerin Hildegard Starlinger), die einen gemeinsamer Nenner von Kriegszusammenhängen der sechs Interviewpartner darstellen. Solche gemeinsamen Sichtwiesen gibt es, auch wenn in den jeweiligen Herkunftsländern die Meinungen zu Schuld und Opferrolle ganz unterschiedlich sind. „Durch das Ziehen an einem Strang soll Aufarbeitung möglich gemacht werden“, heißt es. Kernthema ist das Bemühen, gemeinsam den Schrecken des Krieges zu überwinden. Begleitet wird der Film von einem aufwändig gestalteten Booklet im Comic-Stil.
Das Institut für Medienbildung verfolgt mit der Herausgabe von Dokumentarfilmen einerseits den Auftrag, junge Menschen in einer partizipativen Weise an verschiedenste Medien heranzuführen. Gleichzeitig wird Zeitgeschichte der näheren geografischen Umgebung für junge Menschen von jungen Menschen aufbereitet. In den vergangenen Jahren sind Dokus wie „Festgefahren. Auf den Spuren der Roma und Sinti“, „Zigeunerlager Maxglan“, „Gras drüber. Erinnerungen an die NS-Vergangenheit von St. Johann/Pg.“ oder „2634M. Portrait eines jüdischen Exodus“ und „Hitlers Jugend“ entstanden.
Der Film „Pioniri – Meine Geschichte, unsere Geschichte“ wird über den Bildungsmedienverleih des Landes Salzburg Schulen kostenlos zur Verfügung gestellt. Zusätzlich wird der Film im Freien Fernsehen „FS1“ ausgestrahlt und demnächst auf der Internetplattform "youtube" zu sehen sein.
Vorerst aber die Erstpräsentation: morgen Freitag 7. März, um 18 Uhr im Jazzit, an die sich ein Balkan-Fest und ein Konzert anschließen.
Zur Website WhyWar - www.whywar.at
Aktion Film/Institut für Medienbildung - www.aktion-film-salzburg.at
Bilder: Friedensbüro